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# taz.de -- Ratenzahlung beim Online-Shopping: Gleich gekauft, später verschul…
> Einfache Optionen zur Ratenzahlung – das ist beim Einkauf im Internet
> Standard. Doch das Risiko solcher Angebote ist hoch.
Bild: Verbraucherzentralen fordern mehr Schutz bei Online-Käufen
Berlin taz | Beim Online-Shopping später oder auf Raten zu zahlen wird
zunehmend üblich – und ist immer häufiger die Ursache für eine
Verschuldung. Das ist das Ergebnis einer Erhebung der
Schuldnerberatungsstellen, die die Arbeitsgemeinschaft der
Schuldnerberatung am Mittwoch vorgestellt hat. 65 Prozent der teilnehmenden
Beratungsstellen berichten demnach, dass Probleme im Zusammenhang mit „Buy
now, pay later“-Angeboten im Vergleich zum Vorjahr zugenommen hätten.
„Buy now, pay later überfordert viele Kund:innen“, sagt Wiebke Rockhoff,
Referentin für Schuldnerberatung bei der Diakonie Deutschland. Vielen
Betroffenen sei beim Kauf überhaupt nicht klar, dass sie einen Kredit bei
einem Drittanbieter abschließen.
„Buy now, pay later“ ist ein modernerer Begriff für Raten- oder
Rechnungskauf. Anders als bei den klassischen Modellen lassen sich die
Beträge hier kleiner aufteilen und der Kauf ist dennoch schnell
abschließbar – ein extra Kreditantrag ist nicht nötig. Verschiedene
Zahlungsdienstleister bieten es an, von Amazon Pay über [1][Klarna] bis
Paypal. Die Details unterscheiden sich, etwa die Höhe der anfallenden
Zinsen. Doch die Einladung, erst einmal zu kaufen und sich später um die
Bezahlung Gedanken zu machen, ist die gleiche.
„Wir haben so gut wie keine Gläubigerliste mehr, in der nicht ein solches
Bezahlsystem vertreten ist“, sagt Marco Rauter, Leiter der AWO Schuldner-
und Insolvenzberatung in Berlin-Neukölln. Die Betroffenen verlören häufig
den Überblick über die noch ausstehenden Summen. Das könne etwa dazu
führen, dass das Konto bei einer Abbuchung nicht gedeckt ist – was die
Kosten weiter steigen lässt.
## Auch die Bafin warnt
In den Fokus der Kritik geriet „Buy now, pay later“ erstmals, als in den
Pandemiejahren Nutzer:innen anfingen, unter Hashtags wie #klarna oder
#klarnaschulden Tiktok-Videos mit Screenshots von ihren Klarna-Konten zu
posten, auf denen sich teilweise vierstellige Schuldensummen angehäuft
hatten. In diesem Kontext warnte auch die Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) davor – weil es schwer fallen könne,
den Überblick zu behalten.
Auch von den Verbraucherzentralen kommt Kritik an der Praxis. „Es besteht
die Gefahr, sich durch unüberlegte ‚Buy now, pay later‘-Angebote auf Jahre
hinaus zu verschulden“, sagte Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der
Verbraucherzentrale NRW anlässlich einer Aktionswoche Ende Mai. Die
einfachen Bezahlmöglichkeiten verführten zu Spontankäufen, das Geld fehle
dann an anderer Stelle. Gerade für Menschen mit geringer finanzieller
Erfahrung könne das problematisch werden.
Verbraucherschützer:innen kritisieren weitere Details: So gebe es
Fälle, in der der Zinssatz auf den ersten Blick bei Null zu liegen scheint
– das beziehe sich aber nur auf einen begrenzten Zeitraum, dann werde es
teurer. Forderungen würden häufig vom Anbieter zusammengefasst, so dass für
die Betroffenen nicht mehr ersichtlich sei, was auf welchen Kauf
zurückgehe.
Die Berater:innen fordern daher mehr Transparenz für Menschen, die
online einkaufen und ein Recht auf Schuldnerberatung für alle Menschen.
Zumindest ersteres sieht die [2][EU-Verbraucherkreditrichtlinie] vor, die
im vergangenen Jahr verabschiedet wurde. Bis diese zum Tragen kommt, wird
es aber noch dauern – die Mitgliedsstaaten müssen sie erst bis zum Herbst
kommenden Jahres umsetzen.
12 Jun 2024
## LINKS
[1] /Big-Brother-Awards-verliehen/!5851412
[2] https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=OJ%3AL_202302225
## AUTOREN
Svenja Bergt
## TAGS
Verbraucherschutz
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