# taz.de -- Der Gaza-Krieg und Europa: Kontaktabbruch unter Vorbehalt | |
> Spanische Universitäten kappen ihre Beziehungen nach Israel, wenn diese | |
> kein „Bekenntnis zum Frieden“ abgeben. Studierenden geht das nicht weit | |
> genug. | |
Bild: Pro-Palästina-Lager an der Universität von Barcelona am 07. Mai | |
MADRID taz | Die Konferenz der Rektoren der spanischen Universitäten (CRUE) | |
wird alle Kooperationsvereinbarungen mit israelischen Universitäten und | |
Forschungszentren überprüfen und dann aussetzen, wenn diese „kein festes | |
Bekenntnis zum Frieden und zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts zum | |
Ausdruck gebracht haben“. So eine am Donnerstag von den Rektoren von 50 | |
öffentlichen und 27 privaten Universitäten in Spanien einstimmig | |
verabschiedete Erklärung. | |
In ihrem Schreiben bringen die Rektoren ihr „tiefes Bedauern über die sehr | |
ernsten Ereignisse, die sich [1][derzeit im Gazastreifen ereignen]“, zum | |
Ausdruck und fordern „die sofortige und endgültige Einstellung der | |
Militäreinsätze der israelischen Armee sowie aller Aktionen terroristischer | |
Art und die Freilassung der von der Hamas entführten Personen“. | |
Die Rektorenkonferenz fordert den Staat Israel auf, das Völkerrecht zu | |
respektieren und „[2][die Einreise aller humanitären Hilfe nach Gaza | |
zuzulassen]“. Außerdem müsse der „Wiederaufbau und die Wiederherstellung | |
der Palästinensergebiete so schnell wie möglich“ gewährleistet werden. | |
Darüber hinaus verpflichtet sich die Rektorenkonferenz dazu, die | |
Zusammenarbeit mit dem palästinensischen Wissenschafts- und Hochschulsystem | |
zu „intensivieren“ und ihre Kooperations- und Freiwilligenprogramme für die | |
palästinensische Flüchtlingsbevölkerung auszubauen. | |
## Studierende fordern den „totalen Bruch“ | |
Gleichzeitig wollen die Rektoren sicherstellen, „dass es im Rahmen der | |
Ausübung der freien Meinungsäußerung nicht zu gleichermaßen verwerflichem | |
Verhalten wie Antisemitismus oder Islamfeindlichkeit sowie anderen | |
hasserfüllten Verhaltensweisen innerhalb der Universitätsgemeinschaften | |
kommt“. | |
Die Erklärung der Rektoren ist eine Reaktion auf die seit Ende vergangener | |
Woche anhaltenden Proteste an mehreren Universitäten in Spanien. An | |
mehreren großen Hochschulen, wie etwa im Baskenland, in Barcelona oder in | |
Madrid haben die Studenten Protestcamps gegen den „Völkermord Israels an | |
den Palästinensern“ eingerichtet. [3][Sie schließen sich ihren | |
US-amerikanischen Kommilitonen an.] | |
Die Reaktion der Protestierenden auf die Erklärung der Rektorenkonferenz | |
ließ nicht auf sich warten. Der Sprecher des sogenannten | |
„Interuniversitären Blocks von Madrid“, Víctor Lucio, kündigte an, dass … | |
Protestcamps aufrechterhalten werden. Die Erklärung der Rektorenkonferenz | |
beinhalte nur „Versprechungen und leere Worte“. | |
Statt der angekündigten Überprüfung der Zusammenarbeit fordert Lucio den | |
„totalen Bruch“ mit Universitäten und auch mit Unternehmen in Israel. Die | |
Protestierenden werfen den Rektoren vor, den Krieg Israels in Gaza nicht | |
klar als Völkermord zu bezeichnen. | |
## Spanien will Palästina als Staat anerkennen | |
Auch von der spanischen Linksregierung verlangen die Studenten eine „klare | |
Verurteilung des Völkermords durch Israel“. Dem sozialistischen | |
Ministerpräsidenten Pedro Sánchez kam bisher das Wort „Völkermord“ nicht | |
über die Lippen. Allerdings verurteilte er immer wieder die Militäreinsätze | |
im Gaza und fordert den Schutz der Zivilbevölkerung. | |
Sánchez befindet sich derzeit in Gesprächen mit seinen europäischen | |
Amtskollegen, um Palästina als Staat anzuerkennen. Zumindest bei der | |
irischen Regierung stößt er dabei auf offenen Ohren. Madrid und Dublin | |
planen, am 21. Mai ihre Anerkennung öffentlich zu machen. | |
10 May 2024 | |
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## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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