# taz.de -- Plattformen beim Online-Shopping: Weg vom Händler, hin zum Marktpl… | |
> Im Online-Handel geht der Trend zur Plattform. Das hat Nachteile – nicht | |
> nur für Händler, sondern auch für für Verbraucher:innen. | |
Bild: Temu: Gerade bei jungen Menschen ist die Plattform beliebt | |
BERLIN taz | Marktplätze spielen im Online-Handel eine zunehmend größere | |
Rolle. Immer mehr Kund:innen bestellen Waren über sie, ihr Marktanteil | |
wächst. Unternehmen, die in der Vergangenheit noch als Händler agierten, | |
werden selbst zu Plattformen. Das sind Befunde aus dem [1][jährlichen | |
Online-Monitor], den der Handelsverband Deutschland (HDE) am Montag | |
vorgestellt hat. | |
„Marktplätze sind besonders stark gewachsen im vergangenen Jahr“, sagte der | |
stellvertretende HDE-Geschäftsführer Stephan Tromp. Mit einem Plus von 10 | |
Prozent im Vergleich zum Vorjahr liege ihr Marktanteil im Online-Handel nun | |
bei 54 Prozent. | |
Im Unterschied zu klassischen Online-Händlern agieren Marktplätze oder | |
Plattformen nicht selbst als Verkäufer, sondern als Vermittler, der Händler | |
und Kund:innen zusammenbringt. Groß gemacht hat das Modell Amazon. Der | |
US-Konzern schafft mittlerweile mehr Umsätze mit seinem Marktplatzgeschäft | |
als mit dem Eigenhandel. Aber auch hiesige Unternehmen wie Otto oder | |
Kaufland agieren mittlerweile nicht nur als Händler, sondern auch als | |
Plattform. | |
Für den Markt und die Nutzer:innen bieten Plattformen zwar Vorteile, | |
weil sich etwa Waren schneller auffinden lassen. Sie haben aber auch | |
[2][Nachteile] und Risiken. Zum Beispiel eine Tendenz zur Konzentration. | |
„60 Prozent des deutschen Online-Umsatzes wird über Amazon getätigt“, sag… | |
Tromp. Amazon hat also hier umfangreiche Einblicke – einerseits in das | |
Kaufverhalten und damit das Leben der Kund:innen und andererseits in die | |
Geschäfte der Firmen, die ihre Waren über seinen Marktplatz verkaufen. | |
## Wer ist der Verkäufer? | |
Ein weiterer Nachteil: Kund:innen sehen meist nur bei genauem Hinschauen, | |
wer eigentlich ihr Vertragspartner ist. So gaben in einer Umfrage des | |
Verbands 40 Prozent der Befragten an, schon einmal ungewollt im Ausland | |
bestellt zu haben. Gerade bei Käufen außerhalb der EU ist es jedoch für | |
Kund:innen oft deutlich schwieriger, zum Beispiel fehlerhafte Produkte zu | |
reklamieren. | |
China führt laut einer Umfrage der Marktforschungsfirma IFH Köln die Liste | |
der Länder für Auslandsbestellungen an. Das hat auch mit verhältnismäßig | |
jungen Anbietern wie Temu zu tun. Die 2022 gegründete Plattform bringt | |
Anbieter aus China mit Kund:innen vor allem in Europa und den USA | |
zusammen. Gerade bei jungen Menschen ist die Plattform beliebt – im | |
vergangenen Jahr war ihre App das in Deutschland am häufigsten | |
heruntergeladene Shopping-Tool. | |
Den deutschen Händlern ist die neue Konkurrenz ein Dorn im Auge. Der Chef | |
der Drogeriekette Rossmann forderte im Handelsblatt, Temu abzuschalten, | |
halte sich der Anbieter nicht an die Regeln. Der HDE zeigte sich gemäßigter | |
und forderte vor allem, das „Vollzugsdefizit“ zu beseitigen. | |
„Die aktuelle Paketflut macht die Durchsetzung der Gesetze zurzeit | |
unmöglich“, kritisierte Tromp. Im vergangenen Jahr seien 2 Milliarden | |
Pakete mit einem angegebenen Warenwert von unter 150 Euro – das ist die | |
Zollfreigrenze – in die EU eingeführt worden. Branchenexpert:innen | |
gehen davon aus, dass diese Deklaration nicht immer dem tatsächlichen Wert | |
entspricht. | |
In vier Jahren soll diese Grenze wegfallen, der HDE fordert, das | |
vorzuziehen. Darüber hinaus müsse der Zoll mehr Stichproben machen und die | |
EU dafür sorgen, dass Vertreter:innen von Nicht-EU-Plattformen | |
innerhalb der EU greifbar seien, um etwa Bußgelder einziehen zu können. | |
Zwar ist eine Vertretung in der Union aktuell schon Pflicht – doch die sei | |
häufig nur eine Adresse, so Tromp. | |
Auch Verbraucherschutzverbände haben die Plattformen im Visier: So mahnte | |
der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) bereits im März Temu ab. Er | |
[3][warf dem Unternehmen unter anderem Dumpingpreise und die Verwendung | |
sogenannter Dark Patterns vor]. Das sind Designelemente, die | |
Nutzer:innen etwa dazu bringen sollen, mehr zu kaufen. Diese sind seit | |
Februar in der EU verboten. Das Unternehmen widerspricht den Vorwürfen. | |
6 May 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://einzelhandel.de/online-monitor | |
[2] /Shoppen-auf-Online-Marktplaetzen/!6003913 | |
[3] /Umstrittene-Shopping-Plattform-Temu/!6000467 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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