| # taz.de -- Angeschlagene Meyer-Werft: Ökonom warnt vor Staatseinstieg | |
| > Die Bundesregierung und das Land Niedersachsen haben der Meyer-Werft | |
| > Staatshilfe zugesichert. IfO-Chef Clemens Fuest kritisiert die | |
| > Entscheidung. | |
| Bild: Trotz Kritik: Kanzler Scholz und Niedersachsens Ministerpräsident Weil w… | |
| Berlin taz/rtr/dpa | Bundeskanzler Olaf Scholz hat [1][die Rettung der | |
| angeschlagenen Meyer-Werft durch den Staat bereits zugesagt]. „Wir lassen | |
| die Meyer-Werft nicht allein“, versicherte der SPD-Politiker am Donnerstag | |
| auf einer Betriebsversammlung in Papenburg. Und der Bund werde seinen Teil | |
| zur Lösung beitragen. Und auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan | |
| Weil hat sich angesichts der geplanten Staatshilfen optimistisch für die | |
| Meyer-Werft in Papenburg geäußert. Nun kommt aber heftige Kritik auf. | |
| Der Präsident des Münchner Wirtschaftsforschungsinstituts Clemens Fuest hat | |
| sich gegen die Rettung ausgesprochen. „Es ist nicht die Aufgabe des | |
| Staates, angeschlagene Privatunternehmen vor der Insolvenz zu retten“, | |
| sagte der Ökonom am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. „Wenn das | |
| Geschäftsmodell aussichtsreich ist, werden sich private Investoren finden.“ | |
| Wenn der Staat einsteige, bestehe die Gefahr, dass Verluste auf die | |
| Steuerzahler abgewälzt werden. | |
| Staatliche Rettungen könne man allenfalls in Situationen | |
| gesamtwirtschaftlicher Krisen rechtfertigen, in denen Kapitalmärkte gestört | |
| sind“, betonte Fuest. Das sei derzeit aber nicht gegeben. Der Umstand, dass | |
| Meyer auch Kriegsschiffe baue, könne allenfalls eine Stützung dieses Teils | |
| der Werft rechtfertigen – nicht aber die Förderung der Produktion von | |
| Kreuzfahrtschiffen. Der Bau von gigantischen Kreuzfahrtschiffen macht den | |
| Löwenanteil der Geschäfte der Meyer-Werft aus. | |
| Die Meyer-Werft befindet sich in einer existenziellen Krise, weil ihr beim | |
| Schiffbau die Energie- und Rohstoffkosten davongelaufen sind. Zur | |
| Finanzierung von Schiffsneubauten braucht sie dringend viel Geld. Im | |
| Gespräch ist derzeit, dass sich der Bund und das Land Niedersachsen | |
| befristet an der Werft beteiligen, um für eine Erhöhung des Eigenkapitals | |
| um rund 400 Millionen Euro zu sorgen. Außerdem benötigt die Werft | |
| Bürgschaften, um neue Kredite für den Schiffbau zu bekommen. | |
| ## Weil: „In Hinblick auf ökologische Antriebe führend“ | |
| Niedersachsens Ministerpräsident Weil betont hingegen, die | |
| Kreuzfahrtbranche sei ein wachsender Markt, die Meyer-Werft werde dringend | |
| gebraucht. Sie sei „in Hinblick auf ökologische Antriebe von Kreuzfahrern | |
| weltweit führend“. Das gelte beispielsweise auch für den Einsatz von | |
| Methanol oder auch LNG.“ Außerdem hingen bundesweit über 17.000 | |
| Arbeitsplätze von der Werft ab. [2][In Wahrheit sind Kreuzfahrtschiffe aber | |
| alles andere als ökologisch.] | |
| Die FDP, die normalerweise Staatshilfen für Unternehmen ebenfalls ablehnt, | |
| lenkt offenbar ein. Der haushaltspolitische Sprecher der FDP-Fraktion Otto | |
| Fricke betonte zugleich, nur wenn es eine klare gewinnorientierte | |
| Zukunftsperspektive gebe, dürfte der Steuerzahler helfen. Der Steuerzahler | |
| könne nur „beim Bau einer Brücke“ für die Meyer-Werft helfen. An deren E… | |
| müsse der Ausstieg des Bundes aus dem Unternehmen stehen, sonst könne es | |
| keinen Einstieg geben, betont Fricke. | |
| „Falls die Bundesregierung der Werft trotz dieser Einwände hilft, ist | |
| zumindest darauf zu achten, dass die vorhandenen Verluste der Werft von den | |
| Aktionären und den Banken getragen werden, nicht vom Staat“, sagte | |
| Ifo-Präsident Fuest. „Besser wäre es allerdings, wenn die Bundesregierung | |
| nicht eingreifen würde.“ | |
| 23 Aug 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Felix Lee | |
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