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# taz.de -- Scarlett Johansson gegen OpenAI: Nimm das, KI!
> OpenAI darf Scarlett Johansson Stimme nicht als KI-Version verwenden. Das
> ist ein Teilerfolg.
Bild: Scarlett Johansson hat nicht nur im Film „Black Widow“ genügend Ausr…
Sam Altmann, Chef des ChatGPT-Entwicklers OpenAI, fragte den
Hollywood-Star Scarlett Johansson im Herbst 2023, ob sie ihre Stimme für
eine neue Assistenzsoftware bereitstellen würde. Johansson lehnte ab. Nach
ihrer Darstellung, die von OpenAI nicht bestritten wird, wurde auch eine
erneute Nachfrage vor zwei Wochen abgelehnt.
In jedem gewöhnlichen Geschäftsfeld wäre die Geschichte damit zu Ende
gewesen. Nicht jedoch in der Blase des Größenwahnsinns, in der
Technologie-Milliardäre zu leben scheinen. Bei der Vorstellung neuer
Sprachassistenten präsentierte OpenAI vor einigen Tagen unter anderem die
Stimme „Sky“, die verdächtig nach Scarlett Johansson klang. In einem
Social-Media-Post drückte Sam Altman seine Begeisterung mit nur einem Wort
aus: „her“. Rein zufällig ist das [1][der Titel eines Films, in dem
Johansson einer künstlichen Intelligenz] die Stimme leiht.
Hinter den Kulissen folgte der eilige Austausch anwaltlicher Schriftsätze,
an deren Ende OpenAI, nach Angaben Johanssons „nur widerwillig“, die
Stimmkopie abschaltete. Das Unternehmen erklärte nun, dass die verwendeten
Stimmen nicht absichtlich Prominente nachmachen sollten und behauptet, dass
„Sky“ keine Imitation von Scarlett Johanssons Stimme sei. Das kann die
Schauspielerin gelassen übergehen.
[2][In ihrem Statement macht Johansson deutlich, dass sie mehr Transparenz]
über die Mechanismen des AI-Geschäfts und besseren gesetzlichen Schutz
individueller Rechte der Kreativen erwartet. Damit befindet sich die
Schauspielerin auf einer Linie mit ihrer Gewerkschaft, SAG-AFTRA, die mit
Nachdruck für Gesetze lobbyiert, die die unautorisierte Verwendung von
Stimmen und Abbildern ihrer Mitglieder verhindern sollen. Das ist ein
wichtiger Schritt zum Schutz kreativer Arbeit. Es ist aber nur ein Anfang,
um mit Produktionsbedingungen im digitalen Zeitalter umzugehen.
## Die Stimme verkaufen
Die Pseudoentschuldigung von OpenAI gibt einen Hinweis darauf, wohin die
Reise künftig gehen soll. So wird behauptet, dass die Stimmen der
Sprachassistenten, inklusive der Johansson-Kopie, von bezahlten
Schauspieler*innen eingesprochen seien. Man könne deren Identitäten
aber zum Schutz der Privatsphäre nicht offenbaren. Privatsphäre ist ein
etwas unplausibles Argument in einem Geschäft, in dem sich Marktwert doch
aus öffentlicher Wahrnehmung errechnet und unbekanntere
Schauspieler*innen jeden Werbespot, an dem sie mitgewirkt haben, stolz
in der Vita präsentieren.
Aber die Anonymität der Stimmen ergibt durchaus Sinn. Schließlich müssen
Voice Actors etwa in Videospielen und Hörbüchern oft die Verwertungsrechte
an ihren Stimmen über die eingesprochenen Rollen hinaus den Studios
einräumen. Die können das Material bequem verkaufen und verändern.
So werden Stimmdatenbanken aufgebaut, die sich aus der Arbeit realer
Schauspieler*innen speisen. OpenAI kann aus diesem Pool die benötigten
Stimmen ungefragt kaufen und das Studio verdient ohne Aufwand extra. Keine
Schauspielerin kann dagegen vorgehen – die Fremdnutzung ist von vornherein
autorisiert.
Noch ist jedoch nicht alles verloren, solange die mächtigen Gewerkschaften
der Schauspieler*innen und Autor*innen in Hollywood sich mit Blick
auf AI nicht ausschließlich auf Copyrights, sondern zunehmend auf weiter
gefasste Regeln für eine faire Weiterverwertung konzentrieren. Dann kann in
Zukunft nicht nur Scarlett Johansson mit ihren teuren Anwälten [3][Figuren
wie Sam Altman in ihrer ganzen Peinlichkeit] vorführen.
21 May 2024
## LINKS
[1] /Spike-Jonzes-neuer-Spielfilm-Her/!5045623
[2] https://variety.com/2024/digital/news/scarlett-johansson-responds-shocked-a…
[3] /Chaos-bei-OpenAI/!5972516
## AUTOREN
Daniél Kretschmar
## TAGS
Schwerpunkt Künstliche Intelligenz
Scarlett Johansson
Hollywood
Schauspielerin
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Filmbranche
Spielfilm
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