# taz.de -- Mangelnde Energieeffizienz: Auch Rentables wird nicht umgesetzt | |
> Der Verband Deneff ließ untersuchen, wie Energie eingespart werden kann. | |
> Eine höhere CO2-Steuer und eine Umsetzungspflicht könnten helfen. | |
Bild: Ein zu seltener Anblick: Ein Wohnhaus wird energetisch saniert | |
FREIBURG taz | Deutschland wird ohne zusätzlichen Anschub durch die Politik | |
seine Energieeffizienzziele mit hoher Wahrscheinlichkeit verfehlen. Zu | |
diesem Ergebnis kommt [1][eine Analyse des Beratungsunternehmens Prognos] | |
im Auftrag der Deutschen Unternehmensinitiative [2][Energieeffizienz] | |
(Deneff). Ein Grund dafür laut Deneff: Unternehmen setzen selbst | |
hochrentable Maßnahmen oft nicht um. | |
Während im Stromsektor durch Wind und Solar immerhin Primärenergie | |
eingespart werde, habe sich der Endenergieverbrauch in Industrie und | |
Gewerbe, Verkehr und Privathaushalten im Zeitraum 2000 bis 2022 nicht | |
wesentlich verringert, sagt Friedrich Seefeldt von Prognos. Auch das im | |
November 2023 in Kraft getretenen Energieeffizienzgesetz werde ohne weitere | |
Maßnahmen nicht das selbst gesteckte Ziel erreichen, den | |
Endenergieverbrauch bis 2030 im Vergleich zum Jahr 2008 um mindestens 26,5 | |
Prozent zu senken. | |
Prognos analysierte drei Maßnahmen, die weitere Einsparungen bringen | |
können. Eine davon ist die Erhöhung des CO2-Preises, den Deutschland im | |
Brennstoffemissionshandelsgesetz festgelegt hat. Dieses umfasst jene | |
Sektoren, die nicht dem EU-Emissionshandel (ETS) unterliegen, sein | |
CO2-Preis liegt aber bislang deutlich unter dem Niveau des ETS. | |
Beispielhaft betrachten die Gutachter die Wirkungen eines Preisanstiegs auf | |
240 Euro pro Tonne CO2 im Jahr 2030. Eine „vereinfachte Abschätzung auf | |
Grundlage von Preiselastizitäten“ ergebe, dass sich dadurch der | |
Endenergieverbrauch des Jahres 2030 um zusätzlich 25 Milliarden | |
Kilowattstunden verringern lasse. Das wäre etwa ein Prozent des | |
bundesweiten Energieverbrauchs. | |
## Wenig Fortschritt bei Gebäuden | |
Eine weitere Option sei eine „[3][Effizienzverpflichtung bei Gebäuden]“, so | |
die Gutachter. Doch dieses Thema kommt im Gebäudebestand schon seit Jahren | |
nicht in dem Maße voran, wie es die Klimaziele erfordern. Das liegt vor | |
allem daran, dass die Möglichkeiten des Ordnungsrechts im Bestand eng | |
limitiert sind. | |
Bemerkenswert ist schließlich die Maßnahme Nummer drei: „Die höchsten | |
Einsparungen könnte eine verpflichtende Umsetzung von hochrentablen | |
Energieeffizienzmaßnahmen bringen“, so die Deneff. Oftmals würden Firmen | |
nämlich selbst die wirtschaftlich attraktiven Potenziale nicht ausschöpfen, | |
sagt Vorstand Christian Noll. | |
Während [4][energieintensive Unternehmen] inzwischen Einsparmöglichkeiten | |
genau im Blick haben, sei das bei vielen Mittelständlern häufig anders: | |
„Manchmal fehlt schlicht der Kümmerer im Unternehmen“, sagt Noll. Wenn die | |
Energie nicht zu den Kernthemen des Unternehmens gehöre, unterblieben | |
selbst lukrative Investitionen. | |
Durch eine Umsetzungspflicht für Effizienzmaßnahmen sei daher viel Energie | |
einzusparen, so die Deneff. Die Firmen, die zu Energieaudits verpflichtet | |
sind, hätten die entsprechenden Konzepte ohnehin in der Schublade liegen. | |
Da die Audits dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle vorliegen, | |
wäre bei einer Pflicht zur Umsetzung eine Überprüfung stichprobenweise | |
möglich. Fazit der Deneff: „Satte 100 Milliarden Kilowattstunden“ könnten | |
bis 2030 alleine durch jene Maßnahmen eingespart werden, „die erstens den | |
Unternehmen durch ihre Energieaudits und Energiemanagementsysteme bereits | |
bekannt sind und die zweitens über ihre Nutzungsdauer einen positiven | |
Kapitalwert haben“. | |
27 May 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://deneff.org/wp-content/uploads/2024/05/EnEfG-Prognos-2024-22-05.pdf | |
[2] /Tag-des-Energiesparens/!5993537 | |
[3] /Studie-ueber-energetische-Sanierungen/!6000623 | |
[4] /Hohe-Strompreise/!5985068 | |
## AUTOREN | |
Bernward Janzing | |
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