# taz.de -- Waldbesetzung im Kölner Süden: Wird der Grembi der neue Hambi? | |
> In Köln wächst der Widerstand gegen den achtspurigen Ausbau der Autobahn | |
> A4. Klimaaktivist:innen besetzten nun das Gremberger Wäldchen. | |
Bild: Aktivisten bei der Besetzung im Grembacher Wald | |
BOCHUM taz | Aus Protest gegen den Ausbau der Autobahn A 4 und die damit | |
drohende Rodung vieler Bäume haben Klimaschützer:innen am frühen | |
Freitagmorgen das Gremberger Wäldchen im Süden Kölns besetzt. „Wir sind | |
hier bis zu 50 Aktivist:innen“, sagte einer von ihnen der taz am Telefon. | |
Mittlerweile seien in den Bäumen drei Plattformen installiert, die | |
untereinander mit Traversen verbunden seien – und auf denen die | |
Protestierenden nun ausharren wollen: „Wir wollen so lange bleiben, bis die | |
Entscheidung gefallen ist, dass die Autobahn nicht wie geplant verbreitert | |
wird“, so der Besetzer – „und das Gremberger Wäldchen erhalten bleibt“. | |
Die Polizei sei mit etwa 20 Beamt:innen vor Ort, hieß es am | |
Freitagmittag. Die Polizei kündigte jedoch laut den Aktivist:innen an, | |
bald mit einer Hundertschaft anrücken zu wollen. Unabhängig von der | |
Besetzung ist am Samstag außerdem ein [1][Waldfest und der Beginn einer | |
mindestens achttägigen Mahnwache] geplant. „Wir wollen die Öffentlichkeit | |
aufrütteln“, sagte Mahnwachen-Mitorganisator Markus, der seinen vollen | |
Namen nicht veröffentlicht sehen will. | |
„Es geht nicht nur um ein gut genutztes Naherholungsgebiet – das Gremberger | |
Wäldchen ist auch ein großer Luftreiniger, ein Wasserspeicher, ein | |
Kühlelement für den gesamten Süden Kölns.“ Zu Diskussionen, Musik und | |
Workshops werden deshalb am Samstag mehrere hundert Menschen erwartet. | |
Denn durch den Ausbau der A 4, die auf einer Länge von 5,6 Kilometern von | |
derzeit bereits sechs auf dann insgesamt acht Fahrspuren verbreitert werden | |
soll, seien große Teile des Waldes gefährdet. Die bundeseigene [2][Autobahn | |
GmbH argumentiert] dagegen, die A4 sei schon heute „überlastet“ und „sehr | |
stauanfällig“. | |
## Umweltfreundliche Alternativen fehlen | |
2018 seien auf der Fernstraße, die den südlichen Teil des ganz Köln | |
umfassenden Autobahnrings bildet, täglich „bis zu 135.000“ Fahrzeuge | |
gezählt worden. Und bis 2030 könnten es „bis zu 158.700“ sein, werben die | |
Straßenbauer:innen für ihr „A4plus“ genanntes Projekt, dessen Kosten | |
schon 2014 auf knapp 270 Millionen Euro geschätzt wurden. | |
Aktivist:innen der Bürgerinitiative „A4minus“ lassen das nicht gelten. | |
„In Köln ist es typisch, dass eine Fahrt von einem Stadtteil zu einem | |
anderen mit dem Auto über die Fernstraßen des Autobahnrings absolviert | |
wird, weil die umweltfreundlichen Alternativen fehlen“, klagen sie. | |
Für die vielen Autos auf der A4 mitverantwortlich sei also der wenig | |
attraktive Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV), so BI-Vertreter:innen, | |
und schlecht ausgebaute Radwege: So sei die Innenstadt der | |
Millionenmetropole etwa vom südlichen Stadtteil Porz aus per Fahrrad nur | |
über die enge, vielbefahrene Siegburger Straße oder über einen zwar | |
schönen, aber langen Umweg am Rhein entlang erreichbar. | |
Erkennbar wird das Potenzial von alternativen Verkehrsmitteln auch durch | |
eine [3][repräsentative Mobilitätsumfrage der Stadt], die 2022 durchgeführt | |
wurde. Danach nutzten die Kölner:innen 2006 noch für 43 Prozent aller | |
Wege das Auto. 2017 waren es dagegen nur noch 35 und vor zwei Jahren sogar | |
nur noch 25 Prozent. | |
## Rotbuche aus den 1710er Jahren in Gefahr | |
Der Radverkehr nahm stattdessen um 7 auf jetzt 25 Prozent zu. „Damit wird | |
das Fahrrad inzwischen genauso häufig genutzt wie das Auto“, schreibt die | |
[4][Verwaltung in ihrem Fazit]. Schlicht ein „Irrtum“ sei der Glaube, der | |
Ausbau des ÖPNV mache das prestigeträchtige Großprojekt überflüssig, | |
behaupten dagegen die Straßenbauer:innen der Autobahn GmbH. | |
Immerhin: „Auch Themen wie Verkehrswende, Elektromobilität und | |
Digitalisierung werden zukünftig betrachtet, sobald belastbare Erkenntnisse | |
zu diesen Themenbereichen vorliegen“, verspricht die bundeseigene, dem | |
Bundesverkehrsministerium von FDP-Mann Volker Wissing nachgeordnete Firma. | |
Umweltschützer:innen wollen das nicht akzeptieren. Schließlich gehe es | |
um den ältesten Wald Kölns mit bis zu 250 Jahre zählenden Eichen, sagt die | |
Klimaaktivistin Alix von der Gruppe „Grembi bleibt“ – im Gremberger | |
Wäldchen steht mit einer Rotbuche aus den 1710er Jahren außerdem der | |
wahrscheinlich älteste Baum der Stadt. Zwar sei mit dem Beginn der Rodungen | |
erst in fünf bis sechs Jahren zu rechnen, sagt die Klimaschützerin. „Wir | |
wollen der Politik aber die Chance geben, das Ruder rechtzeitig | |
herumzureißen – und die Bauarbeiten abzublasen.“ | |
14 Jun 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://koelle4future.de/blog/2024/06/04/waldfest-gremberger-waeldchen/ | |
[2] https://www.autobahn.de/die-autobahn/projekte/detail/a4plus-ausbau-im-koeln… | |
[3] https://www.stadt-koeln.de/politik-und-verwaltung/presse/mitteilungen/25810… | |
[4] https://a4plus.koeln/media/pages/mediathek/648b0d7310-1693381432/20230822_a… | |
## AUTOREN | |
Andreas Wyputta | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Verkehrswende | |
Köln | |
Autobahn | |
GNS | |
IG | |
Tesla | |
Tesla | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Tesla-Protestcamp in Grünheide: Baumhäuser dürfen bleiben | |
Das Oberverwaltungsgericht Berlin hat eine Beschwerde der Polizei | |
zurückgewiesen. Damit ist eine Räumung des Tesla-Protestcamps vorerst | |
abgewendet. | |
Wald-Besetzung gegen Tesla: Die Utopie wächst im Kiefernwald | |
Besetzer:innen im Tesla-Wald wollen Rodung verhindern und Visionen für | |
ein „anderes“ Leben entwickeln. Ein Oster-Besuch mit Übernachtung. | |
Demos pro und contra Tesla: Kampf ums Brandenburger Wasser | |
Tesla bleibt in Grünheide? Dann bleiben die Waldbesetzer*innen auch – | |
und bekommen Solidarität. Doch es gibt auch Freunde des Musk-Unternehmens. |