Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Studie über ökonomische Schäden: Klimakrise schrumpft Weltwirtsc…
> Die Erderhitzung lässt nicht nur Gletscher, sondern auch den Wohlstand
> schmelzen, warnen Klimaforscher*innen. Auch in Deutschland.
Bild: Malerische Agrar-Idylle? Die Klimakrise wird immer mehr zu Ernteausfälle…
Die Klimakrise macht uns ärmer: Die Weltwirtschaft droht durch die
Erderhitzung bis 2050 etwa um ein Fünftel zu schrumpfen, warnen
Klimaforscher*innen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung in
einer neuen Studie. Die Ergebnisse sind am Mittwoch [1][in der
Fachzeitschrift Nature erschienen]. Es drohe ein drastischer
Einkommensverlust, auch in Deutschland.
Insgesamt schätzen die Forschenden die jährlichen Schäden im Jahr 2050 auf
weltweit rund 38 Billionen US-Dollar, das entspricht nach aktuellem
Wechselkurs 35,7 Billionen Euro. Die Probleme sind vielfältig: Dürren oder
Starkregen raffen zum Beispiel Ernten dahin. Die zunehmende Hitze führt zu
Erschöpfung bei Beschäftigten, was die Arbeitsleistung verringert.
Das haben auch andere Untersuchungen schon ergeben. Die Ökonom*innen des
Versicherers Allianz [2][hatten zum Beispiel im vergangenen Jahr
ausgerechnet], wie eine einzige sommerliche Hitzewelle in den Vereinigten
Staaten, Südeuropa und China zu verminderter Produktivität führte. Das
Ergebnis: Die extremen Temperaturen, die durch die Klimakrise
wahrscheinlicher wurden, hätten die Länder 2023 im Schnitt 0,6
Prozentpunkte des Bruttoinlandsprodukts gekostet.
Die zur Jahrhunderthälfte zu erwartenden Schäden werden laut der aktuellen
Studie aus Potsdam sechsmal mehr kosten als Maßnahmen, um die globale
Erwärmung auf 2 Grad zu begrenzen. Selbst guter Klimaschutz könne aber
nicht mehr verhindern, dass die Wirtschaft schrumpft – schließlich läuft
die Erwärmung längst. Auch Deutschland hat sich schon deutlich aufgeheizt.
Das Jahrzehnt von 2014 bis 2023 war im Schnitt 2,3 Grad wärmer als das
übliche Niveau zu Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.
Mittlerweile sterben hierzulande laut Robert-Koch-Institut jährlich
Tausende infolge von Hitze.
## Klimabedingte Wohlstandsvernichtung aufhalten
„Unsere Studie zeigt, dass der Klimawandel innerhalb der nächsten 25 Jahre
in fast allen Ländern der Welt massive wirtschaftliche Schäden verursachen
wird, auch in Ländern wie Deutschland, Frankreich und den Vereinigten
Staaten“, sagt Klimaforscherin Leonie Wenz, die die Untersuchung geleitet
hat. „Diese Schäden innerhalb der nächsten Jahre sind eine Folge unserer
bisherigen Emissionen.“
Ist die klimabedingte Wohlstandsvernichtung gar nicht mehr aufzuhalten?
Doch, zumindest teilweise, meint Wenz. Es brauche eine bessere Anpassung an
die Folgen der Klimakrise. Und: Damit die Kosten nicht noch weiter steigen,
müsse der Temperaturanstieg begrenzt werden. „Wir müssen unsere
CO2-Emissionen drastisch und sofort reduzieren – andernfalls werden die
wirtschaftlichen Verluste in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts noch höher
sein und bis Ende des Jahrhunderts im globalen Durchschnitt bis zu 60
Prozent betragen“, so Wenz.
Ihre Arbeit zeigt allerdings auch: Deutschland ist nicht das
hauptleidtragende Land. „Unsere Studie verdeutlicht die erhebliche
Ungleichheit der Klimafolgen: Zwar stellen wir fast überall Auswirkungen
fest, insgesamt das 80-Fache des derzeitigen Bundeshaushalts, aber die
tropischen Länder sind am meisten betroffen“, sagt Klimaforscher Anders
Levermann, einer von Wenz’ Ko-Autoren. Weil es dort bereits wärmer sei,
schlage dort der Klimawandel auch am heftigsten zu. Sprich: Teils reichen
schon kleinere Erwärmungen aus, um ein bislang bewohntes und
landwirtschaftlich genutztes Gebiet zur Todeszone zu machen.
## Die doppelte Ungerechtigkeit
Levermann sieht darin eine doppelte Ungerechtigkeit. „Die Länder, die am
wenigsten für den Klimawandel verantwortlich sind, werden voraussichtlich
Einkommensverluste erleiden, die 60 Prozent höher sind als in den Ländern
mit höherem Einkommen und 40 Prozent höher als in den Ländern mit höheren
Emissionen.“
Oft würden die Hauptbetroffenen auch über die geringsten Ressourcen
verfügen, um sich an die Klimafolgen anzupassen. Was zu tun ist, ist für
den Klimaforscher klar: „Die Temperatur des Planeten kann nur stabilisiert
werden, wenn wir aufhören, Öl, Gas und [3][Kohle zu verbrennen].“
17 Apr 2024
## LINKS
[1] https://www.nature.com/articles/s41586-024-07219-0
[2] https://www.gfl-broker.de/2023/08/hitzewelle-2023-kostet-06-prozent-des-bip/
[3] /Aufkauf-von-Kohlekraftwerken/!5945272
## AUTOREN
Susanne Schwarz
## TAGS
IWF
Weltwirtschaft
PIK
Schwerpunkt Klimawandel
Klimaforschung
GNS
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
Lieferketten
Weltwirtschaft
Schwerpunkt Klimawandel
## ARTIKEL ZUM THEMA
Petersberger Klimadialog: Gastgeber als Fan von Öl und Gas
Auf dem Petersberger Klimadialog zeigt sich Aserbaidschan als überzeugter
fossiler Staat. Das Problem: Er ist Gastgeber der nächsten Klimakonferenz.
Extremwetter in den arabischen Emiraten: Dubai ertrinkt in Hochwasser
Der Wüstenstaat kämpft mit Starkregen, für den seine Infrastruktur nicht
ausgelegt ist. Ein Zusammenhang mit der Erderhitzung ist wahrscheinlich.
Große „Nature“-Studie: Weltwirtschaft im Hitzestress
Der Klimawandel trifft Lieferketten weltweit: Hitzebedingte Ausfälle
bedrohen so auch Industriestaaten, zeigt eine Studie.
Weltwirtschaftsforum stellt Bericht vor: Hauptsorgen KI und Extremwetter
Zwei von drei Manager:innen in der globalen Wirtschaft erwarten binnen
zehn Jahren schlimme Krisen. Ganz oben: Desinformation und Klimawandel.
Ungewöhnlich hohe Temperaturen in Weltmeeren: Rekordhitze in den Ozeanen
Die Weltmeere schlucken viel der Wärme, die die Klimakrise mit sich bringt.
Die nun erreichten Temperaturen sind beispiellos – und werden Folgen haben.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.