# taz.de -- Konferenz in Brasilien: Ultrarechte machen mobil | |
> Argentiniens Präsident Milei reist nach Brasilien. Doch statt dort | |
> Staatschef Lula da Silva zu treffen, besucht er die ultrarechte | |
> CPAC-Konferenz. | |
Bild: Argentiniens Präsident Milei und Brasiliens Ex-Präsident Bolsonaro bei … | |
Buenos Aires taz | Es hätte das erste Treffen der vier Präsidenten der | |
Mercosur-Mitgliedstaaten sein sollen. Doch Argentiniens libertärer | |
Präsident Javier Milei sagte seine Teilnahme am Gipfeltreffen der | |
südamerikanischen Wirtschaftsgemeinschaft am 8. Juli in Paraguays | |
Hauptstadt Asunción ab. Er wollte sich nicht mit Brasiliens Präsident Lula | |
da Silva treffen. | |
Stattdessen reiste er nach Brasilien, um am Sonntag als Hauptredner an der | |
Konferenz der rechtsextremen Acción Política Conservadora (CPAC) | |
teilzunehmen. Dort traf er sich mit dem ehemaligen brasilianischen | |
Präsidenten Jair Bolsonaro und dessen Sohn Eduardo, die die Veranstaltung | |
organisiert hatten. | |
„Die 1974 ins Leben gerufene CPAC bringt Hunderte von konservativen | |
Organisationen, Tausende von Aktivisten, Millionen von Zuschauern und die | |
besten und klügsten Politiker der Welt zusammen“, heißt es auf der | |
brasilianischen Website der Veranstaltung. Man rühmt sich, „bedeutende | |
Persönlichkeiten“ präsentiert zu haben, wie etwa die ehemaligen | |
US-Präsidenten Ronald Reagan und Donald Trump. | |
Für Milei war es nicht der erste Auftritt dort. Im Februar schüttelte er | |
Trump auf der damaligen CPAC in Washington kräftig die Hände. Milei setzt | |
auf dessen Rückkehr ins Weiße Haus nach der kommenden | |
US-Präsidentschaftswahl. Und so wurde nun bei der Konferenz im | |
brasilianischen Badeort Camboriú kräftig an einer zukünftigen Achse | |
Trump–Milei–Bolsonaro gewerkelt. | |
## Milei wettert gegen den Sozialismus | |
„Der Sozialismus ist eine Ideologie, die der menschlichen Natur | |
zuwiderläuft und unweigerlich in Sklaverei oder Tod endet, ein anderes | |
Schicksal gibt es nicht“, wetterte Milei bei seinem Auftritt in gewohnter | |
Manier gegen den „Linkspopulismus“ und dessen wichtigsten Vertreter in der | |
Region, ohne Lula namentlich zu nennen. | |
Beleidigungen des brasilianischen Präsidenten werde man nicht dulden, hatte | |
es zuvor aus Regierungskreisen in der Hauptstadt Brasília geheißen; sie | |
könnten gar diplomatische Konsequenzen haben, bis hin zum Rückzug des | |
brasilianischen Botschafters aus Buenos Aires. [1][So etwa hatte Spanien | |
nach einem Streit zwischen Milei und dem spanischen Ministerpräsidenten | |
Pedro Sánchez reagiert.] | |
Das Verhältnis zwischen den Präsidenten der beiden schwergewichtigsten | |
Staaten Südamerikas ist seit Monaten angespannt. [2][Lula war im Dezember | |
nicht zu Mileis Amtseinführung nach Buenos Aires gekommen]. Stattdessen saß | |
sein Amtsvorgänger, Jair Bolsonaro, unter den geladenen Gästen. | |
Auf dem G7-Gipfel in Italien Mitte Juni wechselten Milei und Lula kein | |
einziges Wort – auf dem G7-Familienfoto steht Lula ganz rechts, Milei ganz | |
links. „Ich habe nicht mit ihm gesprochen“, erklärte Lula später: „Weil… | |
sich bei Brasilien und bei mir entschuldigen sollte. Er hat eine Menge | |
Unsinn gesagt.“ Mileis Präsidentensprecher Manuel Adorni wiegelte ab: „Der | |
Präsident hat nichts getan, wofür er sich entschuldigen müsste.“ | |
## Im Hintergrund schwelt ein weiterer Konflikt | |
Stattdessen legte Milei nach. [3][Lula sei ein „korrupter Kommunist“, | |
schrieb er auf der digitalen Plattform X]. Er habe sich auf schmutzige | |
Weise in den argentinischen Wahlkampf 2023 eingemischt, so Milei, und bezog | |
sich dabei auf die breite Unterstützung, die sein Rivale in der Stichwahl, | |
Sergio Massa, aus Brasilien erhielt. | |
Noch ist es vor allem ein verbaler Schlagabtausch zwischen den beiden | |
Präsidenten, der mit ein paar versöhnlichen Worten zumindest diplomatisch | |
rasch beigelegt werden könnte. Doch im Hintergrund schwelt ein weiterer | |
Konflikt: Am 8. Januar 2023 stürmten Tausende von Bolsonaro-Anhängern das | |
Regierungsviertel in Brasília. Über Hundert sollen nach Mileis Amtsantritt | |
vor der brasilianischen Justiz ins Nachbarland Argentinien geflohen sein. | |
Einige haben dort bereits Asyl beantragt. Das argentinische | |
Außenministerium hat Brasilien eine Liste mit 60 Personen übermittelt, die | |
verdächtigt werden, an den Zusammenstößen beteiligt zu sein. Noch sind in | |
Buenos Aires keine Auslieferungsanträge eingegangen. Zwar hat der | |
argentinische Präsidentensprecher Adorni angekündigt, dass „das Gesetz | |
respektiert“ werde. Dennoch bleibt abzuwarten, wie die Regierung von | |
Präsident Milei auf mögliche Auslieferungsgesuche tatsächlich reagieren | |
wird. | |
8 Jul 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Krise-zwischen-Argentinien-und-Spanien/!6008876 | |
[2] /Amtseinfuehrung-in-Argentinen/!5978920 | |
[3] https://x.com/JMilei/status/1808080124874523060 | |
## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
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