Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Konzert von Troye Sivan in Berlin: Androgyner Popprinz in ihrer Mit…
> Im ausverkauften Berliner Velodrom gab der Australier Troye Sivan allen
> eine gute Zeit. Es war das erste von fünf Deutschlandkonzerten seiner
> Tour.
Bild: Der australische Singer-Songwriter Troye Sivan (Mitte) mit seinen Tänzer…
Berlin taz | Am Ende spielt Troye Sivan ihn gleich zweimal: „Rush“, den
Song, mit dem er sich im vergangenen Sommer in die Ohren und Herzen vor
allem, aber nicht nur der LGBTQIA+-Popcommunity geschmiegt hat. Und das
Publikum singt ihn mit, den elektrisierenden Chorus jener Hymne des
Australiers auf das süße Leben, auf Partys, Flirten und Rummachen, auf
queeren Hedonismus und auch auf Poppers möglicherweise. Die Fabrikate manch
einer Sex-Droge tragen denselben Namen.
„Rush“ habe ihn verändert, erzählt Sivan, kurz bevor er den Song erstmals
anstimmt, Berlin habe ihn verändert. Ebendort, in Berlin, gab er am
Dienstagabend im ausverkauften Velodrom sein erstes von fünf
Deutschlandkonzerten. Er hätte davon geträumt, „Rush“ in Berlin zu
performen.
Sivan hat das Musikvideo dort gedreht. Nackte Pos am Strandbad Weißensee
sieht man darin, schöne, leicht bekleidete Menschen in nur zum Teil
inszenierten Partyszenen an diversen Orten, am Schluss – unverkennbar – die
Warschauer Brücke. Man nimmt es ihm ab, aufgekratzt wirkt er, sichtlich
bewegt. Zur zweiten Runde holt er den Cast des Musikvideodrehs auf die
Bühne.
Sein neuestes, drittes Album
„Something To Give Each Other“, der Titel seines neuesten, dritten Albums
wird immer wieder auf einem Bildschirm eingeblendet, er ist auch Motto des
Abends. Geben will Sivan seinem Publikum vor allem eins: eine gute Zeit,
Fun, davon ist immer wieder die Rede, Musik natürlich, die fast so gut
klingt wie vom Band, aber auch viel fürs Auge.
Fünf verschiedene Outfits präsentiert Sivan während seines 75-minütigen
Auftritts, der mit „Got Me Started“, der zweiten Single des Albums,
beginnt. Dazu eine sexuell aufgeladene Choreografie, wilde Hüftschwünge,
sich aneinander reibende Körper, Lap-Dances, Knutscheinlagen. Sechs Tänzer
tragen Sivan auf Händen, werfen wie zum Can-Can die Beine in die Höhe,
tänzeln – mitunter, bei „One of Your Girls“, auf Highheels – und winden
sich, grazil und euphorisch, rund um den androgynen Popprinz in ihrer
Mitte.
[1][Troye Sivan], geboren 1995 in Johannesburg, aufgewachsen in Australien,
versuchte als Teenager schon früh sein Glück in Castingshows. Bei
Starsearch kam er 2007 bis ins Finale. Ein Jahr später veröffentlichte er
eine erste EP, „Dare to Dream“, zeitgleich begann er zu schauspielern, am
Theater und im Film.
Coming-Out auf YouTube
2012 startete er einen erfolgreichen Youtube-Kanal, wo er dann 2013 einiges
an Aufmerksamkeit auf sich zog, als er sich [2][als homosexuell outete].
Acht Minuten dauert das Video, in dem er über sein Schwulsein spricht und
darüber, dass das nichts sei, weswegen man sich schämen müsse.
Über neun Millionen Menschen haben sich das Video bis heute angeschaut, die
internationale Presse berichtete. Sivan begann zum Zeitpunkt der
Veröffentlichung gerade, mit einem großen australischen Plattenlabel
zusammenzuarbeiten. Ein Wagnis war das Video damals noch, geschadet hat es
ihm nicht. 2015 erschien sein Debütalbum „Blue Neighbourhood“, 2018 dann
„Bloom“.
Über zehn Jahre ist Sivans Coming-out-Video jetzt her. Wäre es heute
überhaupt noch ein Thema? Noch in den neunziger und nuller Jahren wurden
schwule Popstars angehalten, ihre sexuelle Orientierung zu verheimlichen.
Der Wind hat sich gedreht. Offen homosexuell lebende Künstler*innen sind
im Mainstreampop zwar weiterhin in der Minderheit, aber es gibt sie.
Zufall ist es natürlich, dass Sivans Berlinkonzert exakt 30 Jahre nach
[3][Abschaffung des Schwulenparagrafen 175] in Deutschland stattfand.
Zufall auch, dass an einem anderen Kulturort der Stadt, in der Neuen
Nationalgalerie, wenige Tage zuvor eine Ausstellung eröffnet wurde, die
Andy Warhol erstmals als explizit schwulen Künstler zeigt. Zufälle, aber es
passt alles zusammen.
12 Jun 2024
## LINKS
[1] /YouTube-Star-ueber-Gefuehle-und-Musik/!5260970
[2] /Queerer-Film-Beautiful-Thing-im-Stream/!5694259
[3] /Abschaffung-des-Paragrafen-175/!5599062
## AUTOREN
Beate Scheder
## TAGS
Konzert
Popmusik
Schwerpunkt LGBTQIA
Berlin
Social-Auswahl
Musik
Pop
Westbalkan-Staaten
Musik
## ARTIKEL ZUM THEMA
Neues Album der Band Hiatus Kaiyote: Melonen neben Rasierklingen
Der Sound der australischen Band klingt virtuos und dynamisch, aber nie
verkopft. Ihr Album ist eine großartige Einladung.
US-Sängerin Olivia Rodrigo in Berlin: Ein Weltstar wird erwachsen
Bei ihrem Berlin-Stopp ihrer Welttour „Guts“ hat Olivia Rodrigo alles
gegeben. Der wahre Star war an diesem Abend das Publikum.
Neues Album von Dua Lipa: Wassereis im Freibad
Dua Lipa veröffentlicht ihr Album „Radical Optimism“. Die Musik klingt
harmlos, aber catchy. Der Balkan sendet nun Ohrwürmer in alle Jugendzimmer.
YouTube-Star über Gefühle und Musik: „Liebe sieht aus wie Liebe“
Er ist jung, schön und ein Star mit Millionen Fans auf YouTube. Troye Sivan
über sein Coming-out, seine Songs und Nähe zwischen Jungs.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.