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# taz.de -- Die Wahrheit: Weltgeist setzt auf Marsmännchen
> Trump gegen Harris: Was hält die traditionelle Oktober-Überraschung vor
> der Präsidentenwahl in den Vereinigten Staaten von Amerika jetzt noch
> bereit?
Bild: Einigende globale Bedrohung von außerhalb: Alien
Für die einen ist es die Entscheidung zwischen Gut und Böse. Für die
anderen die Entscheidung zwischen Böse und Gut. Nachdem es jetzt bei den
amerikanischen Präsidentschaftswahlen im November 2024 auf ein Duell
zwischen Donald Trump und Kamala Harris hinausläuft, fragt sich alle Welt:
Was kann nun noch kommen? Die beiden großen Überraschungen im Vorfeld sind
überstanden und haben wie immer die Zunft der Hellseher und Wahrsager in
Verruf gebracht, wenn die In-die-Kugel-Gucker denn überhaupt einen Ruf
haben.
Auf der einen Seite ein Attentat auf Trump, das ihn mindestens zu Christus
macht, dessen blutig gestreiftes Ohr von seinen Jüngern inbrünstig
angebetet wird. Auf der anderen Seite ein amtierender Präsident, der sich
in den Seilen des Alters verfangen hat und trotz aller greisen Sturheit
zurückgetreten ist, um den Weg für eine frische Kandidatin freizumachen,
wobei jeder Pfirsich aus Kalifornien auf den Obstmärkten frischer wirkt als
die Vizepräsidentin.
Zum einen Trump, der schon einmal das Amt innehatte und dabei derart groben
Unfug veranstaltete, dass jeder Vierzehnjährige gleich in eine der
berüchtigten staatlichen Besserungsanstalten eingewiesen worden wäre. Zum
anderen Harris, die während ihrer Amtszeit im Weißen Haus so blass blieb,
dass ihre jamaikanischen Vorfahren sie für eine aschfahl geschminkte
Voodoo-Priesterin halten, obwohl ihr es nicht gelungen ist, ihren
scheintoten Chef wieder zum Leben zu erwecken.
Und so wird das Erwartbare geschehen: Der Republikaner Trump wird im
Wahlkampf seine zarten Weisen weiter trällern und die angeblich linke, woke
und unnahbare Demokratin Harris mit Liebe überschütten – mit der Liebe zu
sich selbst und allen daraus resultierenden Hassgesängen gegen jeden, der
ihm im Weg steht. Und die Demokratin Harris, der nicht einmal El Hotzo als
Wahlkampfmanager ein neues Image verpassen könnte, wird einfach den
Altersspieß umdrehen und den Stachel der Senilität in den 78-jährigen
Gegner bohren, bis nur noch trübes Hirnwasser aus ihm herausfließt, falls
er denn überhaupt ein Hirn hat.
## Sensationeller Endkampf
Aber was für Überraschungen kann der an Sensationen bislang nicht arme
Endkampf um die 47. Präsidentschaft der USA noch bereithalten? Früher, als
die Brandmauern der Moral noch nicht eingerissen waren, gab es vor den
traditionell im November stattfindenden Wahlen stets die große sogenannte
„October Surprise“ – jene überraschende Wendung, die laut Lexikon
„maßgeblich zur Beeinflussung der Wahl beitragen kann“.
Gern wurde einem der zuvorderst männlichen Kandidaten ein unsittliches
Verhalten nachgewiesen, er habe zum Beispiel jemandem sein Würstchen
vorgezeigt. Die Kunst der „Spin Doctors“ genannten Berater bestand dann
darin, die Sache kleinzureden, und die Betrachter konnten sich daran
erfreuen, wie krampfhaft versucht wurde, das kleine Würstchen unter den
Teppich zu kehren. Und wer schon einmal Würstchen unter einen Teppich
gekehrt hat, weiß, wie schwierig das ist.
Donald Trump hat allerdings inzwischen alle traditionellen Sitten und
Gebräuche außer Kraft gesetzt, und nicht einmal der Weltgeist ist momentan
in der Lage, gegen ihn anzukämpfen. Es herrscht eine Art abwartender
Stillstand: Trump ist sich seiner Sache sehr sicher, Harris gibt den
Underdog. Und darin liegt die Hoffnung beider Seiten. Nur eben der
Weltgeist erscheint erschöpft und weiß nicht mehr, wohin er die Geschicke
der Menschheit lenken soll.
## Glatte Entwicklungen
Selbst wenn man sich aufs glatte Terrain der Hellseher und Wahrsager
begibt, ist deshalb eine mögliche Entwicklung bis zum Wahltermin am 5.
November, dass nichts, rein gar nichts mehr passiert. In China fällt ein
Sack Reis um, in Russland ein Oligarch aus dem Fenster. Alles wie gehabt.
Die andere Möglichkeit ist, dass der Weltgeist jetzt „All-in“ geht und auf
die ultimative Steigerungsform setzt: Außerirdische landen auf der Erde!
Selbstverständlich in einer Wüste im Mittleren Westen der USA. Die grünen
Männchen steigen aus ihrem Raumschiff, rufen „Vertraut uns!“ und mähen mit
ratternden Maschinengewehrsalven das humane Begrüßungskomitee nieder. Eine
globale Bedrohung, die alle Terraner rapido eint, den US-Wahlkampf jedoch
vorerst beendet.
Nur Donald Trump wird wettern und behaupten, dass es die Aliens gar nicht
gibt, ihre Attacke vom Weißen Haus und vom liberalen Hollywood inszeniert
wurde. Doch die Kriege in Gaza und der Ukraine, überall im Erdenrund werden
sofort beendet. Die Menschheit wird die Bedrohung von außen wie die
planetare durch den Klimawandel einig und geschlossen mit aller Kraft
bekämpfen.
Genau so wird es kommen. Im Oktober 2024. Dem historischen Monat der großen
Überraschungen. Man muss nur an Marsmännchen glauben.
23 Jul 2024
## AUTOREN
Michael Ringel
## TAGS
US-Wahl 2024
Kamala Harris
Die Wahrheit
Donald Trump
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Queer
Martin Walser
Spionage
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