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# taz.de -- Diskussion um EM-Teilnehmeranzahl: Bitte noch mehr Europhorie
> Fußball-EM? Es sollte weniger werden, finden Ökobewegte. Aber mehr ist
> geiler. Und wer will, dass weniger geflogen wird, muss die Bahn
> aufpeppeln.
Bild: Jungs, mehr davon!
Die Sonne scheint, es ist Achtelfinale. Was nicht über 43 ist, sitzt
draußen und hält sich die Hände schirmhaft über die Augen. Die erste Pause
im Turnier ist überstanden, diese leeren zwei Tage,der Entzug nach Ende der
15-Uhr-Spiele überstanden, obwohl es immer noch ein wenig zieht in den
Kanälen, da oben im Hirn.
Aus moralischen Kreisen heißt es ja immer, die EM solle nachhaltiger
werden, am besten abgespeckt, wegen der Emissionen, vielleicht so wie ganz
früher nur noch mit Halbfinale, Finale stattfinden, aber das ist Quatsch.
Dass die meisten Teams mit dem Flugzeug von Stadion zu Stadion jetten,
liegt nicht nur daran, dass sie es können, sondern auch daran, dass die
Infrastruktur schön neoliberal heruntergewirtschaftet wurde, weil sie
quasistaatlich ist, aber wem sage ich das, das wissen doch alle. Die Lösung
hier wie dort ist nicht Verzicht, sondern Umbau. Macht die Bahn flott, dann
muss auch keiner mehr fliegen.
Und Quatsch ist es auch, weil so ein Turnier ist eben geil. Es ist ein
Event, ein Ereignis, das den Sommer bestimmt. Das kann gar nicht lange
genug gehen: Die Welt ist in einem Dauerrausch, einem Ausnahmezustand für
vier Wochen, inklusive Schlafdefizit und Mangelernährung, die in der
Hauptsache aus Bier und Chips besteht.
Dafür gibt es ja auch [1][die Pausen wie die zwischen Vorrunde und
Achtelfinale:] Mal kurz runterschalten, zwei Tage gesund leben, schlafen,
sich ausruhen, sich um die Familie kümmern, dann geht es weiter.
## Pause!
Und ja, dass das Schönste am Leben die Pausen sind, stimmt ja meistens gar
nicht. Das Schönste an den Pausen ist das Gefühl, die Spannung, dass es
schon bald wieder weitergeht, und man genau weiß, wann.
Aber zurück zur Struktur des Turniers – es gibt ja noch den anderen
Vorschlag. Nämlich den, das Turnier nicht zurückzureduzieren auf ein
Halbfinale, sondern zu [2][erweitern auf 32 Teilnehmerländer.] Nun fragt
sich, wer dann eigentlich noch überbleibt – es gibt 55 in der Uefa
organisierte Nationen, also wäre mehr als jede zweite dabei. Die
Qualifikation, der eigentlich sinnlose Teil des Wettbewerbs, die könnte man
sich sparen. Zweimal Deutschland gegen Aserbaidschan – nur ein Beispiel –,
das braucht wirklich niemand.
Man könnte das auch gleich noch mal toppen: Und ehrlich gesagt, bei dem eh
vorherrschenden Prinzip der Maximalisierung wird das eh kommen, spätestens
zur EM 2036 – nämlich das gesamte Turnier mit 64 Nationen stattfinden
lassen. Also gleich mit einer K.-o.-Runde beginnen, die Anzahl von 55 auf
die 64 auffüllen mit weiteren Scheinnationen wie Grönland oder Nordzypern
oder Lappland, dazu Gäste aus aller Welt einladen, und wenn es Katar ist.
Maximalisierung! Noch mehr davon, von der Europhorie!
Das Problem an der Fußballinflation sind nämlich nicht die Highlights,
sondern die Lowlights, das flache Licht in der Vorbereitung. Das könnte man
sich sparen.
28 Jun 2024
## LINKS
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## AUTOREN
René Hamann
## TAGS
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Kolumne Deutsches Theater
Grönland
Qualifikation
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