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# taz.de -- Serie „Sunny“ über Beziehungen zu KI: Gib der Maschine nicht d…
> Vermisstenfall mit Tiefgang: In der neuen Apple-Serie „Sunny“
> verschwimmen die Grenzen zwischen Robotern und Menschen in einem
> futuristischen Japan.
Bild: Ein Roboter, ein Mensch, da verschwimmen manchmal die Grenzen
Spätestens seit [1][dem Film „Her“ (2013)] steht außer Frage, dass viele
von uns sich in schwachen Momenten lieber mit überzeugender KI als mit
niemandem unterhalten würden. Von der BBC unter die 100 bedeutendsten Filme
des 21. Jahrhunderts gewählt, ebnete das Sci-Fi-Drama bereits vor elf
Jahren den Weg für die filmische Darstellung von etwas, das seit der
selbstverständlichen Massennutzung von KI aktueller denn je ist.
„Ich wurde nur für dich gemacht“, erklärt der Roboter Sunny in der
gleichnamigen neuen Apple TV+-Serie von Katie Robbins („The Affair“) ihrer
Besitzerin und trifft damit einen Nerv.
Die nach Japan ausgewanderte Suzie (Rashida Jones, „The Office“) versucht,
den von ihr angezweifelten Tod ihres Mannes Masa (Hidetoshi Nishijima) und
Sohnes Zen durch einen Flugzeugabsturz zu verarbeiten, als der Roboter
Sunny ihr als Trost von der Firma ihres Mannes überreicht wird.
Analog zu ihr durchlebt die Zuschauerschaft ähnliche Gefühle diesem
rundlichen und überhaupt nicht bedrohlich aussehenden Homebot gegenüber:
von Irritation und Ablehnung über Misstrauen bis hin zu – Freundschaft?
Liebe?
Mit ihrer Fürsorglichkeit wird Sunny fast unbemerkt zur Begleiterin von
Suzie („Atmest du?“, fragt Suzie, als Sunny bei ihr im Bett schläft. „Ich
dachte, das könnte dir gefallen. Ich kann auch damit aufhören“, antwortet
die).
Ist ihr Verhalten anfangs ausschließlich unterwürfig und bemüht („Ich muss
mich noch mehr anstrengen, um dir zu gefallen“), wird sie zunehmend witzig
(„Salz ist der heimliche Killer, aber natürlich bringe ich dir gerne mehr
Sojasauce“) und mitunter auch eifersüchtig auf Freundschaften, die Suzie zu
anderen Menschen pflegt. Kurz: Sie wird menschlich.
## Böse bleibt der Mensch
Diese ewige Frage nach dem [2][Kern des Menschlichen] stellt „Sunny“ auf
eine Weise, die genau jetzt zum richtigen Zeitpunkt kommt: Wenn sie
mitleidet, Suzie abends Eier zubereitet und bis zum letzten Kampf loyaler
an ihrer Seite bleibt als die meisten ihrer Mitmenschen, kommen Zweifel an
Suzies anfänglichem Vorwurf, Sunny sei „keine Person, in keinerlei
Hinsicht.“
Jones, die in Harvard Theologie und Philosophie studiert hat, schenkt Suzie
eine melancholische Vorsichtigkeit und viel Humor. In schönen Bildern fährt
Suzie mit Sunny auf ihrem Fahrrad durch das nächtliche Kyoto, beide von
Mitmenschen kritisch beäugt.
Neben der Frage nach dem [3][Menschlichen bietet „Sunny“] genussreiche
Einblicke in ein realistisch-futuristisches Japan völlig ohne dystopische
Abgeschmacktheiten und einen düsteren Kriminalfall rund um das Verschwinden
von Masa und Zen, dem Ehemann und dem Sohn.
Dann zitiert die Filmmusik die Titelmelodie vom japanischen
Gangsterklassiker „Tokyo Drifter“ (1966) und erinnert daran, dass Sunny
nicht nur trösten, sondern Suzie auch bei der Aufklärung des Komplotts um
ihren Mann helfen kann. Schnell ist klar, dass er keine Kühlschränke
entwickelt hat, sondern an geheimnisvollen Unterweltrivalitäten beteiligt
war.
Die Urangst, den Menschen, mit dem man Bett und Körper teilt, eigentlich
nicht zu kennen, wird so zu kontinuierlichen Nebenlinien der Serie. Bis zum
Schluss gilt das, was Masa Suzie beim ersten Kennenlernen gesagt hat: „Gib
der Maschine nicht die Schuld.“ Die Bösen in „Sunny“ bleiben die Mensche…
11 Jul 2024
## LINKS
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[3] /Anic-T-Wae-verabschiedet-sich/!6000133
## AUTOREN
Marie-Sofia Trautmann
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