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# taz.de -- WM im Straßenradsport: Rückkehr der Meisterin
> Mountainbike-Olympiasiegerin Pauline Ferrand-Prevot ist die vielseitigste
> Radsportlerin der Welt. Nun feiert sie bei der WM ihr Asphalt-Comeback.
Bild: Explosiv: Pauline Ferrand-Prevot beim Mountainbike-Weltcup in Andorra
Zürich taz | Eine Legende kehrt zurück. Vor genau zehn Jahren wurde Pauline
Ferrand-Prevot schon einmal Straßenweltmeisterin. Da war sie 22 Jahre jung.
In den folgenden Saisons holte sie weitere Erfolge, gewann eine Etappe des
Giro d’Italia, wurde auch französische Meisterin. Die Mountainbike- und
Cyclocross-Szene reizte sie aber mehr.
Sie brachte das Kunststück fertig, in einem Kalenderjahr gleich drei
Regenbogentrikots zu tragen: das der Straßenweltmeisterin, das der
Weltmeisterin im Cyclocross und auch das der Mountainbike-Weltmeisterin. Im
Mountainbike fügte sie noch vier weitere WM-Titel hinzu, außerdem noch
welche im Short Track und in der Mixed Staffel. Und als der
Radsportweltverband UCI vor zwei Jahren erstmals eine Gravel-WM
veranstaltete, war wer die Championesse? Natürlich PFP.
Ihre Initialen sind im Radsport ähnlich hochgeschätzt wie die von MVDP, von
Mathieu van der Poel, dem anderen Vielseitigkeitstalent. Auch er ist
Weltmeister auf der Straße und im Cyclocross. Verpasst hat er bisher die
Titel in den Disziplinen Mountainbike und Gravel. Und noch eines hat die
Französin dem Niederländer voraus: [1][Bei den Olympischen Spielen in Paris
holte sie Gold im Mountainbike]. Van der Poel ließ in Paris das
Geländerennen aus, bei den Vorgängerspielen in Tokio schied er durch Sturz
aus. Ferrand-Prevot hatte zuvor bei Olympia ebenfalls viel Pech. Gold in
Paris rundete aber ihre Geländekarriere glänzend ab.
„Das ist die letzte Medaille auf meiner Liste, die noch fehlte. Zwölf Jahre
lang bin ich ihr nachgejagt“, sagte sie danach. Statt sich nun aber vom
Rennsport zurückzuziehen, rief sie gegenüber dem Sportblatt l’Equipe aus:
„Jetzt ist es Zeit für neue Ziele.“
## Neues Team
Und die sucht sie im Straßenradsport. Sie wolle in den kommenden Jahren
[2][die Tour de France] gewinnen, kündigte sie an. Statt noch wie in der zu
Ende gehenden Saison als Alleinfahrerin bei Team Ineos Grenadiers
weiterzumachen – ein Frauenteam bauen die Briten entgegen mancher
Spekulationen nun wohl doch nicht auf – geht sie zu Visma-Lease a Bike. Und
weil sie die Rückkehr auf die Straße offenbar gar nicht abwarten kann,
macht sie schon der WM in Zürich beim Straßenrennen am Samstag ihre
Aufwartung.
Die Idee dafür reifte offenbar während der Olympischen Spiele. „Unser
Moutainbike-Trainer Yvan Clolus kam auf mich zu und erzählte mir von der
Bereitschaft von Pauline, an der WM teilzunehmen. Vom Reglement her war das
möglich. Und ich denke auch, sie hat niemandem den Platz weggenommen“,
sagte Frankreichs Nationaltrainer für das Straßenteam, Paul Brousse, der
Zeitung Le Telegramme. Und tatsächlich können die Nationaltrainer frei
auswählen, wen sie mitnehmen.
Für Ferrand-Prevot ist die Rückkehr nicht ohne Risiko. „Der Frauenradsport
auf der Straße hat sich enorm verändert, seit ich ihn verlassen habe“, weiß
sie. [3][Die Leistungsdichte hat zugenommen] im Laufe der letzten Dekade.
Die Rennen werden deshalb härter gefahren. Der Rennkalender ist enorm
gewachsen, was zu gestiegener Wettkampfhärte führte. Genau diese
Herausforderung scheint sie aber zu reizen. Und vor allem dürfte die
Französin die endlich wieder zur richtigen Etappenfahrt ausgebaute Tour de
France locken.
## Schwieriger WM-Kurs
Auf dem Weg dorthin kommen ihr die Welttitelkämpfe in der Schweiz gerade
recht. Der Kurs mit seinen knackigen Bergen – viermal müssen die
Zürichbergstraße und der Witikon hochgeheizt werden mit Spitzensteigungen
von bis zu 15 Prozent – kommt einer explosiven Athletin wie der
Geländefahrerin PFP sehr entgegen. Die Distanz allerdings könnte ihr zum
Verhängnis werden.
„Die Umstellung wird ein herausforderndes Projekt“, meinte auch ihr
künftiger Teamchef bei Visma-Lease a Bike, Rutger Tijssen. „Mountainbike
ist ein sehr explosiver Sport mit einer anderthalbstündigen Belastung.
Straßenrennen gehen mehr über die Ausdauer und über einen längeren
Zeitraum“, erklärte er. Wie gut seine zukünftige Fahrerin im
Transitionsprozess nur wenige Wochen nach dem Mountainbike-Gold in Paris
ist, kann er – und mit ihm die gesamte Radsportwelt – nun beim Rundkurs
entlang des Zürichsees beobachten.
Die Konkurrenz, allen voran die letzten Tour-de-France-Siegerinnen Kasia
Niewiadoma und Demi Vollering, dürfte darauf brennen, der hochdekorierten
Rückkehrerin schnell die Fortschritte der gesamten Straßenszene
aufzuzeigen. Unklar ist auch, welchen Status Ferrand-Prevot im
französischen Team hat und welche taktische Aufgabe ihr zugedacht ist. Mit
der früheren Tour-Vierten Juliette Labous und der einstigen Gewinnerin des
Nachwuchstrikots bei dieser Rundfahrt, Cedrine Kerbaol, stehen bereits
Athletinnen mit Medaillenchancen im Kader. Aber vielleicht ist
Ferrand-Prevot ja auch im Wechsel zwischen den Disziplinen so Extraklasse
wie sie es zuletzt im Gelände war.
26 Sep 2024
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## AUTOREN
Tom Mustroph
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Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
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