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# taz.de -- Sylts Bürgermeister in Bedrängnis: Abwahl wegen Burnout?
> Sylts Bürgermeister Nikolas Häckel ist seit Februar wegen Burnout
> krankgeschrieben. Nun sägt der Hauptausschuss der Gemeinde an seinem
> Stuhl.
Bild: Nikolas Häckel (links) bei der freiwilligen Räumung des Punk-Protestcam…
Hamburg taz | Nikolas Häckel, parteiloser Bürgermeister von Sylt, leidet an
einem [1][Burnout] und muss sich deshalb um seinen Job sorgen. Seit Februar
ist der 50-Jährige krankgeschrieben. Trotzdem forderte der Hauptausschuss
der Gemeinde ihn dazu auf, sich auf dessen Sitzung am vergangenen Dienstag
für seine Amtsführung zu rechtfertigen. Das kam einer Aufforderung zum
Rücktritt gleich.
Die Insel [2][Sylt] kämpft mit einer [3][Reihe von Problemen]. Der
überbordende Tourismus nimmt Einheimischen wie von außen kommenden
Beschäftigten Wohnraum und treibt die Mieten in die Höhe. Unter den Massen
leiden Infrastruktur und Natur.
Im vergangenen Jahr attestierte der Kreis Nordfriesland der Insel dann auch
noch eine schlecht organisierte und strukturierte Verwaltung. Diese Kritik
richtet sich direkt an Häckel, und ebenso deshalb, weil die Gemeinde seit
Jahren keinen gültigen Haushalt vorgelegt hat. Dass Punks bisweilen [4][auf
der Edelinsel campieren], erscheint da als vernachlässigbares Ärgernis.
Der jung wirkende Bürgermeister sollte all diese Herausforderungen gut
kennen. Als geborener Sylter ist er seit 2015 im Amt. Mit 68,4 Prozent der
Stimmen wurde er 2021 für eine weitere sechsjährige Amtszeit bestätigt. Auf
seiner Website gibt er sich leidenschaftlich und mit Herz seiner Heimat und
den Interessen der SylterInnen verbunden.
## Häckel lehnt einen Rücktritt ab
Der Diplom-Verwaltungswirt stellt sich als nahbar, offen für Neues und
weitsichtig dar – wie ein Macher, der gleichzeitig achtsam und poetisch
ist. Er verweist auf sein ehrenamtliches Engagement, seine
Vereinsmitgliedschaften und darauf, dass er die Sylter Natur genieße – gern
in Kombination mit Freunden bei einem Ausritt oder einem „schönen Glas
Wein“. Allerdings habe er sich bei seinem Einsatz für die Gemeinde als
Mensch vernachlässigt, was zu seiner Erkrankung geführt habe.
Häckels Arzt riet ihm daher von einer Teilnahme an der
Hauptausschusssitzung ab, weshalb ihn dort sein Rechtsanwalt Trutz Graf
Kerssenbrock vertrat. Dieser sagte der taz, dass es nicht rechtens sei, vom
Bürgermeister aus dem Krankenstand heraus ein Statement zu fordern. Häckel
sei momentan aufgrund seiner Krankheit grundsätzlich nicht zu sprechen.
Einen Rücktritt lehnt der Bürgermeister ab, wie Graf Kerssenbrock bei der
nicht öffentlichen Sitzung mitteilte.
Dort wurde beschlossen, dass die Anwälte der Insel und des Bürgermeisters
bis zum nächsten Hauptausschuss am 28. Mai zu einer Lösung kommen sollen,
sagte ein Pressesprecher der Gemeinde Sylt. Ist das nicht möglich, erwägen
die Fraktionen [5][laut NDR], ein Abwahlverfahren zu beantragen, das von
der Gemeindevertretersitzung bis zum 23. Mai beschlossen werden müsste.
Dafür ist eine Zweidrittelmehrheit nötig. Die stimmberechtigten BürgerInnen
der Insel könnten die Abwahl dann durchsetzen.
Aus Sicht Graf Kerssenbrocks wäre das aber genauso rechtswidrig wie schon
die „Einladung“ der Fraktionen an Häckel zu einer Stellungnahme. Das
gleiche einer Kündigung im Krankenstand wegen Krankheit. Komme es trotzdem
dazu, wäre das eine Sache fürs Arbeitsgericht, sagt der Rechtsanwalt.
16 May 2024
## LINKS
[1] /Burnout/!t5032856
[2] /Sylt/!t5020856
[3] /Doku-Fantasy-ueber-Sylt-im-Jahre-2050/!5439736
[4] /Protest-auf-Sylt/!5949361
[5] https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Sylt-Buergermeister-Haeck…
## AUTOREN
Lilli Uhrmacher
## TAGS
Sylt
Burnout
Abwahl
Arbeitsrecht
psychische Gesundheit
Schwerpunkt Stadtland
Sylt
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Lesestück Recherche und Reportage
Stadtentwicklung
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