# taz.de -- Kritik an Kitaplänen von Lisa Paus: Es bräuchte 14 Milliarden Euro | |
> SPD und FDP kritisieren Lisa Paus für ihren Verzicht auf bundesweite | |
> Vorgaben zu Kita-Standards. Das ist falsch, denn um die Finanzierung | |
> kümmerten sie sich bisher nicht. | |
Bild: Lisa Paus, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, ze… | |
Lisa Paus kann einem manchmal fast leidtun. Auf kein anderes | |
Kabinettsmitglied wird von außerhalb und innerhalb der Regierung so | |
eingedroschen wie auf die grüne Familienministerin. Jüngstes Beispiel: die | |
harsche Kritik am geplanten „Kita-Qualitätsentwicklungsgesetz“. SPD und FDP | |
werfen ihr nicht weniger als Wortbruch vor. Das zwar durchaus zu Recht: | |
Schließlich hat Paus auf eigene Faust ein Koalitionsversprechen – Vorgaben | |
zu bundesweit einheitlichen Kita-Standards – abgeräumt. | |
Möglich, dass Paus sich hier ein kleines Faustpfand für die | |
Nachverhandlungen bei ihrer [1][Kindergrundsicherung] – schöne Grüße an | |
Christian Lindner – schaffen möchte. Dennoch ist die Kritik an Paus falsch. | |
Oder genauer: Die Kritik ist richtig, aber Paus nicht die alleinige | |
Adressatin. | |
Denn natürlich wäre es gut, wenn der [2][Personalschlüssel] nicht nur in | |
Ländern wie Baden-Württemberg ausreichend wäre und überall Ausfallzeiten | |
wie Urlaub und Krankheit in den Personalbedarf reingerechnet werden | |
dürften. | |
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass verbindliche Bundesvorgaben nur dann | |
Sinn ergeben, wenn Länder und Kommunen sie auch realistischerweise | |
einhalten können. Gerade die frühkindliche Bildung bietet dafür gutes | |
Anschauungsmaterial: [3][Schließlich erhalten auch nach elf Jahren | |
Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz längst nicht alle Eltern, die Bedarf an | |
Kinderbetreuung anmelden, auch tatsächlich einen Platz.] | |
## SPD und FDP sollten sich auch um Finanzierung kümmern | |
Gleichzeitig sieht man am Rechtsanspruch, dass unrealistische Vorgaben | |
unschöne Nebenwirkungen haben: Dass heute ständig Fachkräfte krank sind | |
oder streiken und Kitas ihre Öffnungszeiten oft gar nicht mehr einhalten, | |
ist auch die Folge davon, dass beim Kitaausbau lange die Quantität im | |
Vordergrund stand. | |
Es ist gut, dass die Ampel hier ansetzen möchte. Doch um die Qualität | |
wirklich zu steigern, werden die 2 Milliarden pro Jahr nicht reichen. Zum | |
Vergleich: Ein bundesweit „kindgerechter“ Personalschlüssel würde grob | |
überschlagen 14 Milliarden Euro im Jahr kosten. So viel hat aber bislang | |
keine Ampelpartei für die Kitas gefordert. Wenn SPD und FDP also | |
einheitliche Standards möchten, sollten sie sich auch um die Finanzierung | |
kümmern. | |
8 Aug 2024 | |
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## AUTOREN | |
Ralf Pauli | |
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