# taz.de -- House of Color in Kreuzberg: Hier dürfen auch Deutsche lachen | |
> Das „Hoco“ will einen Raum für People of Color und andere | |
> unterrepräsentierte Künstler:innen schaffen. Doch die Zukunft des | |
> Ortes ist ungewiss. | |
Bild: Ein Raum des Austauschs – The House of Color | |
Die Tür des House of Color steht offen, und ein langer Gang führt auf den | |
gepflasterten Innenhof. Drinnen durchzieht der Duft von Räucherstäbchen die | |
Luft. Besucher:innen ziehen ihre Schuhe aus, bevor sie den Raum | |
betreten, in dem bereits die Musik des DJs erklingt. Abstrakte | |
Aquarellbilder säumen die Wände und auf den bunten Teppichen hocken | |
Menschen unterschiedlichster Herkunft. | |
Der Raum füllt sich langsam, als der afroamerikanische Comedian Tyrone | |
Stallone die selbstgebaute Bühne betritt und die Menge auf Englisch | |
begrüßt: „Germans, you’re allowed to express yourself and laugh“, ruft … | |
mit einem breiten Grinsen ins Mikrofon. | |
Seit April wird der Kreuzberger Hinterhof von einer neuen Initiative | |
genutzt: dem [1][House of Color (Hoco)]. Gegründet von Ben Olayinka und | |
seinen Mitstreiter:innen bietet sie im ersten Stock in den Peters-Höfen | |
an der Gneisenaustraße in Kreuzberg einen Raum für People of Color (PoC) | |
und andere unterrepräsentierte Künstler:innen. Olayinka möchte damit einen | |
sicheren Raum „für Kreativität und Gemeinschaft“ schaffen, wie er sagt. | |
„Vor allem für People of Color ist es schwierig, unterstützende Räume zu | |
finden, die ihnen eine einfache Möglichkeit bieten, Veranstaltungen | |
durchzuführen.“ Der Eintritt zu den Veranstaltungen erfolgt auf | |
Spendenbasis, was es auch Menschen mit geringeren finanziellen Mitteln | |
ermöglicht, teilzunehmen. | |
## Fragile Finanzierung | |
Die vergangenen fünf Monate diente der Raum als Pop-up-Location und als | |
Testlauf für ein Konzept, das in Zukunft dauerhaft in Berlin etabliert | |
werden soll. Wenn auch nicht an diesem Ort. Denn in den Räumlichkeiten | |
bleiben können sie nur noch bis Ende August. Die Initiative plant, das | |
Projekt danach als mobiles Konzept ohne festen Ort weiterzuführen. | |
Nicht nur der Verlust der Räumlichkeiten stellt das Hoco vor | |
Herausforderungen. Die Finanzierung der Initiative sei fragil, | |
insbesondere nach einem Einbruch vor wenigen Wochen, bei dem Equipment im | |
Wert von 10.000 Euro gestohlen wurde. Auch bleibt abzuwarten, ob das | |
Konzept eines auf Spendenbasis funktionierenden [2][Kulturraums in einer | |
Stadt] wie Berlin langfristig tragfähig ist. | |
Tarik Floyd, ein Schwarzer US-amerikanischer Künstler, organisiert im Hoco | |
Veranstaltungen wie Comedy-Abende und Yoga-Sitzungen. „Dass das Hoco | |
überhaupt existiert, bedeutet etwas“, sagt er. „Es zeigt, dass es auch | |
Räume gibt, die uns feiern und respektieren, im Gegensatz zu den negativen | |
Erfahrungen, die viele von uns in anderen Teilen Deutschlands gemacht | |
haben.“ | |
Die Veranstaltungen im Hoco zeichnen sich laut Floyd durch ihre Vielfalt | |
aus. An dem Comedy-Abend treten unter anderem Künstler:innen aus den | |
USA, Jordanien und Tansania auf. Auch das Publikum ist vielfältig: Von | |
Einwander:innen aus den USA und afrikanischen oder arabischen Ländern | |
bis hin zu Ukrainer:innen und Ur-Berliner:innen sind zahlreiche Kulturen | |
vertreten. | |
„I’m here for representation“, ruft Iman Khalouf, als sie die Bühne betr… | |
– und erntet sofort Lacher, denn an diesem Abend ist sie die einzige Frau | |
im Comedy-Programm. Die aus Jordanien stammende Comedian scheint sich | |
trotzdem heimisch zu fühlen: „Jordanians are not funny – we are like the | |
Germans of the Arabs!“ Spätestens als Stallone erklärt, er habe ja immer | |
gedacht, AfD stehe für „Afrikaner für Deutschland“, lacht auch die letzte | |
Reihe. | |
27 Aug 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.hoco.world/ | |
[2] /Berlin-Kultur/!t5008407 | |
## AUTOREN | |
Atessa Bucalovic | |
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