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# taz.de -- Kampf um Entlastungstarifvertrag: Wechsle, wer kann
> Im September könnte in den Kitas der Berliner Eigenbetriebe ein
> unbefristeter Streik drohen. Einige Eltern wechseln vorsorglich die Kita.
Bild: Nix wie weg, bevor gestreikt wird: Dramatische Szenen in den Landeseigene…
Berlin taz | Im Vorfeld des drohenden unbefristeten Streiks in den
landeseigenen Kitas im September kommt es in drei der fünf Eigenbetrieben
zu mehr Abmeldungen als üblich. So berichtete es am Montag die Berliner
Morgenpost zuerst. Bei der Senatsverwaltung schätzt man, dass rund 700
Ummeldungen „streikbedingt“ seien, sagt Susanne Gonswa, Sprecherin der
Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie der taz.
Bei den Zahlen handelt es sich laut Gonswa um Schätzungen, die sich aus der
Differenz zu den Vorjahren ergeben. Die Vermutung, dass die
überdurchschnittlich vielen Kita-Wechsel mit den Streiks in Verbindung
stehen, basieren auf Berichten der Geschäftsleitungen der Eigenbetriebe.
„Konkrete und umfassend belastbare Zahlen liegen uns nicht vor, da Eltern
den Abmeldegrund nicht angeben müssen“, sagt Gonswa.
Insgesamt betreiben die fünf Eigenbetriebe des Landes 282 Einrichtungen, in
denen über 7.000 Mitarbeiter:innen rund 35.000 Kinder betreuen. Einen
merklichen Effekt auf den Kita-Betrieb haben die 700 Abmeldungen da nicht,
merkt auch die Senatsverwaltung an: „Es sind keine unmittelbaren
Auswirkungen auf die Öffnungszeiten oder die Wochenarbeitszeiten der
Erzieherinnen und Erzieher zu erwarten“, so die Sprecherin. Derzeit seien
die Einrichtungen zu 95,5 Prozent ausgelastet.
Rund 80 Prozent der Berliner Kitas werden ohnehin von freien Trägern
betrieben und sind vom Streik nicht betroffen.
## Personal fehlt so oder so
Dass sich der Trend verschärft und es bald zu einem großen Exodus aus den
landeseigenen Kitas kommt, ist jedoch unwahrscheinlich. „Grundsätzlich
haben wir in Berlin immer noch einen Kitaplatzmangel“, sagt Josephine
Roscher von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Wartelisten seien keine
Seltenheit. [1][Wenn alle Eltern die Möglichkeit hätten, die Kita zu
wechseln, dann müsste Verdi nicht für einen besseren Personalschlüssel
streiken], erklärt Roscher.
„Wir haben von vereinzelten Eltern gehört, die verunsichert sind und
deswegen die Kita gewechselt haben“, sagt auch Guido Lange, Vorsitzender
des Landeselternausschuss Kita. Ein Massenphänomen seien die Ummeldungen
aber nicht. Dass es überhaupt möglich sei, überhaupt die Kita zu wechseln,
habe mit der verbesserten Versorgungslage in manchen Bezirken zu tun. So
gibt es rund ein Drittel Kitaplätze mehr als noch vor 10 Jahren.
Seit April fordert die Gewerkschaft den Senat zu Verhandlungen über einen
gesonderten Tarifvertrag „Pädagogische Qualität und Entlastung“ auf. Im
Kern fordern die Erzieher:innen ein deutlich verbesserte
Betreuungsverhältnis. Damit versucht die Gewerkschaft, [2][der sich
verschärfenden Personalnot im Kita-Bereich zu begegnen.]
Trotz mehrerer Warnstreiks – [3][der letzte dauerte sogar fünf Tage] –
schloss der Senat bislang Verhandlungen aus. Berlin würde, so das Argument
des Finanzsenator Evers, aus der Tarifgemeinschaft der Länder fliegen,
falls der Senat einen Tarifvertrag verhandeln würde, der ausschließlich für
Kita-Beschäftigte in der Hauptstadt gelte.
Verdi kritisiert hingegen, der Senat schiebe formelle Argumente vor. Die
Gewerkschaft ist fest entschlossen den Druck zu erhöhen. Für Anfang
September kündigte Verdi eine Urabstimmung über einen unbefristeten
Erzwingungsstreik an.
19 Aug 2024
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## AUTOREN
Jonas Wahmkow
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