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# taz.de -- Flucht in Gaza: Zwischen Müll und Trümmern schlafen
> In Gaza spielt sich derzeit eine der größten humanitären Katastrophen ab.
> Nun müssen auch die Bewohner von Gaza-Stadt in andere Orte fliehen.
Bild: Aus dem Norden Gaza Geflüchtete bei ihrer Ankunft in Nuseirat am 11.07.2…
Jerusalem taz | Während in Deutschland über Haushaltskürzungen in der
Entwicklungszusammenarbeit diskutiert wird, [1][setzt sich in Gaza] eine
der größten humanitären Krisen fort. Nun sollen auch die Bewohner:innen
sowie die Binnengeflohenen in Gaza-Stadt das Gebiet verlassen, in der
Regel ein Anzeichen für bevorstehende israelische Militäreinsätze. Die
„Evakuierung“ werde sich negativ auf die humanitäre Hilfe für die Menschen
im Gazastreifen auswirkten, warnte [2][Ocha], das Amt der Vereinten
Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten.
Als temporäre Unterkunft weist das Militär Deir el-Balah sowie az-Zawaida
an. Mindestens 75.000 Einwohner:innen hatte Deir el-Balah vor dem Krieg,
az-Zawaida über 25.000. In Gaza-Stadt lebten mehr als 580.000 Menschen. Wie
sie in den beiden Kleinstädten Platz finden sollen, lässt das Militär
offen. Seit Kriegsbeginn sollen im Gazastreifen nach palästinensischen
Angaben mehr als 38.000 Menschen getötet und mehr als 88.000 verletzt
worden sein. Diese Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen
Nach Angaben von Ocha, seien geschätzt neun von zehn Menschen in Gaza
mittlerweile Binnengeflüchtete, auch wenn Medienberichte und Videos in den
sozialen Medien nahelegen, dass manche Geflohene zumindest temporär wieder
in ihre Häuser oder deren Überreste zurückgekehrt sind.
Andere mussten wiederum mehrfach fliehen: Ein Video in den sozialen Medien,
das über 5.000-mal geteilt wurde, zeigt ein junges Mädchen, das ein
hustendes Kleinkind im Arm hält. Mehr als zehnmal seien sie bereits
weitergeflohen, sagt sie, den Tränen nahe: „Wir laufen weiter.“
Bereits vor wenigen Tagen rief das israelische Militär zur „Evakuierung“
von Teilen von Gaza-Stadt auf, nach Angaben von Ocha schlafen viele von
ihnen nun zwischen Müll und Trümmern, ohne Matratzen und mit wenig
Kleidung. Dass so viele Menschen nun auf einmal in die bereits überfüllten,
vom israelischen Militär als solche ausgewiesenen Sicherheitszonen drängen,
wird wohl auch die medizinische Versorgung dort weiter erschweren. Laut
Ocha seien in Deir el-Balah derzeit drei Krankenhäuser teilweise operabel,
dazu kommen etwa ein Dutzend Gesundheitseinrichtungen.
Lange Schlangen für Trinkwasser
Auch die Versorgung mit Trinkwasser bleibt im ganzen Gazastreifen
angespannt. Bereits im Mai berichtete [3][die BBC], dass mehr als die
Hälfte aller Wasserspeicher und Reinigungsanlagen in ganz Gaza zerstört
seien. Je mehr Menschen in die sogenannten humanitären Zonen flüchten,
desto länger werden dort wohl die Schlangen, in die sich die Menschen laut
verschiedener Medienberichte anstellen müssen, um Trinkwasser zu bekommen.
Auch Lebensmittel sind nicht ausreichend verfügbar: Nach Angaben von Cogat,
einer dem israelischen Verteidigungsministerium untergeordnete
Koordinierungsstelle für Regierungsaktivitäten in Gaza und dem
Westjordanland, seien zwar am Mittwoch insgesamt 261 Lastwagen [4][mit
humanitären Gütern] nach Gaza eingefahren. Doch laut Ocha seien schon seit
einem Monat keine Lastwagen mit kommerziellen Gütern mehr eingetroffen. Und
die humanitären Lieferungen enthielten meist Mehl und Dosenessen, aber kein
Fleisch und frisches Gemüse. Außerdem bleibt die Verteilung der Güter
schwierig – durch die Kampfhandlungen, aber auch weil immer wieder Lager
ausgeraubt werden, wie verschiedene Medien berichten.
Nach Angaben von OHCHR, des Büros des Hohen Kommissars der Vereinten
Nationen für Menschenrechte, mehrten sich außerdem die Anzeichen für eine
„Hungersnot im gesamten Gazastreifen“. Das legten die Tode mehrerer
palästinensischer Kinder wegen Hungers und Mangelernährung nahe, berichtet
eine von OHCHR zitierte Gruppe von Experten.
11 Jul 2024
## LINKS
[1] /Deutschlands-Rolle-im-Nahost-Konflikt/!6011739
[2] https://www.unocha.org/
[3] https://www.bbc.com/news/world-middle-east-68969239
[4] /Chef-der-Hilfsorganisation-IRC/!6018324
## AUTOREN
Lisa Schneider
## TAGS
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
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