| # taz.de -- AfD im Kieler Stadtrat: Rechter Ratsherr wird sanktioniert | |
| > Ein Kieler AfD-Ratsherr wird aus allen Ausschüssen geworfen. Er ist | |
| > Vorsitzender der rechtsextremen Staats- und Wirtschaftspolitischen | |
| > Gesellschaft. | |
| Bild: Mehrheitlich allergisch gegen Rechtsextremismus: Kieler Ratsversammlung | |
| Stephan Ehmke sitzt schon lange in der Kieler Ratsversammlung. Früher für | |
| die CDU, heute für die AfD. Der Ratsherr saß in vier Ausschüssen, von | |
| Soziales über Kultur und Sport bis zu Finanzen. Ein interfraktioneller | |
| Antrag in der Ratsversammlung der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt | |
| führte nun jedoch zu seiner Abberufung aus den Ausschüssen. Auch als | |
| Mitglied des Ortsbeirates Hassee/Vieburg wurde er abgewählt. | |
| Der Grund: Ehmke ist Vorsitzender der Staats- und Wirtschaftspolitischen | |
| Gesellschaft (SWG). Seit dem 9. Juni vergangenen Jahres stuft das Landesamt | |
| für Verfassungsschutz (LfV) den Verein mit Sitz an der Elbe als „gesichert | |
| rechtsextremistisch“ ein. | |
| Der Abberufungsantrag war von der Ratsfraktion der Grünen initiiert worden. | |
| Der grüne Landtagsabgeordnete Jan Kürschner sagt zur taz: „Herr Ehmke ist | |
| ein Rechtsextremist, von denen es auch in der AfD in Schleswig-Holstein | |
| viele gibt.“ | |
| Als Vorsitzender der SWG vertrete er verfassungsfeindliche Ziele und | |
| [1][prorussische Positionen], so Kürschner. „Die Abberufung von seinen | |
| Ämtern halte ich für richtig, sie sollte eine Vorlage für viele Kommunen | |
| sein, in denen Rechtsextremisten von der AfD es in Ämter geschafft haben“, | |
| sagte Kürschner der taz. | |
| ## Gegen „alliierte Umerziehung“ | |
| In der Ratsversammlung stimmten die Fraktionen von SPD, CDU, SSW, Die Linke | |
| sowie ein fraktionsloses FDP-Ratsmitglied dem Antrag am 13. Juni zu. Die | |
| AfD mit ihren insgesamt drei Ratsmitgliedern lehnte die Abberufung ab. Auch | |
| Ansgar Stadler von Die Basis folgte dem Antrag nicht. | |
| Ehmke steht seit 2020 an der Spitze der SWG. Ihr Kampf gegen eine | |
| pluralistische, demokratische Republik begann 1962. Viele Jahre lang war | |
| Oberst a. D. Manfred Backerra Vorsitzender, der in einer Publikation | |
| behauptet hatte, dass die SS „ritterlich“ und „mit großer Zivilcourage“ | |
| gekämpft habe. Ein führendes Gründungsmitglied war zudem Hugo Wellems, | |
| ehemals Referent im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda. | |
| Vor zwei Jahren versicherte die Vereinigung, sie sei „ihren konservativen | |
| und patriotischen Idealen stets treu geblieben“. Bis heute beklagt sie | |
| „alliierte Umerziehung“ und „68er-Wertezersetzung“ und warnt vor | |
| Liberalität und Vielfalt. Immer wieder hielten Revisionisten und | |
| Rechtsextremisten Vorträge bei der SWG. Auch die [2][Holocaust-Leugnerin | |
| Ursula Haverbeck], die gerade wieder in Hamburg vor Gericht steht, war | |
| schon zu Gast. | |
| Regelmäßig [3][äußert sich die SWG auch zu militärischen Konflikten. | |
| Brigadegeneral a. D. Reinhard Uhle-Wettler etwa], der lange der SWG | |
| vorstand, beklagte bereits am 29. März 2022, einen Monat nach dem Beginn | |
| des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, dass Putin „weltweit als | |
| Kriegsverbrecher dargestellt“ werde, „der einen Angriffskrieg vom Zaun | |
| gebrochen“ habe. | |
| Der Grund dafür – „das russische Sicherheitsbedürfnis“ – werde jedoch | |
| „konsequent verschwiegen“, ebenso wie die Tatsache, dass die ukrainische | |
| Forderung nach einem Beitritt zur Europäischen Union und zur Nato gegen | |
| russische Interessen verstoße. | |
| Die Einschätzung der SWG als rechtsextremistisch wird aktuell durch ein | |
| Interview mit Stephan Ehmke in der April-Ausgabe des [4][Zuerst! Deutsches | |
| Nachrichtenmagazin] untermauert. Darin beklagt Stephan Ehmke die Einstufung | |
| durch den Verfassungsschutz. Dieser sei zu einem „Instrument“ geworden, das | |
| „unbescholtene Bürger“ verfolge. Ehmke warnt vor einer „Verfälschung der | |
| deutschen Geschichte“, einem „Moralismus der Ideologen“ und einer drohend… | |
| „Gesinnungsdiktatur“. | |
| 23 Jun 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Andreas Speit | |
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