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# taz.de -- Internationaler Literaturpreis verliehen: Der Trost der Würgeschla…
> Pajtim Statovci und Stefan Moster werden ausgezeichnet. Der Roman „Meine
> Katze Jugoslawien“ erzählt eine Fluchtgeschichte aus dem Kosovo.
Bild: Die beiden Preisträger: Autor Pajtim Statovci (li.) und Übersetzer Stef…
Während Deutschland gerade gegen Spanien verliert, spielt im Untergeschoss
des Berliner Haus der Kulturen der Welt (HKW) Ali Moraly sehr lange
Violine. Die Ansprache des HKW-Intendanten Bonaventure Soh Bejeng Ndikung
zur Verleihung des Internationalen Literaturpreises bekommt so durch den
syrischen Geiger und Komponisten einen musikalischen Rahmen.
Beinahe pastoral referiert Ndikung über Übersetzungen, die besagter Preis
ja in den Mittelpunkt rückt: Übersetzen, um Brücken zu bauen, Übersetzen
als Verrat, ja, vielleicht sei auch die Umbenennung der Räume im HKW – man
sitzt am Freitagabend in einem dunklen, nach der senegalesischen
Filmemacherin Safi Faye benannten Saal – eine Form des Übersetzens.
[1][Dass der Internationale Literaturpreis zuletzt in der Kritik stand,]
daran erinnert Ndikung nicht. Die ehemaligen Jurymitglieder Ronya Othmann
und Juliane Liebert hatten in der Zeit die Methoden der Jury angekreidet,
angeblich weniger auf literarische Qualität denn auf Nationalität und
Hautfarbe zu achten.
Nachdem zuletzt der senegalesische Autor [2][Mohamed Mbougar Sarr]
ausgezeichnet wurde, geht der Preis in diesem Jahr nach Finnland. Pajtim
Statovci erzählt in [3][„Meine Katze Jugoslawien“] von dem aus dem Kosovo
stammenden Bekim, der in Helsinki vereinsamt, bis er einen sprechenden
Kater in einer Schwulenbar kennenlernt und sich eine Boa constrictor
zulegt. „Eine glückliche Schlange brauche Liebe, Ruhe und Grenzen“, lernt
Bekim – und für wen gilt das nicht?
## Mit autofiktionalen Konventionen gebrochen
Sich mit seiner Herkunft und seiner Familie auseinanderzusetzen, darauf hat
der queere Bekim eigentlich keine Lust. Er tut es schließlich doch, denn
Statovci stellt der Geschichte Bekims jene von dessen Mutter zur Seite, die
im ländlichen Kosovo aufwächst und jung einen gewalttätigen Mann heiratet.
Es sei ein durch und durch „europäischer Roman“, heißt es in der Laudatio
der Jury, die die Schriftstellerinnen Asal Dardan und Cia Rinne vortragen,
einer, der mit den Konventionen autofiktionaler Fluchtgeschichten breche.
In Finnland lese man literarische Migrationsgeschichten eher selten, sagt
Stefan Moster, der als Übersetzer des Romans mit ausgezeichnet wird. Doch
natürlich gibt es sie: Statovci erzählt von gewalttätigen Weltbildern,
denen er in seiner Jugend ausgesetzt war, dem beißenden
Minderwertigkeitsgefühl und seinem manischen Drang, mehr zu wissen als
seine finnischen Altersgenossen.
7 Jul 2024
## LINKS
[1] /Eklat-um-Internationalen-Literaturpreis/!6009994
[2] /Roman-von-Mohamed-Mbougar-Sarr/!5900406
[3] /Roman-ueber-Kosovo-Gefluechtete/!5999228
## AUTOREN
Julia Hubernagel
## TAGS
Literatur
Auszeichnung
Autofiktion
Helsinki
Kosovo
deutsche Literatur
Literatur
Kosovo
Haus der Kulturen der Welt
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