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# taz.de -- Metronom dünnt Fahrplan aus: Zug um Zug gestrichen
> Der Metronom kürzt seinen Fahrplan zur Hauptverkehrszeit zusammen – und
> begründet das mit mehr Verlässlichkeit. Das Problem heißt
> Fachkräftemangel.
Bild: Fährt schnell, aber in Zukunft weniger oft: der Regionalzug Metronom
Bremen taz | Es wird voll im Zug: Wie das private Bahnunternehmen metronom
am Mittwoch mitteilte, werden ab dem nächsten Dienstag bis zum Ende des
Jahres Züge gestrichen. Vor allem zu den Stoßzeiten entfallen dann Fahrten
ohne Ersatz. Mit der geplanten Streichung von Zügen soll es weniger
ungeplante Ausfälle geben.
Metronom ist seit 2003 als privates Bahnunternehmen in Norddeutschland
unterwegs und bedient hier drei Strecken: Die Züge fahren zwischen
[1][Uelzen, Hannover und Göttingen,] zwischen Hamburg und Uelzen, sowie
zwischen Hamburg und Bremen.
Die aktuelle Fahrplanänderung betrifft zum Einen alle Nachtfahrten: Ab 0
Uhr entfallen alle Züge, es gibt aber Ersatzverkehr mit Bussen. Am
Wochenende wird darüber hinaus jeder dritte Zug zwischen Hannover und
Göttingen durch Busse ersetzt.
Für die dritte Änderung allerdings wird es keinen Ersatz durch Busse geben:
Zu den Stoßzeiten im Berufsverkehr morgens und nach Feierabend fallen ab
kommender Woche alle sogenannten Verstärkerfahrten ersatzlos aus. Bisher
fahren die Metronom-Züge zu diesen Zeiten halbstündig auf allen Strecken.
Nun soll es nur noch stündliche Fahrten geben. Dabei sind die regulären
Züge zu diesen Zeiten bereits jetzt gut ausgelastet – sprich[2][: oft
brechend voll.]
## Fahrplankürzung als Verbesserung
„Stabiler Fahrplan“ nennt Metronom die faktische Kürzung, und, ja, das
Unternehmen will das Ganze als Verbesserung verstanden wissen. Indem man
geplant weniger Reisen anbietet, soll das, was noch im Plan steht,
verlässlicher fahren. Nur noch ein bis drei Prozent der Reisen sollen auf
diese Art kurzfristig scheitern. In letzter Zeit waren es eher fünf bis
zehn Prozent. „Wir sehen das als massive Entlastung für die Fahrgäste“,
sagt Metronom-Pressesprecher Björn Tiedemann.
Malte Diehl vom Fahrgastverband ProBahn Niedersachsen-Bremen akzeptiert die
Argumentation nicht. „Es ist zwar gut, wenn man weiß, woran man ist“, sagt
der Verbandssprecher. „Aber das ändert nichts daran, dass man wieder aufs
Auto umsteigt, wenn die Fahrzeiten der Bahn nicht zu den Arbeitszeiten
passen.“
Der Grund für die Ausfälle: Es mangelt an Personal. 25 Zugführer*innen
fehlen, heißt es – bei insgesamt rund 300 Lokführer*innen auf der
Lohnliste. Einige Monate Anfang des Jahres, so Tiedemann, sei es – dank
Überstunden und Springerdiensten – trotz des Mangels gut gelaufen.
In der Tat zeigt der [3][Qualitätsmonitor der Landesnahverkehrsgesellschaft
Niedersachsen (LNVG)] mit seiner Datenbasis bis in den März hinein eine
akzeptable Quote für die Metronomzüge: gut 95 bis gut 98 Prozent der
Fahrten fanden statt. Die DB Regio Nord steht auf einigen Linien mit nur 86
Prozent weit schlechter da.
Doch ab Mai änderte sich das – bis zu zehn Prozent der Fahrten fielen nun
aus. Ein paar Krankheitsfälle und die Urlaubszeit waren ein Teil der
Ursache. „Was uns tatsächlich über die Klippe hat springen lassen war die
[4][Baustellendichte auf den Strecken“,] so Sprecher Tiedemann. Durch
Baustellen verlängert sich jede einzelne Fahrt; die Fahrer sind dann länger
gebunden.
Baustellen, Krankheit, Urlaub – nichts davon dürfte ein Bahnunternehmen im
Normalfall überraschen. „Aber bei einem fragilem System mit zu wenig
Personal darf einfach nichts dazwischen kommen“, sagt Tiedemann. So
begründet das Unternehmen auch, dass der frisch gekürzte Fahrplan bis in
den Dezember gelten soll – obwohl Urlaubs- und Baustellenzeit demnächst
vorbei sind. Man müsse wieder auf eine solide Basis kommen – und den
Beschäftigten die Möglichkeit geben, Überstunden abzubauen.
Der neue zusammengekürzte Fahrplan, ist bereits ein Ersatz für einen Ersatz
für einen Ersatz. Der letzte Zeitpunkt, zu dem die Metronom-Züge
einigermaßen so fuhren, wie es ursprünglich einmal zwischen LNVG und
Metronom verabredet worden war, liegt im ersten Halbjahr 2022.
Diehl von ProBahn hat denn auch wenig Verständnis übrig für die
Personalsorgen bei Metronom. „Was haben die die letzten Jahre gemacht?“
fragt der Verbandssprecher. „Die Probleme mit den fehlenden Zugführern sind
seit Langem bekannt.“ An den verlässlichen Fahrplan glaubt er nicht.
Schließlich fielen auch mit den letzten Ersatzfahrplänen Züge aus.
Tiedemann verweist auf den [5][allgemeinen Fachkräftemangel –] gibt aber
zu, dass es beim Unternehmen zu wenig Ehrgeiz bei der Personalsuche gegeben
habe. Mittlerweile ziehe man alle Register des Marketings. „Wir bewerben
die freien Jobs wie andere Unternehmen einen Joghurt“, sagt er. Und statt
zweien würden dieses Jahr drei Lehrgänge für neue Lokomotivfahrer
angeboten. Im Dezember sollen die nächsten 15 Absolvent*innen in den
Dienst treten.
Das nächste Ungemach könnte da schon drohen: Für den Metronom treten schon
im Januar 2025 die neuen GdL-Tarifverträge in Kraft, die Beschäftigten eine
35-Stunden-Woche ermöglichen. Bei Metronom hofft man, dass viele sich
stattdessen für mehr Geld entscheiden.
26 Jul 2024
## LINKS
[1] /Die-Wahrheit/!5993157
[2] /Platzfragen-bei-einer-Fahrt-im-Zug/!5972448
[3] https://www.lnvg.de/spnv/qualitaet-und-marketing/qualitaetsmonitor/2024/3/u…
[4] /Generalsanierung-bei-der-Deutschen-Bahn/!6022529
[5] /Faul-oder-nicht-faul-das-ist-die-Frage/!6007052
## AUTOREN
Lotta Drügemöller
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