# taz.de -- Nach Protest von Besetzer*innen: 250.000 Euro wegen Bagger-Protest? | |
> Der Kohlekonzern Leag will Klimaaktivist*innen zu | |
> Unterlassungserklärungen bringen. Die sagen, dass das Kritiker*innen | |
> einschüchtern soll. | |
Bild: Der Kohlekonzern Leag fordert vonl AktivistInnen Unterlassungserklärunge… | |
Berlin taz | Zwei Klimaaktivist*innen der Gruppe Ende Gelände standen | |
am Dienstag für eine Aktion vor Gericht. Sie waren vor mehr als fünf Jahren | |
im Lausitzer Tagebau auf Bagger geklettert und hatten nach Angaben des | |
Betreibers Leag den Betrieb behindert. | |
Die Leag hatte daraufhin von den Aktivist*innen die Unterzeichnung | |
einer Unterlassungserklärung gefordert. Sollten sie zur Unterlassung | |
verurteilt werden, drohe bei Zuwiderhandlung ein Ordnungsgeld von bis zu | |
250.000 Euro, teilte ein Sprecher des Landgerichts Cottbus mit. | |
Eine Einigung zwischen den Konfliktparteien konnte beim Prozessauftakt am | |
Dienstagmittag nicht erzielt werden, berichten Prozessbeobachter*innen. Der | |
Streit über die Kohlebagger-Besetzung geht also noch in eine nächste Runde. | |
Die Aktivist*innen halten die Forderungen der Leag für überzogen: Sie | |
seien „unbegründet“ und dienten dazu, Klimaaktivist*innen mit | |
Kostendrohungen von weiteren Protesten abzuhalten, argumentieren sie. | |
## Aktivist*innen unterschrieben Unterlassungserklärung | |
„Sollte es erneut zu Protesten im Tagebau kommen, würden die angedrohten | |
Bußgelder Aktivismus faktisch unmöglich machen“, warnt Jana Alt, die selbst | |
zu den damaligen Tagebaubesetzer*innen gehört. | |
Die insgesamt 23 beteiligten Aktivist*innen hatten bereits eine | |
Unterlassungserklärung unterschrieben, allerdings geht die der Leag nicht | |
weit genug. Genauer gesagt geht es um zwei Erklärungen: Eine bezieht sich | |
auf das Gelände der Lausitz Energie Bergbau AG, die andere auf das Gelände | |
der Lausitz Energie Kraftwerke AG. | |
Die Beklagten hatten die Unterlassungserklärung für die Bergbau AG bereits | |
unterschrieben, lehnten aber eine Unterschrift für die Kraftwerke AG ab, da | |
diese von der Aktion nicht betroffen gewesen sei. Die Leag erklärte, sie | |
wolle sowohl ihre Kraftwerke als auch ihre Tagebaue vor künftigen | |
Beeinträchtigungen geschützt wissen. | |
## Klage soll Kritiker:innen einschüchtern | |
Rechtsanwalt Thorsten Deppner, der die zwei Aktivist*innen verteidigt, | |
rechnet damit, dass die Beklagten den Prozess teilweise gewinnen werden. | |
„Der Verlauf der Verhandlung bestätigt, dass es sich bei der Klage um einen | |
Slapp handelt“, sagte Deppner nach der Verhandlung. Slapp ist ein Akronym | |
und steht für Strategic Lawsuit Against Public Participation, zu Deutsch | |
also eine Strategische Klage gegen öffentliche Beteiligung. Das heißt: eine | |
rechtsmissbräuchliche [1][Form der Klage, die den Zweck hat, Kritiker | |
einzuschüchtern]. | |
Die Unterlassungsklage der Lausitz Energie Kraftwerke AG diene der | |
Abschreckung und solle demokratisches Engagement präventiv unterbinden, so | |
Deppner. Dagegen werde man sich zur Wehr setzen. Gemeint ist eine | |
strategische Klage, um zivilen Protest zu kriminalisieren. Die [2][EU hatte | |
im März dieses Jahres eine neue Anti-Slapp-Richtlinie] verabschiedet, die | |
derzeit in deutsches Recht umgesetzt wird. | |
Mitte Juni hatte der [3][Verfassungsschutz Ende Gelände als | |
linksextremistischen Verdachtsfall] eingestuft. Der Inlandsgeheimdienst | |
kann zur Beurteilung der Aktivitäten nachrichtendienstliche Mittel nutzen, | |
wie etwa die Beobachtung oder Informant*innen. Diese Einstufung dürfe im | |
Prozess aber keine Rolle spielen, sagt Deppner. „Das würde Tür und Tor | |
öffnen, alle möglichen anderen Personen mit einer Unterlassungsklage zu | |
überziehen.“ | |
Es sei zu Recht äußerst schwierig, jemanden wegen seiner Mitgliedschaft in | |
einer politischen Vereinigung für mögliche künftige Handlungen anderer | |
Mitglieder zur Unterlassung zu zwingen. Beide Seiten können bis Ende August | |
Stellungnahmen abgeben. Der Zivilprozess wird am 19. September fortgesetzt, | |
erst dann ist mit einem Urteil zu rechnen. | |
3 Jul 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Kriminalisierte-Klimaproteste/!6003907 | |
[2] /EU-geht-gegen-Einschuechterungsklagen-vor/!5994714 | |
[3] /Ende-Gelaende-ueber-Verfassungsschutz/!6017628 | |
## AUTOREN | |
Maximilian Arnhold | |
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