# taz.de -- BSW-Verbände in Sachsen-Anhalt und NRW: Mit und doch ohne Wagenkne… | |
> Das BSW hat zwei neue Landesverbände. Doch in Sachsen-Anhalt und NRW | |
> steht die Partei vor unterschiedlichen Voraussetzungen. | |
Bild: BSW in Sachsen-Anhalt: Der Student John Lucas Dittrich (links) ist einer … | |
Leipzig taz | Das Bündnis Sahra Wagenknecht hat am Wochenende zwei neue | |
Landesverbände gegründet: einen in Sachsen-Anhalt und einen in NRW. Nach | |
den Gründungsversammlungen in Magdeburg und Bochum ist die neue Partei der | |
früheren Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht in 7 der 16 deutschen | |
Bundesländer vertreten. Aber die Namensgeberin war auf keiner der beiden | |
Veranstaltungen persönlich dabei. | |
In Sachsen-Anhalt sprach statt Wagenknecht die Co-Bundesparteivorsitzende | |
Amira Mohamed Ali zu Beginn der Versammlung. Unweit des Landtags in | |
Magdeburg trafen sich am Samstag rund 40 Mitglieder im Theater in der | |
Grünen Zitadelle. Mohamed Ali forderte eine [1][diplomatische Lösung für | |
Putins Angriffskrieg] auf die Ukraine und eine Begrenzung der Migration. | |
Auf der anschließenden Versammlung wählten laut [2][BSW 100 Prozent der | |
Delegierten] den 19-jährigen Studenten John Lucas Dittrich und 95 Prozent | |
den 59-jährigen Verwaltungsbeamten Thomas Schulze zu den | |
Landesvorsitzenden. Dittrich war vorher bei der Linken in Sachsen-Anhalt. | |
Sein Co-Vorsitzender Schulze gehört zu den Neulingen der Politik. Weil bei | |
der Gründungsversammlung in Magdeburg alles reibungslos abgestimmt wurde, | |
sei sie schneller vorbei gewesen als geplant, berichtete John Lucas | |
Dittrich der taz. Es habe kaum inhaltliche Differenzen gegeben. | |
Und das, obwohl ein Teil der Mitglieder des Bündnisses in Sachsen-Anhalt | |
vorher in anderen Parteien gewesen sei: SPD, CDU, FDP und in der Linken. | |
Darunter auch die früheren Landtagsabgeordneten Bianca Görke und Katja | |
Wendland. Letztere wurde am Samstag zur BSW-Landesgeschäftsführerin | |
gewählt. Die 48-jährige Wirtschaftsfachwirtin wurde 2017 als Nachrückerin | |
Mitglied der Linken-Fraktion im Landtag Sachsen-Anhalt, schied bei der Wahl | |
2021 aber wieder aus. Im Oktober 2023 trat sie wegen inhaltlicher | |
Differenzen aus der Partei die Linke aus und wurde im Januar BSW-Mitglied. | |
## BSW schließt Presse aus | |
Welche Diskussionen es gab und wie gewählt wurde, das war nicht öffentlich | |
nachvollziehbar: Presse schloss das BSW aus. Das ist unüblich. | |
Landesvorsitzender Dittrich begründete: „Zwei Drittel der Delegierten | |
machen das zum ersten Mal. Wir wollten, dass es konzentriert abläuft.“ | |
Zukünftig sei die Presse aber zugelassen. | |
Bei dem parallel tagenden Landesparteitag der Linken in Sachsen-Anhalt war | |
Presse nicht nur zugelassen, sondern lief ununterbrochen ein öffentlicher | |
Livestream. Auch dort war das BSW Thema, denn bei der vergangenen | |
Europawahl hat die Linke an keine andere Partei mehr verloren, berichtete | |
Co-Landesvorsitze Janina Böttger. Trotz der Verluste: Sie und Hendrik Lange | |
wurden als Landesvorsitzende bestätigt – allerdings mit nicht ganz so | |
deutlicher Zustimmung wie beim BSW: Böttger bekam rund 70 Prozent der | |
Delegiertenstimmen und Lange 53 Prozent. | |
Der taz sagte Hendrik Lange danach, das sei ein „ehrliches Ergebnis“. Die | |
Wiederwahl zeige trotzdem, dass es Vertrauen in sie und ihre Pläne gebe. | |
„Eine Trendwende funktioniert nur mit der Basis“, erklärte er. Darum wolle | |
die Linke in Sachsen-Anhalt ihre Kommunikation weiter ausbauen. An einer | |
„sozialen, gerechten Politik, die nicht ausgrenzt“, halte die Partei aber | |
fest. Das spreche viele Menschen an, ist sich Lange sicher. | |
Welches Ergebnis das BSW in Sachsen-Anhalt erwarten kann, dafür gab die | |
Europawahl am 9. Juni einen ersten Hinweis. Bei der [3][Europawahl am 9. | |
Juni bekam das BSW] deutschlandweit 6,2 Prozent der Stimmen. Aber in | |
Sachsen-Anhalt setzten 15 Prozent ihr Kreuz bei der neuen Partei – genauso | |
viele wie in Thüringen, wo die Partei bei der Landtagswahl am 1. September | |
dann 15,8 Prozent wählten. In Sachsen wählten das BSW bei der Europawahl | |
12,6 Prozent, bei der Landtagswahl etwas weniger: 11,8 Prozent. | |
## Größter Landesverband mit 113 Mitgliedern | |
In Nordrhein-Westfalen lag das Europawahlergebnis deutlich niedriger: | |
Insgesamt stimmte 4,4 Prozent für das BSW. Trotzdem ist der dort ebenfalls | |
am Samstag gegründete Landesverband mit 113 Mitgliedern der bisher größte | |
in Deutschland. Dazu gehören auch die Bundesvorsitzende Sahra Wagenknecht, | |
die Bundestagsabgeordnete Sevim Dağdelen und der frühere | |
SPD-Oberbürgermeister von Düsseldorf Thomas Geisel. | |
Anders als in Sachsen-Anhalt war bei der Gründungsversammlung in Bochum die | |
Presse zugelassen. Mit ebenfalls je mehr als 90 Prozent wählten die 84 | |
Delegierten Amid Rabieh und Jan Ristau zu den Landesvorsitzenden. | |
Rabieh war seit 2009 bei den Linken, zeitweise sogar im NRW-Landesvorstand | |
und Bundesausschuss. Während der Jurist sich damals in Bewerbungen dafür | |
aussprach, an der Seite von Geflüchteten zu stehen, ist er heute – im | |
Einklang mit seiner neuen Partei – für konsequentes Abschieben. Der | |
Düsseldorfer Anwalt Jan Ristau ist hingegen neu in der Politik. Laut WDR | |
sprach er sich vor allem für Meinungsfreiheit aus. Die sei in Deutschland | |
bedroht. | |
8 Sep 2024 | |
## LINKS | |
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## AUTOREN | |
David Muschenich | |
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