# taz.de -- BSW gründet Landesverbände im Norden: Vertraute und Männer nach … | |
> In Niedersachsen und Bremen gründen sich am Wochenende Landesverbände des | |
> BSW. Am meisten Strahlkraft im Norden hat die Ortsgruppe in Oldenburg. | |
Bild: Im EU-Wahlkampf war das Bündnis Sahra Wagenknecht in Bremen präsent: Wa… | |
Bremen taz | Nach den [1][Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen] holt das | |
Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) nun nach und nach im Rest Deutschlands die | |
formelle Gründung in Verbänden auf Landesebene nach. Dieses Wochenende | |
institutionalisiert sich am Samstag der Landesverband Bremen und am Sonntag | |
soll der Landesverband Niedersachsen gegründet werden. | |
Dass dafür nicht Hannover, sondern Oldenburg mit seinen knapp 170.000 | |
Einwohner*innen gewählt wurde, ist kein Zufall: Oldenburg ist der | |
Wahlkreis der Bundestagsabgeordneten und BSW-Bundesvorsitzenden [2][Amira | |
Mohamed Ali]. Ihr Einfluss im Wahlkreis scheint groß. Die ehemalige | |
Linksfraktion des Rats der Stadt mit ihren vier Mitgliedern ist am 4. | |
Januar gesammelt aus der Linken aus- und als BSW aufgetreten – vier Tage | |
vor der offiziellen Gründung der Partei auf Bundesebene. | |
An dieser Gründung war einer von ihnen direkt beteiligt: Das Oldenburger | |
Ratsmitglied Jonas Höpken, damals noch Linke, war laut Nordwest Zeitung | |
Vorsitzender des Vereins, der die Parteigründung seit September 2023 | |
vorbereitet hat. Er gilt als Vertrauter von [3][Sahra Wagenknecht] und | |
[4][Oskar Lafontaine]. | |
Und noch eine Verbindung gibt es zur Bundesebene: Das Oldenburger | |
Ratsfraktionsmitglied Holger Onken, Kandidat des BSW für Niedersachsen bei | |
der Europawahl, ist liiert mit der Vereinsvorsitzenden Amira Mohamed Ali. | |
Er kandidiert nun für den Vorstand im niedersächsischen Landesverband. | |
## Nur wenige Interessierte konnten schon Mitglied werden | |
Auch in anderen Kommunen in Niedersachsen sind bereits Mandatsträger von | |
der Linken zum [5][BSW] gewechselt. Ins BSW aufgenommen zu werden, ohne ein | |
Mandat mitzubringen, ist bisher gar nicht so einfach: In Niedersachsen gibt | |
es offenbar zwar Tausende Interessierte, aber nur 60 Parteimitglieder. | |
In Bremen ist es ähnlich: 258 Menschen haben sich dort als | |
Unterstützer*innen des BSW registriert; 92 von ihnen haben einen | |
Mitgliedsantrag gestellt. 24 sind mittlerweile aufgenommen. „Wir wachsen | |
langsam“, sagt Christopher Schulze, Landesbeauftragter für das BSW Bremen. | |
Als solcher bereitet er zum einen die Verbandsgründung auf Landesebene vor | |
und spricht zum anderen mit allen potenziellen Parteimitgliedern; er gibt | |
dann eine Empfehlung an den Bundesvorstand ab, der letztendlich über | |
Aufnahme oder Nichtaufnahme eines jeden einzelnen Mitglieds entscheidet. | |
Die zentral gesteuerte Aufnahme solle verhindern, dass die neue Partei von | |
Neuzugängen inhaltlich schnell in eine andere Richtung geführt wird, wie es | |
etwa der ursprünglich wirtschaftsliberalen [6][AfD] passiert sei – aber | |
auch, so Schulze, dass politische Wendehälse die junge Partei als | |
Karriereschanze missbrauchen. | |
Auch der Bremer Landesbeauftragte Christopher Schulze hat Verbindungen ins | |
nahe Oldenburg und zur Bundesspitze. Der 36-Jährige leitet das | |
Wahlkreisbüro von Mohamed Ali in Oldenburg. Er kandidiert am Samstag für | |
den Vorstand des Bremer Landesverbandes. „Das muss man natürlich trennen“, | |
sagt Schulze. „Die Arbeit im Wahlkampfbüro ist beruflich, der | |
Vorstandsposten ist ein Ehrenamt.“ | |
Gemeinsam mit dem selbstständigen Digitalunternehmer Alper Iseri will | |
Schulze in Bremen eine Doppelspitze bilden. Der 47-jährige Iseri hat bis | |
auf eine kurze Phase als SPD-Mitglied bisher weder mit Parteien noch mit | |
Ämtern Erfahrungen gemacht, bringe aber, so Schulze, „großen | |
unternehmerischen Sachverstand“ mit. | |
Neben Schulze und Iseri als Doppelvorstand kandidiert in Bremen auch noch | |
Manfred Steglich als Landesgeschäftsführer – bis 2008 führte der | |
Sozialwissenschaftler die Geschäfte der Linksfraktion in der Bremer | |
Bürgerschaft. Der Bremer Landesverband will sich demnach mit drei Männern | |
an der Spitze aufstellen. Eine Quote brauche man nicht, sagt Schulze: Man | |
habe sich bei den zu besetzenden Ämtern für die Leute entschieden, die | |
aufgrund ihrer Erfahrung am besten geeignet seien. | |
Nicht an der Bremer Parteispitze berücksichtigt wird damit Cornelia Barth, | |
BSW-Mitglied seit Januar, die von 2007 bis 2013 und noch einmal von 2018 | |
bis 2022 Landesvorsitzende der Bremer Linken war. „Wir wollen auch etwas | |
frischen Wind reinbringen“, begründet Schulze die Entscheidung für Iseri. | |
Zunächst gilt für die neuen Landesverbände das Bundesparteiprogramm. Wie | |
sie sich auf Landesebene inhaltlich positionieren, werde man noch | |
debattieren müssen, sagt Schulze. | |
Zunächst findet diese Debatte nicht in der Öffentlichkeit statt: Bei den | |
Gründungsversammlungen ist die Presse jeweils nur für eine Rede der | |
Bundesvorsitzenden zugelassen. Das ist für Parteitage ungewöhnlich. Man | |
wolle die vielen neuen Mitglieder im Politikgeschäft nicht gleich | |
überfordern, erklärt Schulze – alle sollten sich erst mal in Ruhe | |
kennenlernen, künftige Parteitage sollen dann öffentlich sein. | |
13 Sep 2024 | |
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## AUTOREN | |
Lotta Drügemöller | |
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