# taz.de -- Neues Parlament in Sachsen: Dierks wird Landtagspräsident | |
> Bei der ersten Sitzung des sächsischen Landtags zeigt sich: CDU, BSW und | |
> SPD stimmen nicht gemeinsam. Ein AfD-Eklat wie in Thüringen bleibt aber | |
> aus. | |
Bild: Michael Kretschmer (CDU) möchte wieder Ministerpräsident werden. Doch w… | |
Dresden taz | Während seiner Antrittsrede am Redepult raschelte der Zettel | |
von Alexander Dierks, ansonsten war es still. Gerade hatten 97 von 119 | |
anwesenden Landtagsabgeordneten bei der konstituierenden Sitzung in Sachsen | |
den CDU-Politiker zu ihrem Präsidenten gewählt. Er sei ein „demokratischer | |
Überzeugungstäter“, sagte der 36-jährige Dierks nach der Wahl am Dienstag. | |
Einen so jungen Landtagspräsidenten hatte das Parlament in Dresden noch | |
nie. | |
Ebenso neu: Nach der Landtagswahl am 1. September sitzen nun zum ersten Mal | |
sechs Fraktionen und ein fraktionsloser Abgeordneter im Parlament. Ihr | |
erstes Zusammentreffen verlief weitestgehend planmäßig, doch nicht ohne | |
Überraschung. | |
Bei der Antrittsrede von Landtagspräsident Alexander Dierks war das noch | |
nicht abzusehen. Dierks repräsentiert das Parlament nach außen und leitet | |
die Sitzungen der nächsten fünf Jahre. Gerade im Kontext des [1][AfD-Eklats | |
bei der Konstituierung des Landtags] im Nachbarbundesland Thüringen war | |
auffällig, dass er in seiner Rede den Zusammenhalt betonte. Mit ausholenden | |
Gesten plädierte er für einen demokratischen Umgang. „Wir sind Mitbewerber, | |
zuweilen auch Gegner, aber niemals Feinde“, betonte er. Die Abgeordneten | |
seien ein Vorbild für die gesamte Gesellschaft. „Es werden keine einfachen | |
Jahre, aber es können spannende Jahre werden, die den Freistaat | |
voranbringen.“ | |
Warum es schwer werden könnte, zeigte sich ein paar Minuten später, als es | |
um die Stellvertreter:innen von Dierks ging. Der Landtagspräsident | |
übernahm dabei schon die Sitzungsleitung und konnte zunächst verkünden: | |
Seine Parteifreundin Ines Saborowski wurde problemlos mit 95 von 119 | |
Stimmen als 1. Vizepräsidentin gewählt. Ebenso bekam auch der AfD-Kandidat | |
André Wendt genug Stimmen. Dabei wählten ihn mehr Abgeordnete als der | |
AfD-Fraktion eigentlich angehören. Wie in der vergangenen Legislatur stellt | |
die rechtsextreme Partei die zweitgrößte Fraktion. Doch waren es da zuletzt | |
34 AfD-Abgeordnete, sind es nun 40. Wendt bekam in der ersten Abstimmung 84 | |
Ja-Stimmen zum 2. Vizepräsidenten des Parlaments. | |
## Vierter Vize erst im dritten Anlauf | |
Doch für die nächsten Kandidaten kam es anders. Für das Amt des 3. | |
Vizepräsidenten trat Jörg Scheibe vom Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) an. | |
Seine Partei führt derzeit zusammen mit CDU und SPD „Kennenlerngespräche“. | |
Zusammen hätten die drei Parteien mit 66 Stimmen die Mehrheit im Parlament | |
und könnten die Landesregierung bilden. | |
Gemeinsam hatten sie zu Beginn der konstituierenden Sitzung durchgesetzt, | |
dass es einen vierten Vizepräsidenten geben sollte. Ansonsten wäre die SPD | |
ohne Amt ausgegangen. SPD-Fraktionschefs Dirk Panter begründete: Auch die | |
„progressive Seite“ des Parlaments sollte im Präsidium repräsentiert sein. | |
Kritik kam von den Grünen, den Linken und der AfD. Das sei nur teuer, vier | |
Vizepräsidenten seien beim kleinen Landtag in Sachsen eigentlich nicht | |
nötig. | |
Vielleicht war das auch der Grund, warum BSW-Kandidat Scheibe im ersten | |
Wahlgang nur 59 Stimmen bekam und damit durchfiel. Als Dierks das Ergebnis | |
durchsagte, zog der BSW-Politiker erst erstaunt eine Augenbraue hoch, dann | |
die Mundwinkel nach unten und schaute aus dem Fenster. Direkt im Anschluss | |
erging es dem Kandidaten für das Amt des 4. Vizepräsidenten nicht anders: | |
Albrecht Pallas (SPD) bekam nur 48 Stimmen und fiel ebenfalls durch. | |
Nach einer kurzen Pause bekam Scheibe im zweiten Anlauf die Stimmmehrheit | |
und war damit gewählt. Für Pallas reichte es erst im dritten Anlauf, in dem | |
er 60 Stimmen für sich und 51 gegen sich bekam. Pallas nahm das Ergebnis | |
regungslos entgegen, während sich seine Parteikollegin Petra Köpping | |
lächelnd zu ihm umdrehte. Wie Dierks bereits gesagt hatte: Es könnten | |
spannende Jahre werden. | |
1 Oct 2024 | |
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## AUTOREN | |
David Muschenich | |
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