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# taz.de -- Wem gehört der Fußball: Platz da, wenn die Uefa kommt
> Warum kann die Uefa Riesengewinne einstreichen, die Kosten aber auf Land
> und Leute abwälzen? Diese und noch mehr Ungerechtigkeiten rund um die EM.
Bild: Polizei schaut mit: Fanzone Gelsenkirchen beim Spiel D-H
Die riesige [1][BVB-Fanwelt], ein zweistöckiger Glasbau direkt vor dem
Dortmunder Stadion, ist für diese Europameisterschaft zur Hälfte ausgeräumt
worden. Auf über 2.000 Quadratmeter werden dort normalerweise nahezu alle
Bedarfsartikel des täglichen Lebens in Gelb und Schwarz sowie dem
Vereinslogo feilgeboten, damit der Borussenfan beispielsweise auch bei der
Gartenarbeit seine Treue demonstrieren und nur noch in Klubfarben
schaufeln, harken und rechen kann.
Doch nun hat die Uefa im Erdgeschoss ihr ganzes Sortiment ausgebreitet und
die Kassen übernommen. Von der Alltagswelt des Fußballs soll möglichst
wenig zu sehen sein, damit die eigenen Produkte zur Geltung kommen. Das
Geschäft läuft bestens. Vor dem Spiel der Türkei stehen die Menschen hier
Schlange. Die meisten haben ein Nationaltrikot oder irgendetwas anderes
Rotes mit Mondstern in der Hand. Sie wollen später dazugehören zum roten
Zuschauermeer oder zumindest nicht auffallen. Die überdimensional großen
Schaumstoffhände mit ausgestrecktem Zeigefinger gehen trotz des
vergleichbar günstigen Preises (10 Euro) und dem Aufdruck „Official
Licensed Product of Uefa Euro 2024“ weniger gut weg.
Platz da, wenn die Uefa kommt, heißt es auch an den prominenten Plätzen in
den Ausrichterstädten, weil diese zur Auflage gemacht hat, dass die
sogenannten host cities jeweils zwei große Fanzonen einzurichten haben.
Eine davon steht vor dem Düsseldorfer Schauspielhaus am
Gustav-Gründgens-Platz. Kultur und Fußball sollen sich die Hand geben. Im
Theaterprogramm [2][ist das Stück „Glaube, Liebe und Fußball“] angekündi…
das in der Fanzone aufgeführt wird. Die Handlung, heißt es, sei „ein
imaginäres Fußballspiel vom Einlaufen der Mannschaften bis zur
Siegerehrung“.
Regie führten Spezialisten für rasante Komödien mit Tiefgang. Getragen
würde das Stück von der Fanperspektive. Das Theater hier dient sich also
ebenfalls den Machthabern des Fußballs an und schreibt im Programm immer
brav groß „zur UEFA EURO 2024“ bei den Ankündigern dazu. Einen offiziellen
Uefa-Fanshop gibt es natürlich um die Ecke.
Dabei sein ist alles. Von der Strahlkraft des Fußballs will offenbar auch
das Düsseldorfer Schauspielhaus profitieren. Es gäbe jedoch reichlich
interessanten Stoff aus Theaterperspektive. Schließlich werden bei diesem
Event nicht gerade kleine Machtfragen verhandelt. Wem gehört dieses Spiel
und wer bestimmt die Regeln? Warum kann die Uefa sagenhafte Gewinne
einstreichen, die Kosten aber auf die Ausrichterländer und deren
Steuerzahler:innen abwälzen. Warum kann die Uefa in demokratischen
Staaten [3][das Demonstrationsrecht im Nahbereich der Stadien] außer Kraft
setzen? Dieser Fußball ist mehr als eine Komödie mit Tiefgang.
Warum nicht mal außerhalb des angekündigten Programms eine kleine
Revolution in der Fanzone der Uefa Euro 2024 anzetteln?
21 Jun 2024
## LINKS
[1] https://www.bvb.de/de/de/signal-iduna-park/fanwelt.html
[2] https://www.dhaus.de/programm/a-z/glaube-liebe-fussball/
[3] https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.jurastudierende-fordern-stutt…
## AUTOREN
Johannes Kopp
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