# taz.de -- Einzigartiges Wu-Tang-Album: Pharma Bro muss loslassen | |
> Der US-Investor Martin Shkreli muss das Wu-Tang-Clan-Album „Once Upon a | |
> Time in Shaolin“ aushändigen. Er besaß die einzige Kopie. | |
Bild: US-Investor Martin Shkreli kaufte das Wu-Tang-Album | |
Berlin taz | Der US-Investor und „Pharma Bro“ Martin Shkreli muss seine | |
Kopien des Wu-Tang-Clan-Albums „Once Upon a Time in Shaolin“ aushändigen. | |
Eine New Yorker Bundesrichterin erließ eine einstweilige Verfügung, die | |
Shkreli den Besitz, Gebrauch, Verkauf oder jede Art der Verbreitung | |
untersagt. | |
[1][Die legendäre HipHop-Crew Wu-Tang Clan] ist die Schöpferin des Albums | |
„Once Upon a Time in Shaolin“. Sie entschied sich 2015, [2][das Album nicht | |
wie gewöhnlich auf Streamingservices zu veröffentlichen], sondern nur eine | |
einzige Kopie in einer Auktion zu verkaufen. Die Entscheidung sollte ein | |
Statement sein, um auf den Wert von Musik im Streamingzeitalter aufmerksam | |
zu machen und das Album von der Populärkunst in die Hochkultur zu heben. | |
Auf dem Kunstmarkt ist der Verkauf einer limitierten Auflage üblicher. | |
Wu-Tang-Mitglied RZA erhoffte sich damit „eine Veränderung der Wahrnehmung, | |
des Wertes und der Würdigung von Musik“, wie er in einem Kommentar zur | |
Auktion bekanntgab. | |
Der Pharmaunternehmer Martin Shkreli sah darin vor allem die Chance auf | |
einen gigantischen teuren Mittelfinger: „Es gibt eine Menge Dinge, die | |
reiche Leute tun, um anzugeben“, kommentierte Shkreli den Kauf. | |
## Gewinne durch teure Medikamenten | |
Da ginge es natürlich um Berühmtheit, aber auch darum, „seinen Freunden | |
oder seiner letzten Firma zu sagen: Hey, fickt euch, schaut mich an, ich | |
habe dieses 2-Millionen-Dollar-Album. Das machen die Typen die ganze Zeit.“ | |
So begründet der 41-Jährige seinen Kauf. | |
Shkreli generierte vor dem Kauf Berühmtheit als CEO der Pharma-Firma | |
Retrophin. Dort war er für die Preissteigerung des Medikaments Thiola zur | |
Behandlung der Stoffwechselerkrankung Cystinurie in den USA verantwortlich. | |
Er erhöhte den Preis pro Pille von 1,50 auf 30 Dollar. Patient*innen | |
benötigen 10 bis 15 pro Tag. Nach seinem Rausschmiss bei Retrophin gründete | |
Shkreli sein eigenes Unternehmen, Turing Pharmaceuticals. Die Strategie: Er | |
erwarb günstig abgelaufene Patente für Nischenmedikamente und bewertete den | |
Preis der Medikamente neu. | |
Turing erwarb etwa die Patente für Daraprim, das gegen Malaria, Parasiten | |
und zur Therapie von Aids eingesetzt wird. Er erhöhte den Preis von 13,50 | |
auf 750 Dollar pro Pille – eine Aktion, die Shkreli sogar Kritik von Donald | |
Trump einbrachte: „He looks like a spoiled brat“, Shkreli sehe aus wie eine | |
verwöhnte Göre. Damals war der Begriff „brat“ noch überwiegend negativ | |
konnotiert und kein Social-Media-Trend. | |
Pfändung nach sieben Jahre Haft | |
Abhängige Patient*innen auszubeuten ist in den USA nicht illegal – | |
Investor*innen zu täuschen aber wohl. Shkreli wurde im Jahr 2017 von | |
einem US-Gericht zu sieben Jahren Haft verurteilt. Außerdem sollten 7,4 | |
Millionen Dollar seiner Vermögenswerte beschlagnahmt werden. Der | |
US-amerikanische Staat beschlagnahmte daher auch „Once Upon a Time in | |
Shaolin“, das von Shkreli ersteigerte Wu-Tang-Album. | |
Für den Unternehmer bedeutete die Pfändung, dass er sich endgültig von der | |
Musik trennen musste, denn der Verkauf des Albums ging mit der Auflage | |
einher, keine Kopien anzufertigen und das Album für mindestens 88 Jahre | |
nicht zu veröffentlichen. Getreu dem Motto, das der Band seit ihrer | |
Grammy-Verleihung 1998 anhaftet: Wu-Tang ist eben „for the children“. | |
Kurz nach Absitzen seiner Gefängnisstrafe behauptete er in den sozialen | |
Medien, noch Kopien des begehrten Albums zu besitzen, und veröffentlichte | |
Ausschnitte. Nun muss der US-Unternehmer die Kopien aushändigen. | |
28 Aug 2024 | |
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## AUTOREN | |
Jannik Grimmbacher | |
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