# taz.de -- Massaker in spanischer Enklave: Gewalt einen Riegel vorschieben | |
> Zwei Jahre nach dem Tod von 27 Migranten in Melilla bleiben die | |
> Verantwortlichen noch immer unbehelligt. Die Straflosigkeit muss ein Ende | |
> haben. | |
Bild: Gedenkaktion in Sevilla im Juni 2023 für die durch marokkanische und spa… | |
Am 24. Juni jährt sich zum zweiten Mal das Massaker in Melilla, der | |
spanischen Enklave in Marokko. 27 Schutzsuchende sind durch die brutale | |
Gewalt marokkanischer und spanischer Grenzbeamter ums Leben gekommen. 70 | |
weitere werden bis heute vermisst. Die Bilder der Sterbenden und | |
Schwerverletzten gingen um die Welt. Geändert haben sie nichts. Bis heute | |
bleiben die Verantwortlichen unbehelligt, [1][Ermittlungen wurden | |
eingestellt] – auch mit dem entlastenden Verweis, dass die Ereignisse auf | |
marokkanischem Boden stattgefunden hätten. | |
Die europäischen Außengrenzen sind ein Raum der Straflosigkeit. Es ist | |
offensichtlich, dass die EU mit den Verbrechen, die in ihrem Namen begangen | |
werden, nichts zu tun haben will. Dabei beschädigt die anhaltende Gewalt | |
und die mit ihr verbundene Straflosigkeit die Demokratie in ihrem Kern. Wir | |
gewöhnen uns daran, dass Rechtsbrüche nicht verfolgt werden und Unrecht | |
nicht sanktioniert wird. | |
Wenn staatliche Sicherheitskräfte offen gegen Schutzsuchende vorgehen | |
können, ermutigt das auch die nahtlos daran anschließende rechte Gewalt, | |
die in Deutschland Asylunterkünfte in Flammen aufgehen lässt. Auch wenn von | |
den derzeit 120 Millionen Menschen auf der Flucht die allermeisten von | |
Ländern des Globalen Südens aufgenommen werden, schnallt die EU ihren | |
„Gürtel der Gewalt“ jedes Jahr enger. | |
Mit diesem Begriff benennt die Journalistin [2][Franziska Grillmeier] das | |
System an den EU-Außengrenzen, und wie dort Schutzsuchende mit roher | |
Brutalität daran gehindert werden, einen Asylantrag zu stellen. Die | |
[3][Bilder von vor zwei Jahren] sind der sichtbarste Ausdruck dieses | |
Systems. Eine diese Woche veröffentlichte Untersuchung von [4][Border | |
Forensics] belegt nun, dass das Melilla-Massaker vor allem auf spanischem | |
Territorium und unter Beteiligung spanischer Grenzbeamter stattgefunden | |
hat. | |
Ihre Analyse ist ein Versuch, der Normalisierung von Gewalt einen Riegel | |
vorzuschieben und eine Grundlage dafür zu schaffen, damit die europäische | |
Straflosigkeit ein Ende hat. | |
20 Jun 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Grenze-zwischen-Marokko-und-Spanien/!5864622 | |
[2] https://x.com/f_grillmeier/status/1781584043294806107 | |
[3] https://www.youtube.com/watch?v=w784gDeOCJs | |
[4] https://www.borderforensics.org/ | |
## AUTOREN | |
Kerem Schamberger | |
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