# taz.de -- Hoffnung auf Feuerpause: Hamas prüft Freilassung von Geiseln | |
> Frankreich, Ägypten und Jordanien fordern einen sofortigen | |
> Waffenstillstand. Für eine Bodenoffensive in Rafah gibt es offenbar | |
> bereits einen Termin. | |
Bild: Mitarbeiter:innen des Palästinensischen Roten Kreuzes inspizieren Chan Y… | |
GAZASTREIFEN/JERUSALEM afp/taz | In den Verhandlungen um eine Waffenruhe im | |
Gazastreifen prüft die radikalislamische Hamas nach eigenen Angaben einen | |
dreistufigen Vermittlervorschlag. Obwohl Israel während der Gespräche auf | |
keine der Forderungen eingegangen sei, „prüft die Führung der Bewegung den | |
vorgelegten Vorschlag“, erklärte die islamistische | |
Palästinenserorganisation am Dienstag. Der Vorschlag sieht in einem ersten | |
Schritt eine sechswöchige Feuerpause vor, heißt es Kreisen der Hamas. | |
[1][Derweil forderten Frankreich, Ägypten und Jordanien einen | |
„unverzüglichen“ Waffenstillstand in dem Krieg.] | |
Laut dem Vorschlag soll die [2][Waffenruhe einen Austausch von israelischen | |
Geiseln und palästinensischen Gefangenen ermöglichen.] Demnach sollen | |
insgesamt 42 der in den Gazastreifen verschleppten Menschen freigelassen | |
werden. Im Gegenzug solle Israel bis zu 900 inhaftierte Palästinenser | |
freilassen, von denen etwa 100 lange oder lebenslange Haftstrafen verbüßen. | |
Wie eine mit den Verhandlungen vertraute Person mitteilte, sieht die erste | |
Phase des Vorschlags auch die Rückkehr vertriebener palästinensischer | |
Zivilisten in den Norden des Gazastreifens sowie 400 bis 500 Lastwagen mit | |
Hilfslieferungen für das Palästinensergebiet täglich vor. | |
In der zweite Phase soll demnach die Freilassung aller israelischer Geiseln | |
geschehen, inklusive Soldaten und Offiziere, im Austausch für eine Anzahl | |
palästinensischer Flüchtlinge, die noch festgelegt werden soll. Zu diesem | |
Zeitpunkt sollten zudem israelische Militärkontrollpunkte beseitigt werden, | |
erläuterte die Hamas-Quelle. Ein dritter Teil des Abkommens beinhaltet | |
demnach einen dauerhaften Waffenstillstand und einen vollständigen Rückzug | |
Israels aus dem Gazastreifen. | |
## Weiter Diskussion um Bodenoffensive in Rafah | |
Seit dem Wochenende verhandeln Israel und die Hamas erneut unter der | |
Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars in Kairo über ein Abkommen zur | |
Geiselfreilassung und einer Feuerpause im Gazastreifen. Dabei wurde nach | |
US-Angaben der Hamas „am Ende des Wochenendes ein Vorschlag unterbreitet“. | |
„Nun liegt es an der Hamas, diesen Vorschlag umzusetzen“, sagte in | |
Washington der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. | |
Inhaltliche Details zu dem Vorschlag nannte er nicht. | |
Zeitgleich hielten die Diskussionen um eine bevorstehende israelische | |
Offensive in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens an. Die USA | |
sprachen sich erneut gegen eine solche Offensive aus. Angesichts der 1,5 | |
Millionen Palästinenser, die nach Rafah geflüchtet seien, hätten die USA | |
„Israel gegenüber deutlich gemacht, dass wir glauben, dass eine | |
militärische Großinvasion von Rafah immens schädliche Auswirkungen auf | |
diese Zivilisten haben und letztlich der Sicherheit Israels schaden würde“, | |
sagte US-Außenamtssprecher Matthew Miller. | |
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte die bevorstehende | |
Offensive zuvor bestätigt und davon gesprochen, dass bereits ein Termin | |
dafür feststehe. Der Sieg über die radikalislamische Hamas erfordere „den | |
Einmarsch in Rafah und die Eliminierung der dortigen | |
Terroristenbataillone“, sagte Netanjahu. „Das wird geschehen – es gibt ein | |
Datum.“ | |
Israel zufolge ist die Stadt an der Grenze zu Ägypten die letzte | |
verbliebene Hochburg der Hamas in dem Palästinensergebiet. Ungeachtet | |
internationaler Kritik hält Israel an seinen Plänen für eine Offensive | |
fest. Die westlichen Verbündeten Israels, darunter die USA und Deutschland, | |
hatten sich gegen eine Offensive in Rafah ausgesprochen. | |
## Forderungen nach Waffenstillstand werden lauter | |
Frankreich, Ägypten und Jordanien forderten derweil einen „unverzüglichen“ | |
Waffenstillstand im Krieg im Gazastreifen. „Der Krieg in Gaza und das damit | |
verbundene katastrophale menschliche Leid müssen unverzüglich beendet | |
werden“, schrieben der französische Präsident Emmanuel Macron, sein | |
ägyptischer Kollege Abdel Fattah al-Sisi und der jordanische König Abdullah | |
II. in einem Beitrag für mehrere Tageszeitungen. | |
„Angesichts der unerträglichen Zahl von Opfern (…) betonen wir die | |
dringende Notwendigkeit eines dauerhaften Waffenstillstands in Gaza“, | |
schrieben sie weiter. Die Staatschefs forderten, einen Aufruf des | |
UN-Sicherheitsrats zu einem Waffenstillstand „ohne weitere Verzögerung | |
vollständig“ umzusetzen – ebenso wie die Freilassung der von der Hamas | |
festgehaltenen Geiseln. | |
Überdies warnten Macron, al-Sisi und Abdullah II. vor den „gefährlichen | |
Konsequenzen einer israelischen Offensive in Rafah“. „Eine solche Offensive | |
würde nur den Verlust von Menschenleben und das Leid vergrößern, das Risiko | |
und die Folgen einer massiven Zwangsumsiedlung der Bevölkerung von Gaza | |
verschärfen und zu einer drohenden Eskalation in der Region führen.“ | |
Die Hamas hatte den Krieg am 7. Oktober mit ihrem beispiellosen Überfall | |
auf Israel ausgelöst. Kämpfer der von der EU und den USA als | |
Terrororganisation eingestuften Hamas und weiterer militanter | |
Palästinensergruppen drangen in israelische Orte ein und verübten Massaker | |
an Zivilisten. Nach israelischen Angaben töteten sie etwa 1.170 Menschen, | |
zudem verschleppten sie rund 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen. | |
[3][Als Reaktion auf den Angriff startete Israel einen massiven | |
Militäreinsatz im Gazastreifen.] Nach jüngsten Angaben der Hamas, die sich | |
nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei mehr als 33.200 Menschen | |
getötet. | |
9 Apr 2024 | |
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