# taz.de -- American Jewish Committee warnt: „Eine Partei für Antisemiten“ | |
> Das American Jewish Committee warnt mit einer neuen Broschüre vor der | |
> „Umsturzpartei“ AfD. Auch der Zentralratspräsident findet deutliche | |
> Worte. | |
Bild: Andrea Röpke und Josef Schuster bei der Vorstellung neuen Broschüre: �… | |
Berlin dpa/afp | Knapp zwei Wochen vor den Landtagswahlen in Sachsen und | |
Thüringen haben der Zentralrat der Juden in Deutschland und das American | |
Jewish Committee Berlin (AJC) vor einem Erstarken der AfD gewarnt. In einer | |
am Dienstag veröffentlichten Broschüre mit dem Titel [1][„Die | |
Umsturzpartei. Wie die AfD unsere Demokratie gefährdet“], wird die AfD als | |
„völkisch-rechtsextreme“, „antiwestliche“ Partei mit einer „ganz | |
offensichtlichen antisemitischen Ideologie“ bezeichnet. | |
Das Papier listet Beispiele, Äußerungen und Aktionen von Personen in der | |
AfD auf, um dies zu belegen. So wird etwa auf abschätzige Äußerungen aus | |
der Partei zur deutschen Erinnerungskultur mit Blick auf den Holocaust | |
eingegangen. | |
Es gehe darum, zu zeigen, „über was für eine Partei wir reden, welchen | |
Charakter sie hat“, sagte AJC-Direktor Remko Leemhuis am Dienstag bei der | |
Vorstellung des Heftes in Berlin. Leemhuis verwies darauf, dass inzwischen | |
mehrere Landesverbände der AfD von den zuständigen Verfassungsschutzämtern | |
als erwiesen rechtsextrem eingestuft werden und der Bundesverfassungsschutz | |
einen erheblichen Teil der Parteimitglieder als extremistisch einschätzt. | |
Er habe den Eindruck, dass die öffentliche Debatte über die AfD „dieser | |
Realität hinterherläuft“, beklagte Leemhuis. Hier solle die Broschüre | |
Aufklärung leisten. | |
Verfasst wurde das Heft von den Journalist*innen und taz-Autor*innen | |
[2][Andrea Röpke] und [3][Andreas Speit]. Auf rund 40 Seiten beleuchten sie | |
unter anderem sprachliche und mediale Strategien der AfD sowie die | |
Vernetzung der Partei [4][mit völkischen Initiativen] und [5][mit der | |
russischen Führung]. Die Broschüre richtet sich laut Leemhuis vor allem an | |
Menschen, „die an der politischen Diskussion beteiligt sind“, etwa | |
Abgeordnete und Medienschaffende. | |
## Klar, wer zur Wahl steht | |
Röpke sagte bei der Vorstellung, es gehe ihr unter anderem darum, die AfD | |
„in Gänze als rechtsextrem zu markieren“. Mit Blick auf den Titel der | |
Broschüre sagte sie, ihrer Wahrnehmung nach sei ein „Umsturz“ tatsächlich | |
ein Ziel der AfD. | |
Zugleich zeigte sich Röpke überzeugt, dass sich die meisten Wählerinnen und | |
Wähler der AfD durchaus der extremistischen Tendenzen bewusst sein. | |
Insbesondere jemand, der bei den anstehenden [6][Landtagswahlen in Sachen, | |
Thüringen und Brandenburg] für die AfD stimme, „weiß sehr wohl, was er dort | |
wählt“, sagte sie. | |
Die AfD sei nicht per se antisemitisch, sagte Zentralratspräsident Josef | |
Schuster bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem AJC in Berlin, „aber | |
sie ist eine Partei für Antisemiten. Das ist ohne Zweifel“, fügte er hinzu | |
und sprach von völkischem Gedankengut in der AfD. | |
## Gefahr von rechts | |
Die Broschüre attestiert der Partei ein „taktisches Verhältnis zum | |
Antisemitismus“. So würden bewusst antisemitische Ressentiments in der | |
deutschen Mehrheitsgesellschaft ausgeblendet, während sie „importierten | |
Antisemitismus“ durch Einwanderung aus muslimischen Ländern thematisiere. | |
Er sehe die größte Gefahr für jüdisches Leben in Deutschland unverändert | |
von der politisch rechten Seite, sagte Schuster. | |
Er lenkte den Blick auf die Strategie der AfD, „im Kleinen zu beginnen“, | |
mit lokalen Projekten und in der Kommunalpolitik. Diese Strategie „geht | |
leider bestens auf“, urteilte er. Die hohen Umfragewerte der AfD vor den | |
Landtagswahlen im September nannte Schuster „alles andere als erfreulich“. | |
Einem möglichen AfD-Verbotsverfahren, über das immer wieder diskutiert | |
wird, steht Schuster nach eigenen Worten aber skeptisch gegenüber. Er habe | |
die Sorge, dass ein solches Verfahren heute nicht zum Erfolg führen würde, | |
„mit dem Ergebnis, dass die AfD der strahlende Gewinner ist und das wäre | |
für mich der Worst Case“, sagte er. | |
20 Aug 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://ajcgermany.org/de/broschueren/das-american-jewish-committee-berlin-… | |
[2] /andrea-Roepke/!a25841/ | |
[3] /Andreas-Speit/!a226/ | |
[4] /Jugendcamp-vom-Freibund/!6024024 | |
[5] /Durchsuchung-bei-Ex-Mitarbeiter-von-Krah/!6013906 | |
[6] /Wahlen-in-Ostdeutschland-2024/!t5993946 | |
## TAGS | |
Wahlen in Ostdeutschland 2024 | |
Zentralrat der Juden | |
Schwerpunkt AfD | |
Antisemitismus | |
Rechtsextremismus | |
GNS | |
Schwerpunkt AfD | |
Wahlen in Ostdeutschland 2024 | |
Völkisch | |
Wahlen in Ostdeutschland 2024 | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kampf gegen die AfD: Mit allen demokratischen Mitteln | |
Die AfD gehört verboten. Doch die Politik zögert. Wir müssen uns über die | |
dringenden Probleme verständigen, statt Antworten Extremisten zu | |
überlassen. | |
AfD-Wahlkampf im Osten: Sommer, Sonne, Rechtsextremismus | |
Björn Höcke wirkt nach Verurteilungen und internem Streit angeschlagen. Im | |
Wahlkampf treibt er die Radikalisierung seiner Partei voran. | |
Jugendcamp vom Freibund: Völkisches Lager aufgeflogen | |
In Mecklenburg-Vorpommern veranstaltete der extrem rechte Freibund ein | |
Jugendcamp. Am Donnerstag wurde es von der Polizei aufgelöst. | |
AfD bei den Landtagswahlen: Wer zur Wahl steht | |
Die taz hat die Hintergründe von mehr als 150 AfD-Kandidat*innen | |
recherchiert. Einige stellen wir hier vor. |