# taz.de -- taz Panter Forum Cottbus: Gehen, bleiben? Kommen! | |
> Cottbus hat Potenzial. Und das wird auch schon genutzt, sind sich | |
> Engagierte sicher. Der perfekte Ort also für das taz Panter Forum. | |
Bild: Ort des Austauschs: Beim taz Panter Forum im Bunten Bahnhof von Cottbus | |
Cottbus taz | Was ist Cottbus? Die Stadt, in der [1][SPD-Oberbürgermeister | |
Tobias Schick] regiert, aber die AfD inzwischen die stärkste Fraktion | |
stellt. In der Geflüchtetenfeinde auf der Straße standen, im Frühjahr aber | |
auch 5.000 Demokratieverteidiger*innen. In der jüngst [2][CDU-Kandidatin | |
Adeline Awemo] rassistisch angegriffen wurde, aber am Wochenende auch der | |
Aufbruch e. V. seinen 25. Geburtstag feierte, gegründet schon 1999, um | |
rechten Umtrieben in der Stadt etwas entgegenzusetzen. | |
Und eine Stadt, wo der „Bunte Bahnhof“, gleich neben dem Hauptbahnhof, seit | |
Jahren Subkultur und visionärer Politik eine Bühne bietet. Ein gar nicht so | |
kleines Kleinod, in dem am Samstag die Hitze schwirrt und hitzig diskutiert | |
wird, das zur Stärkung ellenlange Zapiekanka-Sandwichs serviert. Die | |
Herberge für das dritte und letzte taz Panter Forum vor den Wahlen in | |
Thüringen, Sachsen und nun eben Brandenburg. Die perfekte Herberge. | |
Denn in Cottbus wird noch etwas ausgehandelt. Gehen oder Bleiben, titelte | |
ein Podium auf dem Panter Forum. Für [3][Lars Katzmarek] – Bergbauer, | |
Rapper und Soze – ist die Sache klar. „Mein Herz ist hier zu Hause. Ich | |
liebe diese Stadt, ich liebe diese Region. Cottbus hat die Chance, eine | |
richtige Boomtown zu werden, sie ist es zum Teil auch schon.“ | |
Und auch Robert Amat Kreft hat die Frage längst für sich beantwortet. | |
Cottbus biete kulturell alles, was man brauche, wirbt der Stadtabgeordnete | |
vom „Sozialen Umbruch Cottbus“ auf der Bühne. „Die Stadt hat mir so viel | |
gegeben.“ Immer wieder entstehe Neues. | |
## Keine Lücken lassen | |
Das Neue ist etwa die gerade gegründete Uniklinik oder das riesige | |
ICE-Werk. Oder es sind die Sozialarbeitsprojekte von Claudia Arndt im | |
Stadtteil Ströbitz. Erst am Freitag wurde dort Stadtteilfest gefeiert, wie | |
Arndt berichtet. Die Stimmung, trotz dräuendem AfD-Wahlerfolg: ausgelassen. | |
Arndt berichtet auch, wie in Ströbitz jahrelang Strukturen aufgebaut | |
wurden, um Cottbuser Neubürger*innen zu integrieren, was gut klappe. | |
Steht das nun zur Disposition, wenn die Rechtsextremen weiter an Macht | |
gewinnen? Die Partei kündigt offen an, Integrationsprojekte eindampfen zu | |
wollen, dem Landesjugendring die Gelder streichen. Arndt warnt: | |
Verschwinden Projekte, blieben keine Lücken. Sie würden dann von | |
Antidemokraten gefüllt. | |
Es sind die wahlkämpfenden Landespolitiker, auch der Cottbuser CDU-Mann | |
Michael Schierack, die später auf der Bühne versprechen, diese Lücken nicht | |
zulassen zu wollen. Und Cottbus-Oberbürgermeister Schick versichert, er | |
wolle um die AfD-Wähler*innen kämpfen. Längst nicht alle seien | |
rechtsextrem, sie trauten den Parteien jenseits der AfD nur keine Lösungen | |
mehr zu. Dabei hätten die Rechtsextremen diese erst recht nicht. | |
Schicks Plädoyer: „Wir müssen die AfD auf der Bühne stellen, mit | |
Argumenten. Wenn uns das nicht gelingt, dann haben wir wirklich ein | |
Problem.“ Aber es gelinge ja: Häufig genug entlarve sich die AfD selbst | |
oder blamiere sich als ahnungslos. | |
Also: Bleiben statt gehen. Robert Amat Kreft plädiert auch fürs Kommen. | |
„Hier ist man der Erste, nicht einer von vielen. Hier kann man sich | |
ausleben, bekannt werden. Kommt vorbei und bereichert uns.“ | |
Die [4][taz Panter Foren] sind ein Kooperationsprojekt der taz-Redaktion | |
und der [5][taz Panter Stiftung]. | |
9 Sep 2024 | |
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## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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