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# taz.de -- Anschlag auf linkes Zentrum in Bayern: Zerborstene Scheiben
> Der linke Treffpunkt Stern in Aschaffenburg steht im Fadenkreuz von
> Neonazis und Querdenker*innen. Nun wurde versucht, ihn in Brand zu
> setzen.
Bild: Das Zentrum Stern in der Platanenallee in Aschaffenburg ist ein Treffpunk…
Aschaffenburg taz | Der Angriff auf [1][den Stern] geschieht noch vor der
Morgendämmerung und dauert vielleicht drei Minuten. Der Nachbar über der
linken Kneipe in der Platanenallee in [2][Aschaffenburg], in der sich auch
das Antifa Café trifft, hört Scheiben klirren. Aufgeschreckt von einem
schreienden Zeugen, hasten mutmaßlich mindestens zwei Angreifer*innen
unerkannt davon in das angrenzende Schöntal, einen nahegelegenen Park. Es
ist die Nacht auf den 6. Mai gegen vier Uhr.
Der eingetragene Verein Stern existiert seit 2013, fördert alternative
Kultur sowie politische Bildung und positioniert sich deutlich gegen
rechts. In seinen Räumen finden Konzerte, Lesungen und Vorträge statt. Dort
können sich politische Gruppen treffen, wie das Klimabündnis Aschaffenburg,
die Letzte Generation und eben auch das Antifa Café.
Seit seiner Gründung ist das Stern-Zentrum [3][immer wieder angefeindet
worden], weil es sich um ein linkes, alternatives Projekt handelt. Sei es
durch Farbbomben, Schmierereien – oder Facebook-Kommentare, wie im Mai
2018: „Ich komme noch, damit ihr Faschisten endlich einen Molotow ins
Fenster kriegt.“ Ein führender Querdenker verkündete süffisant, „auf ’…
Kaffee“ vorbeizukommen. Und Neonazis klebten während
Anti-Corona-Kundgebungen Sticker an die Scheiben.
## Knappes dutzend Schreiben zerstört
Der Angriff am 6. Mai dauert nur wenige Minuten. Die jedoch reichten aus,
um ein knappes Dutzend äußerer Scheiben der Doppelglasfenster zu zerstören,
die inneren Scheiben einiger anderer Fenster, die Eingangstür und den
Schaukasten mit den Infos zum Stern. Am zerborstenen Fenster neben dem
Eingang steht ein abgedeckter Kicker, auf dem Flyer liegen, und der
Oberkörper einer Schaufensterpuppe, die ein Soli-Shirt mit Anti-AfD-Spruch
trägt.
Hinter der Scheibe lag ein Zugluftstopper, der komplett mit Flüssigkeit
durchtränkt wurde, bei der es sich um einen Brandbeschleuniger handeln
könnte. Die Polizei wertet die Flüssigkeit derzeit noch aus. Außerdem
„wurden mutmaßliche Brennstoffe gefunden, die auf eine versuchte
Brandstiftung hindeuten“, erklärt Angela Fieß, eine Sprecherin des Stern.
Mehr solle sie aufgrund der laufenden Ermittlungen, die der Staatsschutz
übernommen hat, nicht dazu sagen, da es sich um Täter*innenwissen
handle. Wäre der Brandanschlag geglückt, wären dadurch auch die über dem
Stern wohnenden Familien mit Kindern in Lebensgefahr gewesen.
Die runden Einschlaglöcher an den Fenstern könnten von roten Nothämmern
stammen, wie man sie auch in Bussen findet. Befremdlich empfindet Fieß,
dass Leute des Stern gefragt wurden, ob es sein könne, dass es innerhalb
des Vereins Knatsch gegeben habe, ein Gast verärgert gewesen sei oder ob
sie irgendetwas getan hätten und es sich um einen Gegenschlag oder
Vergeltung handeln könne. „Die Ermittlungen werden in alle denkbaren
Richtungen geführt“, sagt dazu Maximilian Basser, Pressesprecher des
Polizeipräsidiums Unterfranken.
Auf den Zeugenaufruf der Polizei hin sind bislang keine Informationen
eingegangen. Für diesen Montag haben zahlreiche Gruppen und Initiativen zu
einer Solidaritätskundgebung mit dem Stern aufgerufen. Mit dabei ist das
breite zivilgesellschaftliche Bündnis [4][Aschaffenburg ist bunt], das aus
knapp 300 Organisationen besteht. „Man rechnet mit so einem Anschlag“, sagt
Fieß. „Gerade, wenn man sieht, was im Rhein-Main-Gebiet passiert, wie das
[5][rassistische Attentat in Hanau 2020] und die Brandanschläge auf linke
Projekte 2019.“ Aber wenn es einen selber treffe, sei „das eine ganz andere
Sache“.
12 May 2024
## LINKS
[1] https://stern-ab.de/
[2] /Proteste-in-Aschaffenburg/!5956397
[3] /Proteste-in-Aschaffenburg/!5956397
[4] https://aschaffenburgistbunt.de/
[5] /Vater-von-Hanau-Opfer-ueber-Gerechtigkeit/!6001142
## AUTOREN
Leonhard F. Seidl
## TAGS
Rechte Gewalt
Rechtsextremismus
Schwerpunkt Antifa
Brandanschlag
GNS
Bayern
Bauwagen
Schwerpunkt Rechter Terror
Schwerpunkt Rechter Anschlag in Hanau
Landtagswahl Bayern
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