| # taz.de -- Bewegungstermine in Berlin: Der Widerstand wird globalisiert | |
| > Das Living Resistance Festival holt Kämpfe aus dem Globalen Süden nach | |
| > Berlin. Etwa aus der Demokratischen Republik Kongo, wo ein Ökozid droht. | |
| Bild: Auch bedroht vom globalen Kapitalismus: Gorillas im Kongobecken | |
| Im Kongo-Becken in Zentralafrika befindet sich der zweitgrößte | |
| zusammenhängende Regenwald der Erde – nach dem Amazonas. Das darin gelegene | |
| [1][Torfmoor „Cuvette Centrale“] ist mit 145.500 Quadratkilometern einer | |
| der größten CO2-Speicher der Welt – und übt eine unschätzbare Funktion f�… | |
| die Stabilisierung des Weltklimas aus. Aus Totholz und absterbender | |
| Biomasse hat sich hier ein Kohlenstoffspeicher [2][von etwa 30 Milliarden | |
| Tonnen] aufgebaut – das ist so viel, wie die ganze Menschheit in drei | |
| Jahren in die Luft pumpt. | |
| Doch die Regenwälder sind bedroht. Félix Tshisekedi, Präsident der | |
| Demokratischen Republik Kongo (DRK), hat riesige Flächen des Regenwalds, | |
| auch Torfmoorgebiete, für die Erschließung neuer Ölfelder zur Auktion | |
| ausgeschrieben. Eine ökologische Katastrophe: Würden die Moore für die | |
| Erschließung ausgetrocknet, könnten bis zu sechs Milliarden Tonnen CO2 | |
| freigesetzt werden, schreibt der Professor für Globalen Wandel, Simon | |
| Lewis, und Bart Crezee, PhD-Kandidat, in einem [3][Artikel im | |
| Wissenschaftsportal The Conversation]. Das sei so viel, wie ganz | |
| Großbritannien derzeit in 14 Jahren ausstößt. | |
| Was das alles mit einer Bewegungskolumne für den Raum Berlin zu tun hat? | |
| Nun, die neokoloniale Einrichtung des globalen Kapitalismus sprengt eben | |
| die engen Kategorien journalistischer Zuständigkeit. Denn die Regierung des | |
| seit der Kolonialzeit massivst ausgebeuteten und bis heute extrem armen | |
| Landes [4][hat immer wieder signalisiert], die Erschließung zu stoppen – | |
| wenn der Globale Norden, dessen Reichtum auf Kolonialismus und fossiler | |
| Zerstörung basiert, die dringend benötigten Einnahmen kompensiert. | |
| Ähnliches wird auf Klimakonferenzen seit Jahren versprochen – nur | |
| konsequent umgesetzt wird es nicht. | |
| In der kommenden Woche holt Extinction Rebellion (XR) deshalb unter anderen | |
| den Kampf der kongolesischen Klimaaktivist:innen ins kapitalistische | |
| Zentrum. Dieser Kampf wird ein Schwerpunkt des [5][Living Resistance | |
| Festivals] sein, das in der kommenden Woche vom Mittwoch (11. 9.) bis | |
| Sonntag (15. 9.) im Treptower Park stattfindet. Mit 35 Vorträgen und | |
| Workshops, Filmvorführungen, Konzerten und Protestterminen soll sich dabei | |
| den Möglichkeiten angenähert werden, wie sich Mensch und Natur von | |
| Kolonialismus, Kapitalismus und Patriarchat wieder erholen können. | |
| ## Zehntausende Unterschriften gegen Ökozid | |
| Über 64.000 Menschen haben indes eine Petition zur Rettung des Kongobeckens | |
| unterzeichnet, die an die politisch Verantwortlichen in der DRK und in | |
| Deutschland und Europa gerichtet ist. Das Ziel: Eine korruptionsfreie | |
| Kompensation für die DRK, damit das Kongobecken erhalten bleiben kann. Am | |
| Donnerstag (12. 9.) soll die Petition um 17 Uhr vor dem Auswärtigen Amt | |
| (Werderscher Markt 1) [6][auf einer Protestkundgebung] übergeben werden. | |
| Aktivist:innen aus dem Kongo werden dabei ihre Perspektiven teilen. | |
| Vertiefende Informationen zum Ökozid im Kongobecken gibt es auf einem | |
| Workshop am Samstag (14. 9.) um 10 Uhr im Zelt 2 auf dem Protestcamp im | |
| Treptower Park. [7][Der Workshop] findet auf Englisch statt und wird von | |
