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# taz.de -- Nachwehen der EU-Wahl in Rumänien: Auf dem Sprung nach Brüssel
> Die rumänische ultrarechte Anwältin und Abgeordnete Diana
> Ivanovici-Şoşoacă erringt einen Sitz im EU-Parlament. An Skandalen
> mangelt es schon jetzt nicht.
Bild: Immer für einen Skandal im Parlament gut: Diana Ivanovici-Şoşoacă
Berlin taz | „Ich bin stolz, mit Corneliu Zelea Codreanu verglichen zu
werden. Das ist eine Ehre!“ Die Erklärung stammt [1][von der frisch
gebackenen, rumänischen EU-Abgeordneten, der Rechtsanwältin Diana
Ivanovici-Şoşoacă] (49). Dass sie der Vergleich mit dem Führer der
rumänischen Faschisten aus der Zwischenkriegszeit mit Stolz erfüllt, ist
ein ideologisches Statement.
Mit ihren rüpelhaften und aggressiven Auftritten im rumänischen Parlament,
dem sie seit 2020 als Senatorin angehört, hat sie sich eine
Sympathisantengemeinde erobert, die von den anderen Parteien verharmlost
wurde.
Stundenlang ist sie mit ihrem permanent eingeschalteten Handy in den
sozialen Netzwerken zu sehen. Ihre ungefilterten homophoben,
ultranationalistischen, corona- und holocaustleugnenden, antisemitischen,
fremden- und europafeindlichen Hetzbotschaften werden tausendfach
kommentiert und weiterverbreitet.
Wegen dieses Gebarens wurde sie 2021 aus [2][der rechtsradikalen Allianz
für die Vereinigung der Rumänen (AUR)] ausgeschlossen. Şoşoacă kandidierte
2019 für die AUR und errang ein Mandat im rumänischen Oberhaus. Ihre
frühere Mutterpartei AUR, die seit einer Weile moderate Töne anschlägt,
zieht ebenfalls mit sechs Vertretern ins EU-Parlament ein.
## Neue politische Heimat
Nach ihrem Ausschluss fand Şoşoacă eine neue politische Heimat in der
ultrarechten Partei S.O.S. Rumänien und übernahm mit ihrem Ehemann Silviu
die Leitung der Gruppierung. Die Ehe zerbrach vor allem an ihrer maßlosen
Egomanie und notorischen Streitsucht.
Das anstehende Scheidungsverfahren lieferte den rumänischen Skandalsendern
den geeigneten Stoff, um die Streithälse wochenlang zu interviewen. Diese
nutzten die Gelegenheit und verbreiteten auf diese Weise ihre toxischen
Botschaften.
Berauscht von der medialen Aufmerksamkeit, beschloss auch Silviu als
Unabhängiger bei der EU-Wahl anzutreten. Allerdings nicht mit so viel Glück
wie seine Noch-Ehefrau, die es nun zusammen mit einem weiteren
Parteigenossen nach Brüssel geschafft hat.
Im EU-Parlament wollen sich Şoşoacă und ihr Parteigenosse Luis Lazarus der
Fraktion Identität und Demokratie (ID) anschließen. Aus der Fraktion war
die AfD hinaus geworfen worden, ihr gehören die Freiheitlichen aus
Österreich, der Rassemblement Nationale von Marine Le Pen und die
italienische Lega an.
Şoşoacă versprach im Wahlkampf, auch in Brüssel für die Wiederherstellung
des großrumänischen Territoriums in seinen Grenzen von 1918 zu kämpfen. Auf
diesem revisionistischen Anspruch basiert ihre Forderung an die Ukraine,
die Nordbukowina und die Stadt Tschernowitz Rumänien zurückzugeben. Diese
Gebiete gehörten nach dem ersten Weltkrieg zu Rumänien, wurden 1940 aber an
die Sowjetunion angeschlossen. In der Ukraine wurde sie zur unerwünschten
Person erklärt.
12 Jun 2024
## LINKS
[1] /Rechte-in-Rumaenien/!6012524
[2] /Superwahljahr-in-Rumaenien-2024/!5971134
## AUTOREN
William Totok
## TAGS
Schwerpunkt Europawahl
Rechtsextremismus
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