| # taz.de -- Klima-Versprechen in der Werbung: Wischiwaschi beim Fruchtgummi | |
| > Unternehmen dürfen nicht länger mit Pseudo-Umweltfreundlichkeit werben – | |
| > gut so. Die Ampel solle jetzt mit besseren gesetzlichen Regeln nachlegen. | |
| Bild: Katjes-Werbung bei der Internationalen Süßwarenmesse in Köln, 23. Apri… | |
| Fast alle Produkte zu 100 Prozent vegan, Peace-&-Love-Gummis, Kuscheln mit | |
| Kühen, klimaneutral: Die Lakritze und Fruchtgummis von Katjes wenden sich | |
| mit quietschbunten Verpackungen und Werbefilmchen an eine junge Zielgruppe | |
| – und wollen natürlich verkauft werden. | |
| Dass Katjes – und damit auch andere Konzerne – der Kundschaft nicht | |
| irgendeinen grün gewaschenen Schmu versprechen kann, [1][hat am Donnerstag | |
| der Bundesgerichtshof (BGH) entschieden]. Endlich. Denn: Es ist gut für die | |
| Umwelt, wenn Kund:innen klar unterscheiden können, welche Produkte | |
| nachhaltig hergestellt wurden – und welche nicht. | |
| Verbraucher:innen begegnen nämlich immer öfter | |
| Wischiwaschi-Umweltversprechen, deren Wahrheitsgehalt sie nicht überprüfen | |
| können: „recycelbare Verpackung“, „bienenfreundlich produziert“, „aus | |
| verantwortungsvollen Quellen“, „enkeltauglich“ oder eben „klimaneutral | |
| hergestellt“ – mit Letzterem werden nicht nur Windeln, sondern auch Motoröl | |
| gelabelt. | |
| Diese „Green Claims“ gibt es nicht nur als Werbeslogans, sondern auch in | |
| Form von Siegeln, die leider oft viel weniger halten als gedacht. Denn | |
| anders als bei staatlich vergebenen Bio- und Ökosiegeln gibt es für | |
| Klimasiegel keine gesetzlich geregelten Standards. Ihre Werbeversprechen | |
| können alles – und nichts – heißen. | |
| Aber: Kommuniziert das Unternehmen hier sein tatsächliches Engagement für | |
| eine nachhaltige Produktionsweise? Oder macht es sich nur zunutze, dass | |
| Werbung mit Nachhaltigkeitsbezug bislang kaum reguliert ist – anders als | |
| beispielsweise gesundheitsbezogene Werbung? Die Vorinstanz hatte im | |
| Katjes-Fall noch viel konzernfreundlicher entschieden: Es reiche, wenn sich | |
| Kund:innen auf der Firmenhomepage über die Art der „Klimaneutralität“ | |
| unterrichten könnten. | |
| Aber: Wie sollen Kund:innen, die von ihren Kindern in der Quengelzone an | |
| der Supermarktkasse bedrängt werden, ein möglicherweise nachhaltiges | |
| Gummizeugs zu kaufen, fix entscheiden, ob es „klimaneutral“ produziert | |
| wurde? Denn: Das kann vieles heißen. Oftmals ist die Produktion gar nicht | |
| nachhaltig, Treibhausgasemissionen wurden nicht reduziert, sondern | |
| lediglich „ausgeglichen“. | |
| ## BGH fordert mehr Klarheit | |
| Die dabei verwendeten Kompensationsprojekte, meist geht es um Aufforstung | |
| oder Waldschutz, halten oft nicht, was sie versprechen. Bei Werbung müsse | |
| deshalb künftig „zur Vermeidung einer Irreführung regelmäßig bereits in | |
| der Werbung selbst erläutert werden, welche konkrete Bedeutung maßgeblich | |
| ist“, betont der Bundesgerichtshof nun. | |
| Gut so! Verbraucher:innenfreundlich wäre außerdem, liebe Ampel: | |
| Umweltbezogene Werbung muss stärker reguliert werden, umweltbezogene Siegel | |
| müssen von unabhängigen Dritten überprüft werden. Der freiwillige | |
| Kompensationsmarkt sollte stärker reguliert – und das Label | |
| „Klimaneutralität“ in der Werbung verboten werden. | |
| 28 Jun 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Kai Schöneberg | |
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