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# taz.de -- US-Präsidentschaftswahlen: Debatte um Joe Biden geht weiter
> US-Präsident Joe Biden zeigt sich entschlossen, an seiner Kandidatur
> festzuhalten. Dafür bekommt er öffentliche Unterstützung. Einige rücken
> aber ab.
Bild: Rückt mehr in den Mittelpunkt: Vizepräsidentin Kamala Harris
Washington ap/rtr | US-Präsident Joe Biden hat Rückzugsaufforderungen aus
der eigenen Partei nach seinem [1][schwachen Auftritt im Fernsehduell] mit
seinem Herausforderer Donald Trump zurückgewiesen. „Ich trete an. Ich bin
der Anführer der Demokratischen Partei. Niemand drängt mich hinaus“,
erklärte Biden in einer Telefonschalte des Dachverbands der Demokraten, an
der er und Vizepräsidentin Kamala Harris am Mittwoch überraschend
teilnahmen. „Ich werde nicht aufgeben.“
Auch seine Sprecherin Karine Jean-Pierre antwortete auf die Frage, ob der
81-Jährige nach seiner weithin als schwach bewerteten Wahldebatte einen
Rückzieher prüfe: „Absolut nicht.“ Für Aufsehen hatte ein [2][Bericht] d…
Zeitung New York Times gesorgt, wonach Biden sich gegenüber einem
Verbündeten besorgt gezeigt haben soll über die Aussichten für seinen
Wahlkampf. Ein Biden-Sprecher wies den Bericht als „absolut falsch“ zurück.
Später sprach Biden im Weißen Haus gut eine Stunde persönlich und virtuell
mit mehr als 20 Gouverneuren seiner Partei. Die Gouverneure nannten das
Gespräch offen, äußerten sich aber besorgt über Bidens Auftritt bei der
Debatte vergangene Woche. Dennoch bekräftigten sie ihre Unterstützung für
Biden. „Der Präsident ist unser Kandidat. Der Präsident ist unser
Parteiführer“, sagte Gouverneur Wes Moore aus Maryland. Biden habe bei dem
Treffen „sehr deutlich gemacht, dass er angetreten ist, um zu gewinnen“.
In Gesprächen unter vier Augen bemühte sich Biden um eine Kurskorrektur
nach seinem desaströsen Debattenauftritt gegen Trump und bat um Urteile,
was alles schief gelaufen sei. „Wir hatten ein direktes, offenes, klares
Gespräch“, sagte Senator Chris Coons, der am Dienstag mit Biden sprach, der
Nachrichtenagentur AP. „Er wollte Ratschläge. Er bat ernsthaft um Input und
Kommentare dazu, was er tun sollte, um Vertrauen und Unterstützung
wiederherzustellen.“
## Demokraten und Sponsoren: verhalten, besorgt, frustriert
Doch trotz Bidens Bemühungen mehrten sich die Anzeichen, dass [3][in der
Partei die Unterstützung für den Präsidenten schwindet]. Der Abgeordnete
Raúl Grijalva sagte der Zeitung New York Times, er unterstütze Biden,
solange dieser kandidiere. Biden trage jedoch Verantwortung dafür, wie es
mit seinem Amt weitergehe, und ein Teil dieser Verantwortung bestehe darin,
aus dem Rennen auszusteigen.
In privaten Gesprächen zeigte sich Frustration über die Reaktion des
Wahlkampfteams auf die Debattenleistung des Präsidenten, vor allem, weil
sich Biden mehrere Tage Zeit ließ, bevor er bei hochrangigen
Parteimitgliedern direkte Schadensbegrenzung betrieb. Hochrangige Berater
sagten, der 81-jährige Biden habe nur noch wenige Tage Zeit, um seine
Eignung für das Amt überzeugend unter Beweis zu stellen. Zwei informierte
Quellen sagten, Biden akzeptiere die Dringlichkeit der Aufgabe, nachdem er
Umfragen und stapelweise Medienberichte durchgegangen sei. Er sei aber
überzeugt, dass er das in den kommenden Tagen schaffen könne.
Indessen forderte ein wichtiger demokratischer Spender,
Netflix-Mitbegründer Reed Hastings, den Präsidenten auf, aus dem Rennen
auszusteigen. „Biden muss beiseite treten, damit ein starker demokratischer
Führer Trump besiegen und uns Sicherheit und Wohlstand bringen kann“, sagte
Hastings, worüber zuerst die New York Times berichtet hatte.
Die meisten demokratischen Kongressmitglieder verhielten sich abwartend,
doch machte sich das Gefühl breit, dass diese Wartezeit abläuft. Einige
sagten, Vizepräsidentin Harris sei die Favoritin dafür, an die Stelle
Bidens zu treten, falls dieser sich zurückziehen sollte. Das sei die beste
Möglichkeit, Chaos, Streit und Spaltung auf dem Nominierungsparteitag im
August zu vermeiden. Als Alternativen wurden die Gouverneure Gavin Newsom
aus Kalifornien und Gretchen Whitmer aus Michigan genannt.
## Kamala Harris an die Spitze?
Am Mittwochabend veröffentlichten die New York Times und das Wall Street
Journal [4][Umfragen], in denen der republikanische Bewerber Donald Trump
übereinstimmend mit sechs Prozentpunkten vor Biden liegt.
Erstmals sprach am Mittwoch auch ein hochrangiger Demokrat über den
möglichen Ablauf nach einem Ausscheiden Bidens. Der Abgeordnete Jim Clyburn
– der den Ruf eines Königsmachers bei den Demokraten genießt – sagte dem
Sender CNN, es könne „Mini-Vorwahlen“ geben. Wenn Vizepräsidentin Kamala
Harris als Kandidatin für die Präsidentschaftswahl antreten würde, bräuchte
sie zudem selbst einen neuen Vize. „Und damit würde all das uns die
Gelegenheit geben, nicht nur zu prüfen, wer an der Spitze der Liste stehen
sollte, sondern auch, wer für den zweiten Platz am besten geeignet wäre.“
Clyburn hatte sich am Dienstag bereits für Harris als Ersatzkandidatin
ausgesprochen, sollte es soweit kommen.
Auch aus Kreisen der Demokraten war in den vergangenen Tagen verlautet,
Harris stehe trotz aller Vorbehalte an erster Stelle der möglichen
Bewerber. Die 59-Jährige hat sich in ihrem Amt schwer getan, in Bidens
Wahlkampfteam wurde sie von vielen lange als potenzielle Belastung
empfunden. In einer am Dienstag veröffentlichten Reuters/Ipsos-Erhebung
hatte sie wie Biden auch faktisch gleichauf mit Trump gelegen. Andere
mögliche Kandidaten schneiden laut der Erhebung eher schlechter ab.
4 Jul 2024
## LINKS
[1] /US-Praesidentschaftswahlkampf/!6017648
[2] https://www.nytimes.com/2024/07/03/us/politics/biden-withdraw-election-deba…
[3] /US-Praesident-Biden-im-Wahlkampf/!6017993
[4] https://www.nytimes.com/2024/07/03/us/politics/poll-debate-biden-trump.html
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