| der [8][Congo Basin Alliance] organisiert. Lokale Aktivist:innen werden | |
| dabei über ihre Erfahrungen im Widerstand berichten, anschließend soll | |
| gemeinsam diskutiert werden, wie es weitergehen kann. | |
| Um die Barrieren, die zwischen Aktivist:innen aus dem Globalen Norden | |
| und dem Globalen Süden existieren können, dreht sich auch [9][ein weiterer | |
| Workshop der Congo Basin Alliance], der ebenfalls am Samstag (14. 9.) um 16 | |
| Uhr im Zelt 2 stattfindet. Dabei wird der Frage nachgegangen, wie weiße | |
| Menschen aus dem Norden die Kämpfe der örtlichen Aktivist:innen | |
| unterstützen sollten. Auch dieser Workshop findet auf Englisch statt. Am | |
| Sonntag (15. 9., 16:30 Uhr) gibt es dann noch eine weitere lockere | |
| Zusammenkunft mit den Aktivist:innen der Congo Basin Alliance. | |
| ## A100 wegbassen! | |
| Dabei ist das Thema Kongo nur einer von vielen Programmpunkten, [10][hier | |
| umfassend aufgelistet]. Am Donnerstag geht es etwa um Aktivismus innerhalb | |
| multipler, systemischer Kollapsdynamiken (Do., 12. 9., 10 Uhr, Zelt 2). Am | |
| Freitag befasst sich Katharina Debus in einem Vortrag mit Sexismus im | |
| aktivistischen Miteinander – gemeinsamer Austausch ist Teil der | |
| Veranstaltung (Fr., 13. 9., 10 Uhr, Zelt 1). Am Samstag geht es um | |
| Dekolonisierung und Antirassismus, u. a. um den Zusammenhang zwischen | |
| Klima- und Bleiberechtskämpfen (Sa., 14. 9., 10 Uhr, Zelt 1). | |
| Es wäre aber kein Protestcamp von Extinction Rebellion, wenn es nicht auch | |
| auf die Straße und in den konkreten Ungehorsam gehen würde. Am Freitag (13. | |
| 9.) ruft XR deshalb mit zur [11][A100-Wegbassen-Demo] gegen den | |
| wahnwitzigen Ausbau der Stadtautobahn auf. Die Tanzdemo startet um 17 Uhr | |
| am Markgrafendamm (Nahe Bahnhof Ostkreuz). Es gibt einen Fahrradzubringer | |
| (Start: 15 Uhr, Bundesverkehrsministerium), auch vom XR-Festival startet um | |
| 16:30 Uhr [12][eine Zubringerdemo]. | |
| Am Sonntag ruft XR dann zu einer Aktion des zivilen Ungehorsams auf die | |
| Elsenbrücke – als Ort des Ausbaus der A100 zuletzt immer wieder Ziel von | |
| Massenaktionen der Klimaaktivist:innen. Unter dem Motto [13][„Stoppt | |
| fossile Subventionen“] soll klargemacht werden, dass es Geld für Soziales | |
| statt für Kohle, Öl und Gas braucht. Denn vom Kongo bis in die BRD: Wenn | |
| die Klimakrise auch eine des globalen Kapitalismus ist, gibt es darauf eben | |
| nur eine Antwort, die die Menschen dem entgegnen können: Klassenkampf. | |
| 10 Sep 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.greenpeace.de/biodiversitaet/waelder/waelder-erde/entdeckung-er… | |
| [2] https://theconversation.com/congo-peat-swamps-store-three-years-of-global-c… | |
| [3] https://theconversation.com/congo-peat-swamps-store-three-years-of-global-c… | |
| [4] https://www.ft.com/content/b10a3132-1828-4b7a-8929-33de88b1df84 | |
| [5] https://extinctionrebellion.de/aktionen/living-resistance-festival/ | |
| [6] https://teamup.com/ksz99umasn4hrnzd7u/events/1736332976 | |
| [7] https://teamup.com/ksz99umasn4hrnzd7u/events/1738887300 | |
| [8] https://www.instagram.com/congobasinalliance/ | |
| [9] https://teamup.com/ksz99umasn4hrnzd7u/events/1738877847 | |
| [10] https://extinctionrebellion.de/aktionen/living-resistance-festival/ausf%C3… | |
| [11] https://www.a100stoppen.de/ | |
| [12] https://teamup.com/ksz99umasn4hrnzd7u/events/1736336775 | |
| [13] https://teamup.com/ksz99umasn4hrnzd7u/events/1736332976 | |
| ## AUTOREN | |
| Timm Kühn | |
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