# taz.de -- Staatsleistungen an Kirchen: Kein Geld mehr vom Staat | |
> Trotz Widerstands der Länder: Nach über hundert Jahren will die Ampel ein | |
> Gesetz beschließen, das das Ende jährlicher Millionen-Zahlungen | |
> einleitet. | |
Bild: Schon lange umstritten: Mit diesem „Geldhamster“ protestierten 2019 M… | |
Frankfurt a.M./Berlin epd | Die Religionspolitiker der Ampel-Fraktionen | |
wollen einem Medienbericht zufolge bald ein Gesetz zur Ablösung der | |
Staatsleistungen auf den Weg bringen. [1][Wie die Frankfurter Allgemeine | |
Zeitung (FAZ) berichtet], soll der für den Herbst geplante Gesetzentwurf so | |
gestaltet werden, dass der Bundesrat nicht zustimmen muss. Aus den | |
Bundesländern, die für die Ablösung zahlen müssten, kommt Kritik. | |
Der religionspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Lars | |
Castellucci, sagte der FAZ: „Ich bin klar dagegen, das Grundsätzegesetz | |
zustimmungspflichtig auszugestalten.“ Dem Bericht zufolge sollen die | |
Vorgaben zur Ablösung der Staatsleistungen vage bleiben. „Es wird sicher | |
kein Text, der Ländern abschließend die Form der Ablösung vorschreiben | |
wird“, sagte Castellucci. | |
Den Kirchen solle damit kein Schaden zugefügt werden. „Es geht darum, die | |
finanziellen Verflechtungen zwischen dem Staat und den Kirchen zu kappen“, | |
sagte der SPD-Politiker. Die Länder sollten selbst wählen, ob sie den | |
Kirchen Geld zahlen wollen, oder ihnen Grundstücke, Wald oder Wertpapiere | |
übertrügen. | |
Staatsleistungen erhalten die Kirchen als Entschädigung für die Enteignung | |
kirchlicher Güter und Grundstücke im Zuge der Säkularisierung vor allem | |
Anfang des 19. Jahrhunderts. Das Grundgesetz enthält [2][einen aus der | |
Weimarer Reichsverfassung übernommenen Auftrag], diese | |
Entschädigungszahlungen abzulösen. Möglich wäre dies etwa durch Einmal- | |
oder Ratenzahlungen. Die Ampel-Koalition hatte 2021 im Koalitionsvertrag | |
vereinbart, dazu ein Grundsätzegesetz vorzulegen. [3][Seitdem laufen | |
Gespräche über die Ausgestaltung.] | |
Konkret über die Modalitäten verhandeln müssen jedoch die Länder, aus deren | |
Haushalten die Zahlungen fließen. Mehr als 600 Millionen Euro zahlen sie | |
jährlich an die evangelische und katholische Kirche. Die Höhe fällt dabei | |
je nach Bundesland sehr unterschiedlich aus. | |
## Länder wollen mitbestimmen | |
Der Chef der Staatskanzlei in Sachsen-Anhalt, Rainer Robra (CDU), warnte | |
vor einem Alleingang auf Bundesebene „Es wäre dem deutschen Staatsaufbau | |
angemessener, ein zustimmungspflichtiges Gesetz vorzulegen“, sagte Robra | |
der FAZ. Die Länder würden die Zustimmungspflichtigkeit prüfen und | |
gegebenenfalls rügen. | |
Auch ein eher vages Gesetz käme zur Unzeit, sagte Robra: „Angesichts der | |
knappen Kassen wäre es klüger, die Ablösung der Staatsleistungen weiter | |
zurückzustellen.“ | |
Aus der CDU kommt laut FAZ noch ein anderer Vorschlag. Günter Krings (CDU), | |
der rechtspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, möchte | |
demnach nicht die Staatsleistungen streichen, sondern den Passus über deren | |
Ablösung im Grundgesetz. „Das Staat-Kirche-Verhältnis hat sich seit 1919 | |
auch ohne Ablösung der Staatsleistungen gut eingespielt“, sagte Krings der | |
Zeitung. Daher stelle sich die Frage, ob sich der Verfassungsauftrag nicht | |
überlebt habe. | |
23 Aug 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/ampel-koalition-will-staatliche-… | |
[2] /Staatsleistungen-an-Kirchen/!5832035 | |
[3] /75-Jahre-Grundgesetz/!6012313 | |
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