| # taz.de -- Jugendcamp vom Freibund: Völkisches Lager aufgeflogen | |
| > In Mecklenburg-Vorpommern veranstaltete der extrem rechte Freibund ein | |
| > Jugendcamp. Am Donnerstag wurde es von der Polizei aufgelöst. | |
| Bild: Nicht so harmlos wie es aussieht: Das Freibund-Lager | |
| Kalkhorst taz | Die schwarzen Jurten standen am Rande des Gut Brook in | |
| Kalkhorst in Mecklenburg-Vorpommern. An den Zelten tummelten sich etliche | |
| Jugendliche, aus einer provisorischen Küchen-Jurte rauchte es. Was auffiel: | |
| Alle Mädchen trugen lange Röcke. Die Jungen trugen alle die gleichen grauen | |
| Hemden und Hosen. Das war am Sonntag, dem 21. Juli. | |
| Radfahrer, die am nahe gelegenen Steilküstenradweg unterwegs waren, fragten | |
| sich, ob es sich um eine Pfadfindergruppe handelt. Doch ein Zeichen oder | |
| ein Halstuch mit Knoten wie bei Bünden üblich wurde nicht getragen. Ein | |
| Passant sprach einen der Jugendlichen an. Sie seien nur „Gefährten“, die | |
| gerade ein großes Lager vorbereiten, weitere kämen im Laufe der Woche aus | |
| ganz Deutschland noch, antwortete dieser etwas vage. Aus Hannover, | |
| Osnabrück, Nienburg, Hamburg und Saale-Holzland-Kreis seien schon | |
| Teilnehmende angereist. | |
| Die Gruppe wollte offenbar nicht gleich erkennbar sein. Nicht ohne Grund: | |
| Die 34 Lagerteilnehmer*innen, darunter Kinder, gehören dem extrem rechten | |
| Freibund an. Am vergangenen Donnerstag flog die Gruppe auf. Die Polizei | |
| schritt auf Wunsch des Grundstücksverwalters ein und löste das Camp auf. | |
| Nachdem der Grundstücksverwalter erfahren hatte, dass es sich um „ein | |
| völkisch-national ausgerichtetes Feriencamp handeln könnte, entzog er seine | |
| zuvor erteilte Genehmigung zum Campen“, heißt es in einer Pressemitteilung | |
| der Polizei. Der Jugendsozialdienst wurde wegen der Kinder in | |
| Rufbereitschaft gesetzt. Widerwillig kamen die Freibünder der Anordnung | |
| nach. | |
| Das Innenministerium in Schwerin gab bekannt, dass einer der | |
| Verantwortlichen eine Kette mit dem Symbol des sogenannten Freibunds trug. | |
| Der Freibund ist nach dem Vereinsregister die Nachfolgeorganisation des | |
| Bunds Heimattreuer Jugend (BHJ). Das Symbol des Bundes ist eine schwarze | |
| Fahne mit einer halben weißen Sonne. | |
| In der Zeitung des Freibunds, der Na Klar, widmete man sich in der Ausgabe | |
| 114 aus dem Jahr 2008 dem „politischen Gehalt unserer Fahne“. Darin wird | |
| klar, in welcher Tradition sie sich sehen. Es wird ein Bogen geschlagen von | |
| Bauernkriegen über Freikorps bis zu ihrem Bund. Bei den Freikorps, | |
| bewaffneten Freiwilligenverbänden, herrschte allerdings ein | |
| antidemokratischer und antirevolutionärer Geist. Sie waren 1919 in Berlin | |
| und München an der Niederschlagung der Spartakisten und der Räterepublik | |
| beteiligt. In der Na klar heißt es, dass die Fahne „unser Eintreten gegen | |
| jede Fremdbestimmung“ symbolisiere. | |
| ## Eng verbandelt mit der AfD | |
| Der Freibund ist eine lang bestehende Kaderschmiede, die enge Kontakte zur | |
| AfD unterhält. In Niedersachsen sind Freibünder für die AfD aktiv. Wie auch | |
| der Betreiber eines Hofes in Burgdorf-Berel. 2018 veranstaltete die | |
| niedersächsische [1][AfD-Jugendorganisation Junge Alternative (JA)] unter | |
| dem Motto „Zurück zur Volkstümlichkeit“ dort ihr Sommerfest. Einflussreic… | |
| Netzwerke entstanden. So führte eine Freibund-Winterfahrt 2018 eine der | |
| Töchter von [2][Götz Kubitschek] an. Der Mitbegründer des rechtsextremen | |
| Instituts für Staatspolitik, das seit Kurzem Menschenpark Veranstaltungs UG | |
| heißt, steht selbst dem Bund nahe. | |
| Der Freibund arbeitet im politischen Hintergrund. Sie bereiten ihre Jugend | |
| auf politische Auseinandersetzungen vor. In der rechtsbündischen Szene | |
| vernetzt man sich im Verborgenen, baut Thinktanks auf. Einer flog im Januar | |
| auf. Das Treffen in Potsdam, wo der Rechtsextremist Martin Sellner über | |
| „Remigration“ vortrug, organisierte der frühere BHJ-Bundesführer Gernot | |
| Mörig. | |
| Im März berichtete die taz über die [3][„Frankfurter Tafelrunde“, bei der | |
| der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke] zu Gast war. Mit dabei war auch ein | |
| ehemaliger BHJ-Bundesführer: Uwe Jäschke. | |
| 30 Jul 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Andrea Röpke | |
| Andreas Speit | |
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