| # taz.de -- Rechtsextreme Präsidentschaftskandidatin: Rumäniens kontraprodukt… | |
| > Eine Rechtsextreme will Präsidentin des Landes werden. Das | |
| > Verfassungsgericht hat ihr die Kandidatur verboten. | |
| Bild: Umstrittene Kandidatin Sosoaca bei einem Auftritt in Straßburg | |
| Das Urteil des rumänischen Verfassungsgerichts ist ein Skandal: Diana | |
| Șoșoacă, umstrittene Kandidatin der ultrarechten Partei SOS-Rumänien, darf | |
| nicht für das rumänische Präsidentschaftsamt kandidieren. In seiner | |
| Einseitigkeit öffnet das Urteil Tür und Tor für willkürliche Eingriffe in | |
| das Grundrecht, gewählt zu werden oder zu wählen. | |
| In der Urteilsbegründung heißt es, die Kandidatin habe eine | |
| verfassungsfeindliche Haltung sowie eine [1][Nato- und EU-skeptische | |
| Einstellung.] Die rumänische Verfassung enthält aber keinerlei Paragraphen, | |
| die das verbietet. Die Verfassungsrichter scheinen zudem vergessen zu | |
| haben, dass nicht sie über die Zulassung der Kandidaten zu entscheiden | |
| haben, sondern einzig und allein die dafür zuständige Wahlbehörde. Die | |
| Feststellung verfassungs- und fremdenfeindlicher, antisemitischer oder | |
| rechtsextremer Straftaten einzelner Personen fallen in den | |
| Zuständigkeitsbereich der Staatsanwaltschaft. | |
| Bislang haben aber die rumänischen Justizbehörden kaum Verfahren gegen | |
| [2][Holocaustleugner, Antisemiten, Volksverhetzer] eingeleitet, von denen | |
| es etliche auch in anderen Parteien gibt. Ebenso wenig gegen Parteilose, | |
| die in Medien Kriegsverbrecher, [3][Faschisten, Rassisten regelmäßig als | |
| Vorbilder verherrlichen]. Diana Șoșoacă betrachtet sich nun als Opfer und | |
| Märtyrerin eines korrupten Systems. Gegen das sie angetreten ist, um es, | |
| wie sie sagt, zu reformieren und von der „jüdischen Fremdherrschaft“ zu | |
| befreien. Der Machtmissbrauch des Verfassungsgerichts verschafft ihr | |
| politisches Kapital und wird demokratiefeindliche Kräfte in der rumänischen | |
| Gesellschaft nicht zum Schweigen bringen. Das Verfassungsgericht hat einen | |
| gefährlichen Präzedenzfall geschaffen. | |
| Vorurteile gegen den Staat werden durch das Urteil nicht abgebaut, sondern | |
| vertieft. Das Urteil bestätigt die fixe Idee der Rechtsnationalisten, das | |
| Land sei ein Spielball in den Händen fremder Mächte. Um diesem Gedankengut | |
| entgegenzuwirken, wäre eine demokratische Auseinandersetzung nützlicher als | |
| zweifelhafte und kontraproduktive Verbote. | |
| 11 Oct 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Nach-den-EU-Wahlen/!6016736 | |
| [2] /Rechte-in-Rumaenien/!6012524 | |
| [3] /Rechtsradikalismus-in-Rumaenien/!6027530 | |
| ## AUTOREN | |
| William Totok | |
| ## TAGS | |
| Rumänien | |
| Gericht | |
| Verbot | |
| Kandidatur | |
| Social-Auswahl | |
| Rumänien | |
| Rumänien | |
| Schwerpunkt Europawahl | |
| Europäische Union | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Wahlen in Rumänien: Ein Rechtsradikaler will Präsident werden | |
| George Simion könnte bei den Präsidentenwahlen am Sonntag auf dem zweiten | |
| Platz landen. In der Stichwahl hätte er jedoch gute Chancen. | |
| Rechtsradikalismus in Rumänien: Fragwürdige Heilige | |
| Rumäniens orthodoxe Kirche hat drei frühere rechtsradikale Geistliche in | |
| den Stand der Heiligen versetzt. Sie hätten Wunder vollbracht. | |
| Nachwehen der EU-Wahl in Rumänien: Auf dem Sprung nach Brüssel | |
| Die rumänische ultrarechte Anwältin und Abgeordnete Diana Ivanovici-Şoşoacă | |
| erringt einen Sitz im EU-Parlament. An Skandalen mangelt es schon jetzt | |
| nicht. | |
| Nach den EU-Wahlen: Bündnisse am rechten Rand | |
| Die extrem rechten Parteien gewinnen im EU-Parlament an Sitzen. Ihre | |
| Zusammenarbeit könnte aber an Differenzen scheitern. |