# taz.de -- Bremer Ex-Senatorin ins Ministerium: Schleudersitz für Anja Stahma… | |
> Die ehemalige Sozialsenatorin übernimmt den Posten der Staatssekretärin | |
> im Bundesfamilienministerium. In Bremen wurde sie zuletzt kritischer | |
> gesehen. | |
Bild: Als Sozialsenatorin stand sie zuletzt in der Kritik, jetzt bekommt sie di… | |
BREMEN taz | Einige Nahtoderfahrungen hat die [1][Kindergrundsicherung | |
schon hinter sich,] auch sonst läuft es mäßig im Bundesfamilienministerium | |
von Lisa Paus. Nun soll ein Personalwechsel die Wende bringen: Die | |
bisherige Staatssekretärin Margit Gottstein wird in den vorzeitigen | |
Ruhestand befördert; an ihre Stelle tritt ab Anfang Juli Bremens ehemalige | |
grüne Sozialsenatorin Anja Stahmann. | |
Gut ein Jahr Pause hatte die seit ihrem Rücktritt nach der Bremenwahl. | |
„Nichts tun, einfach da sein“, das falle ihr schwer, hatte sie im | |
[2][Abschlussinterview mit der taz] gesagt. Es scheint gelungen: Facebook | |
zeigt Fotos von Katzen und Cappucinos, Blumen und Schäfchenwolken. „The | |
best part is know“ (sic) steht unter Bildern der beiden Töchter. Auch eine | |
Kunstausstellung mit naiven Cartoons hat Stahmann gemacht. | |
Nun tauscht sie diese Version des guten Lebens mit dem Posten als | |
Staatssekretärin. Eine Schonzeit im neuen Amt wird es kaum geben. Als | |
höchste Verwaltungsbeamtin der Behörde vertritt sie dort Ministerin Paus | |
und ist verantwortlich für die 900 Mitarbeiter*innen. | |
Erfahrung in der Leitung einer Behörde bringt Stahmann reichlich mit: Als | |
sie zurücktrat, war sie mit ihren zwölf Jahren im Amt die aktuell | |
dienstälteste Sozialministerin Deutschlands. Sich selbst bescheinigt sie | |
eine gute Personalführung – gut zuhören könne sie. So gelinge es ihr, die | |
Schwarmintelligenz ihrer Mitarbeiter*innen zu nutzen. | |
## Geflüchtete untergebracht – aber nicht immer gut | |
In Zeiten enger Haushalte und teils von den Grünen selbst auferlegten | |
Sparzwangs musste sie als Sozialsenatorin oft den Mangel verwalten. Bei den | |
Beliebtheitsrankings der Bremer Senator*innen schnitt sie trotzdem nie | |
schlecht ab, 2019 etwa gab’s den vierten Platz. Ihren guter Willen, sich | |
für Benachteiligte einzusetzen, ihr emotionales Beteiligtsein, konnte man | |
ihr abnehmen. | |
Am stärksten geprägt wurde ihre Amtszeit durch die Aufnahme von | |
Geflüchteten. Stolz, so sagte es die Sozialsenatorin 2018 der taz, sei sie, | |
dass jeder immer eine Matratze bekommen habe und ein [3][Dach über dem | |
Kopf.] Die größte Kritik bekam sie allerdings ebenfalls für ihr Wirken in | |
diesem Bereich. Die kam erwartbar von rechts, aber immer wieder auch in | |
scharfer Form vom Bremer Flüchtlingsrat: [4][Menschenunwürdig habe die | |
Behörde Geflüchtete untergebracht]. Bestehende Einrichtungen wurden in | |
ruhigeren Phasen wieder geschlossen – sodass bei der nächsten Krise wieder | |
Zelte herhalten mussten. | |
Nachhaltig getrübt wurde Stahmanns Bild als Kümmerin während der | |
Anfangsphase der Pandemie 2020. Allen Warnungen zum Trotz blieben | |
Geflüchtete monatelang in Massenunterkünften. Schließlich kam es zur | |
[5][erwarteten Durchseuchung] – auf die Stahmann mit strenger Quarantäne | |
und der Bemerkung reagierte, [6][für Virologen sei dies interessant.] Den | |
Rassismusvorwurf wies sie damals brüsk von sich. Lernfähigkeit bewies die | |
Senatorin, als sie dann 2023 eine [7][mehrtägige Konferenz zu | |
institutionellem Rassismus] veranstaltete. | |
Trotzdem schien Stahmann in den letzten Jahren weniger präsent. Nach dem | |
schlechten Abschneiden der Grünen bei der Wahl 2023 kritisierte der | |
ehemalige grüne Fraktionsvorsitzende Matthias Güldner auch Stahmann: Die | |
Sozialsenatorin sei ebenso wie der grüne Finanzsenator Dietmar Strehl | |
[8][in der Legislatur „unsichtbar geblieben“]. | |
29 Jun 2024 | |
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## AUTOREN | |
Lotta Drügemöller | |
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