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# taz.de -- Zivilgesellschaft in Kambodscha: Hohe Haftstrafen für Umweltschüt…
> Kambodschas Regime sperrt alternative Nobelpreisträger wegen
> „Verschwörung“ ein. Diese machen Korruption für Umweltzerstörung
> mitverantwortlich.
Bild: Protest auf der Straße: Kambodschanisches Gericht sperrt Umweltaktiviste…
Berlin taz | Wegen „Verschwörung“ und „Beleidigung des Königs“ hat ein
Gericht in Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh am Dienstag zehn Aktivisten
der Umweltorganisation [1][Mother Nature Cambodia] zu je sechs bis acht
Jahren Haft verurteilt. Dies berichtete die lokale
Menschenrechtsorganisation [2][Licadho]. Demnach erhielten drei der
Verurteilten zusätzlich Geldstrafen.
Beim Prozesses, der am 29. Mai begonnen hatte, wiesen die Angeklagten die
Vorwürfe zurück und protestierten gegen den Ausschluss der Öffentlichkeit
von den Verhandlungen. Der Prozess fand daraufhin teilweise auch in
Abwesenheit der Angeklagten statt.
Vor dem Gerichtsgebäude wurden vier der vom Gericht für schuldig Befundenen
zum Teil gewaltsam festgenommen. Sie hatten dort in weißer Trauerkleidung
demonstriert. Andere Verurteilte sind untergetaucht oder leben im Ausland.
Einige hatten schon früher wegen ihres Engagements im Gefängnis gesessen.
Die Urteile seien „ein weiterer vernichtender Schlag gegen Kambodschas
Zivilgesellschaft“, [3][kommentierte Montse Ferrer von der
Menschenrechtsorganisation Amnesty International]. Statt auf die
Umweltschützer zu hören, habe die Regierung entschieden, sie einzusperren.
## Umweltschutz kombiniert mit Internetaktivismus
Die 2012 gegründete Organisation Mother Nature hat mit
öffentlichkeitswirksamen Aktionen, über die sie selbst im Internet und in
den sozialen Medien berichtete, erfolgreich junge Menschen für Umweltthemen
sensibilisiert. Auch städtische Jugendliche mobilisierten sie gegen die
Naturzerstörung auf dem Land.
„Kreativität ist der Schlüssel zu unserem Erfolg,“ hatte der jetzt zu sec…
Jahren Gefängnis verurteile Ly Chandaravuth bei einem Besuch der taz im
November vergangenen Jahres gesagt. Der damals 23-Jährige war Fundraiser
der innovativen Organisation.
Die mutigen Aktivisten beschränkten sich nicht – wie manche in anderen
ebenfalls autoritär-regierten Ländern Südostasiens – darauf, etwa nur
Plastikmüll einzusammeln. Sie wiesen vielmehr öffentlich immer wieder auf
den Zusammenhang zwischen massiver Naturzerstörung etwa durch Sandabbau an
Flüssen und Ufern, das Trockenlegen von Teichen und Verschmutzung von Luft
und Wasser mit der grassierenden Korruption hin.
## Aufdeckung von Umweltverstößen
Für ihre Arbeit war die Organisation im letzten Jahr in Stockholm [4][mit
dem Right Livelihood Award ausgezeichnet worden], der auch als alternativer
Nobelpreis bezeichnet wird – als allererste aus Kambodscha überhaupt. Durch
Social-Media-Aktionen sowie die Schulung und Mobilisierung junger
KambodschanerInnen habe die Organisation „wesentlich dazu beigetragen,
zahlreiche Umweltverstöße im Land aufzudecken und zu beenden“, hieß es in
der Begründung.
Dem Regime von [5][Hun Manet], der im letzten August neuer Premierminister
in Nachfolge seines Vaters [6][Hun Sen] wurde, der 38 Jahre regiert hatte,
war die Organisation aber ein Dorn im Auge. Und die Verurteilung durch die
in Kambodscha nicht unabhängige Justiz zeigt jetzt, dass auch die neue
Regierung keinerlei Widerspruch aus der Zivilgesellschaft duldet.
2 Jul 2024
## LINKS
[1] https://mothernaturecambodia.org/
[2] https://www.licadho-cambodia.org/articles/20240702/195/index.html
[3] https://www.amnesty.org/en/latest/news/2024/07/cambodia-conviction-of-youth…
[4] /Alternative-Nobelpreise-2023/!5963046
[5] /Neuer-Premierminister-in-Kambodscha/!5952586
[6] /Parlamentswahl-in-Kambodscha/!5946227
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Kambodscha
Umweltaktivisten
Hun Sen
Verschwörung
Majestätsbeleidigung
Alternativer Nobelpreis
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Untersuchungsgefängnis
Entwicklungspolitik
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