# taz.de -- AfD verliert Sperrminorität in Sachsen: Welche Rolle der eine Sitz… | |
> Die Sitzverteilung im sächsischen Landtag musste neu berechnet werden. | |
> Nun kann die AfD einige Entscheidungen nicht mehr blockieren. | |
Bild: Nach der Wahl in Sachsen: die Zahl der Sitze wird korrigiert | |
Berlin taz | Ein recht ungewöhnlicher Vorgang hat große Auswirkungen auf | |
die Politik in Sachsen. Das in der Nacht veröffentlichte vorläufige | |
Wahlergebnis war falsch – zumindest was die Sitzverteilung angeht. Grund | |
war nach Angaben des Landeswahlleiters ein Softwarefehler. Am Montag wurde | |
das Ergebnis korrigiert. Demnach erhalten AfD und CDU je einen Sitz | |
weniger, SPD und Grüne je einen Sitz mehr als ursprünglich angegeben. | |
Das hat Folgen für die Politik der nächsten fünf Jahre, denn die | |
rechtsextreme AfD verliert nun die sogenannte Sperrminorität im neuen | |
Landtag. In deutschen Parlamenten können grundlegende Entscheidungen nur | |
mit einer Zweidrittelmehrheit beschlossen werden. [1][Diese hätte die AfD | |
blockieren können], wenn sie wie ursprünglich berechnet 41 der 120 | |
Landtagssitze bekommen hätte. Nun bleiben sie – zumindest rechnerisch – | |
möglich. | |
Allerdings müssten sich dafür alle anderen Parteien einig sein – von der | |
CDU über BSW, SPD, Grünen und Linken bis hin zu dem einen Abgeordneten der | |
Freien Wähler, der seinen Wahlkreis Leipzig Land direkt gewinnen konnte. | |
## Um welche Entscheidungen geht es? | |
Zweidrittelmehrheiten sind zum Beispiel für alle Änderungen der | |
Landesverfassung notwendig und auch für die Wahl von Richter*innen für | |
das Landesverfassungsgericht. Die werden laut Landesverfassung vom Landtag | |
mit zwei Dritteln seiner Mitglieder auf die Dauer von neun Jahren gewählt. | |
Die AfD hätte in Sachsen also die Neubesetzung blockieren oder auch auf | |
eigene Kandidat*innen pochen können. | |
Auch für die Wahl des Rechnungshofpräsidenten, für die Abberufung von | |
Ausschussvorsitzenden sowie für die möglicherweise notwendig werdende | |
Auflösung des Landtags wäre eine Zweidrittelmehrheit erforderlich. All das | |
bleibt durch der Neuberechnung nun zumindest auf dem Papier auch ohne | |
Stimmen der AfD möglich. | |
## Beeinflusst die neue Sitzzahl die Regierungsbildung? | |
Auf [2][die Regierungsbildung] in Sachsen hat die Neuberechnung der Sitze | |
keine Auswirkung. Die bisher regierende Koalition aus CDU, SPD und Grünen | |
hätte nun insgesamt 58 statt zuvor 57 Sitze. Um weiter regieren zu können, | |
bräuchte sie aber 61 der 120 Abgeordneten im kommenden Landtag. | |
Eine stabile Mehrheit kommt nun nur zustande, wenn sich CDU und BSW | |
zusammentun und dann ein Dreierbündnis mit einer weiteren Partei eingehen. | |
Rechnerisch möglich wäre das mit der SPD, aber auch mit den Grünen oder | |
sogar der Linkspartei. Was davon politisch passen soll, steht aber auf | |
einem anderen Papier. | |
2 Sep 2024 | |
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## AUTOREN | |
Gereon Asmuth | |
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