# taz.de -- Schlechter Schlaf mit PMS: Prämenstruelle Bettflucht | |
> Unsere Autorin liebt schlafen. Doch spätestens in der zweiten | |
> Zyklushälfte wacht sie immer wieder nachts auf. Über das Müdesein während | |
> PMS. | |
Bild: Auch unter dem Kopfkissen hell wach | |
Es ist 4.57 Uhr, ich bin wach. Dabei hat mein Wecker nicht geklingelt, kein | |
Baby hat geschrien (habe keins), kein Tier hat mich geweckt (habe keins), | |
mein Smartphone (habe eins) liegt in einem anderem Raum. | |
Also keine Störung von außen. Nein, nein es ist viel perfider, eine von | |
innen. Aus mir heraus. Wieso? | |
Ich [1][liebe schlafen]. Bin nicht nur [2][PMS-Ultra], sondern auch | |
Schlaf-Ultra. Was gibt es Besseres? Okay Pommes, aber von denen könnte ich | |
träumen. So nämlich! Im Traum ist schließlich alles möglich, was ich wach | |
erleben kann, und sogar das, was ich wach nicht erleben kann! Der | |
Schwerkraft trotzend über Hamburg fliegend Pommes essen zum Beispiel. | |
Ein Plädoyer [3][fürs Schlafen] zu halten ist glaube ich überflüssig. Jeder | |
Mensch über 13 ist Fan vom Schlafen! Die ideale Schlafdauer liegt bei | |
sieben bis acht Stunden. Ich gehe meist gegen 22.30 Uhr ins Bett, lese noch | |
eine Stunde und schlafe kurz vor Mitternacht ein. In der ersten | |
Zyklushälfte komme ich leicht und locker – außer es passiert gerade | |
irgendwas Aufregendes in meiner kleinen Welt – auf die empfohlenen sieben | |
bis acht Stunden. In der zweiten Zyklushälfte allerdings ereilt mich die | |
senile Bettflucht. | |
Warum bitte heißt es Bettflucht? Ach, weil man aus dem Bett flieht! Ich | |
dachte immer, man flieht ins Bett. Freud’scher Verdenker, weil ich mein | |
Bett so liebe. | |
Trotz ihrer verkürzten Schlafdauer fühlen sich senile | |
Bettflüchter*innen oftmals ausgeruht. Das kann ich von mir als | |
prämenstrueller Bettflüchterin nicht behaupten. Schwindlig, übelgelaunt und | |
mit brennenden Augen bin ich eine Zumutung. Für meine Umwelt, aber auch für | |
mich selbst. | |
## Übermüdet durch den Tag | |
Um 4.57 Uhr möchte ich nichts mit mir zu tun haben. Um 4.57 Uhr möchte ich | |
mit niemandem außer meiner Bettdecke und meinem Kopfkissen in Kontakt | |
treten. | |
Wofür ich dankbar bin – na, ich will’s mal nicht beschwören – ist, aben… | |
immer einschlafen zu können. Worüber ich über alle Maßen erbost bin, ist | |
das nächtliche Erwachen. Dabei hab ich es noch gut. Mein Alltag wird | |
größtenteils von mir selbst strukturiert, ich muss nicht zu einer | |
bestimmten Uhrzeit im Büro sein oder ein Kind in die Kita bringen. | |
Mein Mitgefühl gilt denen, die sich übermüdet und prämenstruell durch den | |
Tag mühen müssen. Am besten noch mit empfindlichen Brüsten, geschwollenem, | |
krampfendem Unterleib und vielleicht noch einer Prise Halsweh dazu. | |
Period Flu, das ist nämlich auch noch so ’ne Sache. Erkältungssymptome, die | |
nicht von einer Erkältung oder Grippe herrühren, sondern hormonell bedingt | |
ihre Sperenzchen treiben. Solche Symptome spürt man dann übermüdet leider | |
auch dreimal so schlimm. Hundsgemein ist das mit der prämenstruellen | |
Bettflucht. Gerade dann brauchen wir doch Schlaf. Wenigstens den. | |
Im Internet fand ich den Rat bei prämenstruellen Durchschlafstörungen, den | |
Zyklus zu protokollieren, „menstrual mapping“ genannt. Ich protokolliere | |
diese Nervensäge seit 15 Jahren, mal mehr mal weniger REGELmäßig. | |
Das hilft mir persönlich um 4.57 Uhr keinen Deut. Okay, vielleicht einen | |
viertel Deut, immerhin kenne ich nach einem Blick in meinen Zyklus-Kalender | |
den Grund für mein frühes Erwachen. Ich weiß auch: Mit Eintreffen der Regel | |
werde ich wieder schlafen und Pommes essend über Hamburg fliegen können. | |
11 Jul 2024 | |
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## AUTOREN | |
Sarah Lorenz | |
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