Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Verantwortung des Sports: Der 7. Oktober und der Fußball
> Auch der Sport ist vom Krieg betroffen – in Israel und im Gazastreifen.
> Wenn sich der Sport klar macht, dass er politisch ist, kann er viel
> bewirken.
Bild: Am 7. Oktober 2023 ermordet: Lior Asulin bei einem Europacup-Spiel 2007 i…
Ein Spiegel der Gesellschaft sei der Sport, heißt es. Wenn dem so ist, dann
wäre am 7. Oktober vor einem Jahr nur auf einen Spiegel geschossen worden.
Doch nicht Glas zerbarst, sondern es wurde neben anderen [1][Lior Asulin]
ermordet. Der Ex-Profi war auch einmal bei dem palästinensischen Klub Bnei
Sakhnin FC unter Vertrag; er wollte seinen 43. Geburtstag feiern.
Ben Binyamin war auch auf dem Fest, ebenfalls Profi, nämlich beim
Erstligisten Maccabi Sha’arayim. Bei dem Angriff wurde er schwer verletzt,
ein Bein musste amputiert werden.
Sport ist eben kein Spiegel, sondern immer dabei, wenn um eine bessere
Zukunft gekämpft wird – oder, wie am 7. Oktober, Menschen gedemütigt,
verschleppt und ermordet werden.
Auf den Angriff der Hamas folgte die Reaktion Israels. Auch hier wurden
viele Sportler getötet. Wenn man den Angaben [2][Dschibril Radschub]s
glauben kann, waren es über 250, überwiegend Fußballer. Der Präsident des
palästinensischen Fußballverbandes ist freilich nicht für Seriosität
bekannt.
Radschub und etliche andere fordern einen Ausschluss Israels vom
internationalen Sport. Radschub verweist auf Sanktionen beispielsweise
gegen Russland, nachdem es die Ukraine überfallen hat. „Hält die Fifa
einige Kriege für wichtiger als andere und einige Opfer für bedeutender?“,
fragte Radschub und hatte dabei gewiss nicht Lior Asulin oder Ben Binyamin
im Blick. Und auch nicht den Fußballfan [3][Hersh Goldberg-Polin], den die
Hamas-Terroristen verschleppten und dessen [4][Leiche] im August in einem
Tunnel bei Rafah im südlichen Gazastreifen gefunden wurde.
## Israel, Palästina, Russland und falsche Gleichsetzungen
Ausschlussforderungen gegen palästinensische Sportverbände gibt es nicht,
denn mit dem, was die Hamas-Regierung Gazas verantwortet, bringt man die
Verbände, denen Radschub vorsteht – er ist auch Präsident des Olympischen
Komitees Palästinas –, nicht in Verbindung.
Israelische Sportler werden dagegen für die Politik der von Benjamin
Netanjahu geleiteten Regierung in Jerusalem mitverantwortlich gemacht.
Weil, ja, warum eigentlich? Weil Israels Sport politisch sei, der
palästinensische nicht? Oder weil Russland doch auch ausgeschlossen wurde?
Nichts davon ist stimmig. Die Parallelisierung Israels mit einem Land, das
seine Nachbarn mit einem Angriffskrieg überzieht, ist schlicht falsch. Eine
sich auf diese Geschichtsfälschung beziehende Ausschlussforderung gegen
Israel wird und muss ins Leere laufen. Das weiß vermutlich sogar Dschibril
Radschub, der [5][Erfahrung] mit Forderungen gegen Israel hat, die allesamt
mit Ansage scheitern.
Grundlos allerdings wagt sich ein Stratege wie Radschub dennoch nicht so
weit hinaus. Wenn es ihm gelingen sollte, die Gleichsetzung Israels mit
Russland wenigstens ein bisschen zu popularisieren, dann würde ja nicht
Israel ausgeschlossen, sondern Russland zurück in den Weltsport kommen.
Denn, so würden die Akteure von IOC und Fifa stolz blöken, Sport habe doch
nichts mit Politik zu tun.
Und im Fahrwasser dieser längst widerlegten Ideologie könnte ein Dschibril
Radschub weiter seinen Verbalradikalismus gegen Israel pflegen, zu dem –
auch das sollte nicht vergessen werden – palästinensische Fußballturniere
gehören, die nach Selbstmordattentätern aka „Märtyrern“ benannt sind.
Ben Binyamin übrigens, der Fußballprofi, der durch den Hamas-Terror ein
Bein verlor, kickt mittlerweile in Israels Nationalteam der
Amputierten-Fußballer. Er ist Teil der Gesellschaft.
6 Oct 2024
## LINKS
[1] /Terror-der-Hamas/!5962311
[2] /!6007590/
[3] /Von-der-Hamas-getoetet/!6033561
[4] /Sechs-Geiseln-aus-Gaza-tot-geborgen/!6030949
[5] /Kommentar-Abgesagtes-Vor-WM-Spiel/!5511032
## AUTOREN
Martin Krauss
## TAGS
Kolumne Press-Schlag
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Israel
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Kolumne Press-Schlag
Berlin
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
BDS-Movement
Israel
## ARTIKEL ZUM THEMA
Sport im Gaza-Krieg: Zerstörte Hoffnungen
In Gaza ist der Wettkampfbetrieb zum Erliegen gekommen. Viele Profis sind
tot. Eine Fußballtrainerin und andere Sportler berichten über die Lage.
Angriffe auf israelische Fans: Sie dachten, sie führen zum Fußball
Anhänger von Maccabi Tel Aviv wurden durch Amsterdam gejagt. Judenhasser
sehen den Sport als ihr Kampffeld.
Jahrestag des Hamas-Massakers: Warnung vor Gewaltbereitschaft
Am Montag jährt sich das Hamas-Massaker in Israel. Der Verfassungsschutz
warnt vor einer Zunahme israelfeindlicher und antisemitischer Proteste.
Von der Hamas getötet: Abschied von Hersh Goldberg-Polin
Vom Nova-Festival entführt, überlebte der junge US-Israeli selbst die
Amputation seines Armes. Nun wurde er von der Hamas erschossen.
Boykottforderungen gegen Israel: Nicht untergehen
Bei der Schwimm-WM in Doha wird über Israels Teilnahme diskutiert. Auch im
Fußball formiert sich eine wieder eine Bewegung gegen den jüdischen Staat.
Terror der Hamas: Kein Sport in Israel
Wegen des Kriegs der Hamas gegen Israel ruht der Sportbetrieb. Länderspiele
sind verschoben. Auch Sportler gehören zu den Opfern des Terrors.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.