# taz.de -- Tour de France Femmes: Mal was Neues probieren | |
> Bei der Frankreichrundfahrt machen Athletinnen auf sich aufmerksam, die | |
> sich sonst eher auf dem Holzoval der Bahn oder im freien Gelände | |
> austoben. | |
Bild: Puck Pieterse (li.) im siegt in Lüttich im Schlusssprint vor Demi Voller… | |
[1][Cyclocross]-Europameisterin Puck Pieterse holt einen Etappensieg bei | |
der Tour de France Femmes. Verfolgungsolympiasiegerin [2][Chloe Dygert] | |
schrammt knapp daran vorbei. Gravelweltmeisterin [3][Kasia Niewiadoma] | |
schielt auf das Gelbe Trikot. Und selbst die aktuelle Straßendominatorin | |
Demi Vollering will sich in Zukunft zumindest mal im Training auf einem | |
Cyclocross-Rad ausprobieren. | |
Das ist der neue Trend im Frauenradsport: Einfach nur Straßenrennen zu | |
fahren ist langweilig. Daher machen bei der [4][Tour de France Femmes] | |
Athletinnen auf sich aufmerksam, die sich sonst auch gern auf dem Holzoval | |
der Bahn, den Buckel- und Lehmpisten im freien Gelände und sogar bei den | |
legendären Strandrennen in Belgien und den Niederlanden austoben. | |
Puck Pieterse sorgte bei dieser Austragung der Tour für den bisher | |
aufregendsten Moment. Im Finale der 4. Etappe kämpfte sie im Sprint Demi | |
Vollering nieder. Die Frau in Gelb wusste nicht recht, wie ihr geschah. | |
Normalerweise gewinnt Vollering solche Etappen, bei denen es hüglig ist und | |
nur kleine, ganz erlesen besetzte Gruppen von Athletinnen den Sieg unter | |
sich ausmachen. Aber bei dieser Etappe, die über ikonische Rampen der | |
Ardennenklassiker [5][Lüttich–Bastogne–Lüttich] und Amstel Gold Race | |
führte, war eben die erst 22-jährige Tour-Debütantin Pieterse vorn. Sie war | |
natürlich überglücklich, sprach von „einem Traum, der in Erfüllung ging�… | |
Allerdings musste sie gar nicht lange träumen. Erst in dieser Saison stieg | |
sie ernsthaft in den Straßenradsport ein. Vorher wurde die Niederländerin | |
Europameisterin im Cyclocross, gewann zwei Mal den Weltcup. Und wenn ihr im | |
Olympischen Mountainbike-Rennen nicht ein Defekt dazwischengekommen wäre, | |
dann hätte sie aus Paris die Silbermedaille mitgenommen. So aber wurde es | |
nur der undankbare vierte Platz. „Sie war danach sehr enttäuscht“, blickte | |
Vollering, die sich bei Olympia disziplinübergreifend um ihre junge | |
Landsfrau gekümmert hatte, zurück. | |
„Ich habe ihr dann gesagt, solche Rennen würde es in einer Karriere geben, | |
aber es kommen dann auch wieder andere Rennen, wo man viel zurückbekommt.“ | |
Dass die Trösterin ein paar Tage später die Gelackmeierte war, Pieterse sie | |
bei der Tour bezwang, verärgerte Vollering keineswegs. Sie freute sich mit | |
Pieterse und bescheinigte ihr eine große Zukunft. „Sie hat viel Talent, | |
aber auch noch viel Luft nach oben. Ich bin neugierig, was sie an den | |
langen Anstiegen zeigen kann. Wir werden dann sehen, wie sich das im | |
Hinblick auf die Gesamtwertung entwickelt“, meinte sie über die | |
Gesamtzweite nach vier Etappen. | |
Pieterse verdankte ihren Sieg auch der exzellenten Vorarbeit ihrer | |
Teamkolleginnen Yara Kastelijn und Pauliena Rooijakkers. Die beiden sind | |
ebenfalls erfahrene Geländefahrerinnen. Kastelijn, im letzten Jahr | |
Etappensiegerin bei der Tour de France Femmes, ist unter anderem | |
Europameisterin im Cyclocross. Rooijakkers ist vierfache Europameisterin | |
und vierfache Landesmeisterin im Beach Race. Das sind Rennen im tiefen Sand | |
vor allem an den belgischen und niederländischen Küsten. Es handelt sich um | |
eine noch junge, aber rasant an Popularität gewinnende Disziplin, die zu | |
Mountainbike, Cyclocross und Gravel hinzukommt. | |
## Vom Gelände auf die Straße | |
„Es ist cool zu sehen, wie wir uns als Team entwickelt haben. Begonnen | |
haben wir als ein Haufen von Cyclocross-Spezialistinnen, die auch die | |
Straße ausprobieren wollten“, strahlte Pieterse. Ihr Rennstall | |
Fenix-Deceuninck wurde von den Brüdern Christoph und Philip Roodhooft vor | |
allem in der Absicht gegründet, Geländespezialistinnen auch zu einem | |
Straßenprogramm zu verhelfen. Gleiches bewerkstelligten sie bei den Männern | |
um Superstar Mathieu van der Poel. | |
In Sachen Gesamtwertung muss Vollering neben dem Team der | |
Geländespezialistinnen vor allem mit der aktuellen Gravelweltmeisterin | |
Kasia Niewiadoma rechnen. Die wurde zwei Mal Dritte bei der Tour. Erst über | |
den Ausflug auf die Schotterstrecken bekam die Kapitänin des deutschen | |
Rennstalls Canyon SRAM das Gefühl für Siege zurück. Forsch kündigte sie für | |
das große Finale am Sonntag in den Alpen an: „Ich will in Alpe d’Huez | |
gewinnen. Ich will, dass mein Name auf einer der Schikanen auf dem Weg nach | |
oben steht.“ | |
In ihrem Team kann sie dabei auf Unterstützung einer weiteren | |
Mehrfachbegabung zählen. Chloe Dygert ist frisch gebackene Olympiasiegerin | |
in der Mannschaftsverfolgung auf der Bahn. Auf der 3. Etappe verpasste sie | |
als Zweite des Zeitfahrens nur um fünf Sekunden den Tagessieg. Mit großer | |
Spannung darf man im nächsten Jahr auch auf die Rückkehr der | |
Vielseitigkeitskönigin Pauline Ferrand-Prevot in den Straßenradsport | |
schauen. Die Mountainbike-Olympiasiegerin von Paris war vor zehn Jahren | |
schon Weltmeisterin auf der Straße. Dann sattelte sie aufs Gelände um, | |
holte sich Regenbogentrikots im Cyclocross, Mountainbike und Gravel. Nun | |
aber hat die Frauentour erneut ihr Interesse für die Straße geweckt. „Ich | |
will in den kommenden Jahren die Tour gewinnen“, kündigte sie an. | |
Vielleicht als Antwort darauf hat Vollering, Titelverteidigerin bei der | |
Tour, über die bei Olympia erfahrene Nähe zur Geländespezialistin Pieterse | |
Lust auf Cyclocross bekommen. „Vielleicht probiere ich das im Training | |
mal“, sagte sie. Für Vielseitigkeit ist es eben nie zu spät. | |
15 Aug 2024 | |
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## AUTOREN | |
Tom Mustroph | |
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