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# taz.de -- taz Panter Preis: Nicht nur Bahnhof verstehen
> Das Bildungs- und Kulturprojekt Verstehbahnhof in Fürstenberg an der
> Havel gewinnt in Cottbus den taz Panter Preis – und teilt das Preisgeld.
Bild: Panter Preisträger Anke und Daniel Domscheit-Berg vom Verstehbahnhof (l.…
Cottbus taz | Der geilste Makerspace Deutschlands“ – das ist der
[1][Verstehbahnhof] in Fürstenberg an der Havel. Eine Bildungsstätte für
Digitalisierung und Nachhaltigkeit und ein fest etablierter Bestandteil der
Fürstenberger Zivilgesellschaft. Für dieses Engagement wurden der
Verstehbahnhof und seine Gründer:innen Anke und Daniel Domscheit-Berg im
Rahmen des [2][taz Panter Forums am Samstag in Cottbus] mit dem taz Panter
Preis ausgezeichnet.
Wofür alle Engagierten stünden, sei „Nie wieder ist jetzt“ in seiner
gelebten Form. So würdigte [3][Andreas Speit, Rechtsextremismusexperte der
taz], die Gewinner:innen und Nominierten in seiner Laudatio. Und warnte
gleichzeitig: „Das, was sie sich erstritten haben, wird in den nächsten
Jahren massiv zu verteidigen sein.“
2018 begann der Verstehbahnhof mit Workshops im Fürstenberger
Bahnhofsgebäude. Heute ist daraus ein soziales Ökosystem entstanden. „Der
Verstehbahnhof ist ein Möglichkeitsraum und eine Infrastruktur, die sozial
und offen ist“, so Domscheit-Berg. Mittlerweile gehören neben dem
Makerspace auch ein Kreativraum mit Druck- und Textilwerkstatt, ein
Co-Learning-Space für Kinder und Jugendliche sowie ein Umsonstladen mit
Beratungsstelle zum Verein. Rund 1.000 junge Menschen nutzen die Angebote
jährlich.
Trotz des Zuspruchs gibt es aber immer häufiger auch rechte Gruppen, die
das Projekt grundlegend ablehnen. „Teilweise sind das 13- und 14-Jährige,
die gefestigt rechtsextreme Ansichten haben“, so Domscheit-Berg. Kontern
will der Verstehbahnhof mit Medienbildung. Das Preisgeld soll helfen,
Recherche-Workshops an Schulen zu finanzieren.
## Ein Preis für die Zivilgesellschaft
Seit 2005 verleiht die taz den mit 5.000 Euro dotierten [4][taz Panter
Preis]. Angesichts der drei Landtagswahlen in Ostdeutschland und der
anhaltenden Bedrohung von rechts stand in diesem Jahr
zivilgesellschaftliches Engagement im Mittelpunkt. Gleich drei Preise
wurden vergeben – für Thüringen, Sachsen und Brandenburg. Über die
Gewinner:innen entschieden über 7.300 taz-Leser:innen in einer
Online-Abstimmung.
Die Entscheidung kann keine leichte gewesen sein, ist sich Moderatorin
Amina Aziz sicher. Unter den Nominierten war auch der [5][afrikanische
Kulturverein Palanca in Eberswalde]. Dieser wurde in den
Baseballschlägerjahren, vor genau 30 Jahren, von Augusto Jone Munjunga
gegründet. Vier Jahre zuvor hatten Rechtsextreme seinen Freund [6][Amadeo
Antonio in Eberswalde ermordet]. Munjunga, ehemaliger Vertragsarbeiter aus
Angola, ließ sich nicht einschüchtern und gründete einen Verein.
Mit antirassistischer Bildungsarbeit und afrikanischer Musik bei
Stadtfesten fing Palanca damals an. „Wir haben gekämpft für unsere
Integration, um einen Platz für alle zu finden“, erzählt Munjunga.
Mittlerweile ist der 40-köpfige Verein im ganzen Landkreis Barnim ein
Treffpunkt für Geflüchtete und migrantische Communitys aus Kenia, Eritrea
und Somalia. Rassismus sei nach wie vor da, so Munjunga, doch er und seine
Mitstreiter:innen merkten auch, wie sie heute viel mehr Unterstützung
erfahren.
Ebenfalls nominiert waren die Deutsch-Ukrainischen Sprachwanderungen aus
Beeskow. Verbinden durch Sprache, das war das Ziel von Merle Hilbk, als sie
vor 16 Monaten gemeinsame Spaziergänge von ukrainischen Geflüchteten und
Beeskowern initiierte. Einheimische und Neudazugekommene verständigen sich
in einem Mix aus Ukrainisch, Schulrussisch und Deutsch. „Wir können zwar
nicht immer miteinander sprechen, aber die Kommunikation klappt trotzdem“,
so die Engagierten Giuliana Giorgi und Theo Böll.
## Bewegung durch Vernetzung
Eine Vielzahl von Projekten, von internationalen Workshops, Podcasts bis
hin zum taz Panter Volontariat für Nachwuchsjournalist:innen, werden von
der [7][taz Panter Stiftung] gefördert. Der taz Panter Preis und die
Stärkung der Zivilgesellschaft ist dabei ein Leuchtturmprojekt. „Denn
Sichtbarkeit für gute, solidarische Projekte schafft auch Vernetzung, und
durch das Vernetzen entsteht Bewegung“, so die Stiftungsleiterin Gemma
Terés Arilla.
Dass Vernetzung wirkt, zeigte sich an diesem Samstag in Cottbus gleich ganz
konkret: Denn der Verstehbahnhof entschied kurzerhand, einen Teil des
Preisgeldes an Palanca weiterzugeben, um die antirassistische Arbeit in
Eberswalde zu unterstützen.
Mit Cottbus ging das letzte der drei [8][taz Panter Foren] nach Erfurt und
Chemnitz zu Ende. Drei Gelegenheiten, um sich zu vernetzen, zu stärken und
zu ermutigen im Kampf gegen rechts und für demokratisches Miteinander.
Hoffnung gaben all die Nominierten und Preisträger:innen: Netzwerk Polylux,
Bündnis #Nordhausen Zusammen, Kulturhaus Häselburg, Calzone Rivoluzione,
Omas gegen Rechts Döbeln, Sisters Dresden, Banda Comunale, Verstehbahnhof
Fürstenberg, Palanca Eberswalde, Sprachwanderungen Beeskow.
Die [9][taz Panter Foren] sind ein Kooperationsprojekt der taz-Redaktion
und der [10][taz Panter Stiftung].
9 Sep 2024
## LINKS
[1] https://www.verstehbahnhof.de/
[2] /programm/2024/panterforum-cottbus/de/timeline.html
[3] /Andreas-Speit/!a226/
[4] /Panter-Stiftung/Panter-Preis-2024/!v=4269299f-23bb-40f2-a4ea-2b1b1ae40192/
[5] https://palanca-eberswalde.de/
[6] /Gedenken-an-Amadeu-Antonio/!5731208
[7] /Sich-stark-machen/!v=4269299f-23bb-40f2-a4ea-2b1b1ae40192/
[8] /taz-Panter-Foren-2024/!v=9e1836c2-3dd0-4ec0-9baf-042b9649113d/
[9] /taz-Panter-Foren-2024/!v=9e1836c2-3dd0-4ec0-9baf-042b9649113d/
[10] /Sich-stark-machen/!v=4269299f-23bb-40f2-a4ea-2b1b1ae40192/
## AUTOREN
Amelie Sittenauer
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