# taz.de -- Staatliche Rettung der Meyer-Werft: Fehler wie bei der Lufthansa | |
> Ja, es ist sinnvoll, die kriselnde Werft zu retten. Aber der Staat sollte | |
> die Chance nutzen, das schmutzige Kreuzfahrt-Business auf öko | |
> umzustellen. | |
Bild: Bundeskanzler Olaf Scholz nimmt an einer Betriebsversammlung der Meyer-We… | |
Es war der Tag von Olaf Scholz: In Papenburg konnte der Kanzler zusammen | |
mit seinem SPD-Parteifreund, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, | |
[1][die Rettung der traditionsreichen, aber kriselnden Meyer-Werft] | |
verkünden. Leider wird der Bund damit vermutlich wie bei vergangenen | |
Hilfsaktionen auch viele Chancen vertun. | |
3.300 Menschen arbeiten in der Werft in Papenburg. Berücksichtigt man die | |
Zulieferer, dann hängen an dem Unternehmen 18.000 Arbeitsplätze in der | |
Region. Auch wenn das Emsland nicht mehr so strukturschwach ist wie einst, | |
ist die Rettung dieser Jobs ein Faktor, der nicht zu vernachlässigen ist. | |
Insofern ist es nachvollziehbar, wenn Bund und Land die größte Werft | |
Deutschlands nicht tatenlos zugrunde gehen lassen wollen. Zumal es dem | |
Unternehmen eigentlich gar nicht so schlecht geht. Es leidet vor allem an | |
finanziellen Engpässen, die eine Corona-Spätfolge sind. | |
Zur Wahrheit gehört aber auch: Das Geschäftsmodell der Meyer-Werft ist | |
alles andere als ökologisch nachhaltig. Damit die dort gebauten Schiffe in | |
See stechen können, muss die extra ausgebaggerte Ems teilweise sogar noch | |
gestaut werden. Und überhaupt ist das Hauptprodukt – nämlich | |
Kreuzfahrtschiffe – ein Klimakiller. Insofern wäre es sinnvoll, wenn Bund | |
und Land Niedersachsen ihren Einstieg nutzen, um das Geschäftsmodell auch | |
ökologisch nachhaltig aufzustellen und so die klimaneutrale Schifffahrt zu | |
fördern. | |
Doch die Regierung will es so machen wie einst bei der Lufthansa: [2][2020 | |
rettete der Bund mit Milliarden die durch die Corona-Pandemie angeschlagene | |
Airline], hielt sich aber aus dem Geschäft heraus. Mittlerweile hat der | |
Staat seine Lufthansa-Anteile zwar wieder mit Gewinn verkauft, damit aber | |
auch verpasst, Einfluss auf den Konzern zu nehmen. Er hätte etwa alle | |
Inlandsflüge streichen lassen oder die Airline mit der Deutschen Bahn zu | |
einem großen Mobilitätskonzern in öffentlicher Hand fusionieren können, wie | |
es einst die Linkspartei forderte. Doch der Bund hat diese Chance vertan. | |
Er wird denselben Fehler bei der Meyer-Werft wieder machen. | |
22 Aug 2024 | |
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## AUTOREN | |
Simon Poelchau | |
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