# taz.de -- Reformierte Rückgabe von NS-Raubkunst: Gerechtigkeit für Madame S… | |
> Die Rechte der Eigentümer von NS-Raubkunst werden gestärkt – gut so. | |
> Jetzt kommt es aber auf die Details der Neuregelung an. | |
Bild: Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen haben 1964 Picassos „Madame So… | |
In der Münchner Pinakothek der Moderne hängt ein Porträt, das Picasso 1903 | |
von der Gattin eines Bekannten schuf, [1][„Madame Soler“] genannt. Dieser | |
leicht verkniffen dreinschauenden Dame könnte bald Gerechtigkeit | |
widerfahren – endlich. Bis heute ist nämlich strittig, ob das Gemälde von | |
den Nazis seinem jüdischen Eigentümer geraubt worden ist, so wie | |
Hunderttausende weitere Kunstwerke. Eigentlich existiert seit 20 Jahren ein | |
Gremium, das darüber entscheiden könnte, die Beratende Kommission. | |
Doch sie darf nicht. Ein Verfahren kann erst dann beginnen, wenn auch die | |
jetzigen Besitzer dem zustimmen. Das verweigern die Bayerischen | |
Staatsgemäldesammlungen und der Freistaat. Das ist so ähnlich, als hätte | |
ein Angeklagter in einem Strafprozess das Recht, sein Verfahren zu stoppen. | |
Doch damit ist jetzt endlich Schluss. [2][Bund und Länder haben sich darauf | |
geeinigt], dass über NS-Raubkunst im öffentlichen Besitz auch dann | |
entschieden werden kann, wenn sich der jetzige Besitzer dem Verfahren | |
verweigert. Damit ist absehbar, dass die Herkunft von „Madame Soler“ | |
überprüft wird, was die Erben des jüdischen Kunstsammlers Paul von | |
Mendelssohn-Bartholdy schon lange fordern. Vor allem aber können nun viele | |
bisher unbekannte Fälle von Naziraubgut endlich einer gerechten Lösung | |
zugeführt werden. | |
Ist nun also alles gut? Das wird sich erweisen. Denn nicht nur verschwindet | |
das Vetorecht mutmaßlicher Profiteure von Naziunrecht. Auch die bisherige | |
Beratende Kommission wird aufgelöst. An ihre Stelle tritt ein | |
Schiedsgericht, dessen Größe und personelle Zusammensetzung erst noch | |
geklärt werden müssen. Es ist nicht zu erwarten, dass der Freistaat Bayern | |
im Fall von „Madame Soler“ kleinlaut beidreht, ohne an anderer Stelle etwas | |
einzufordern. | |
Mit einem zahnlosen Schiedsgericht, das mehr die Interessen der Museen | |
vertritt, weniger aber die der bestohlenen Jüdinnen und Juden und ihrer | |
Nachkommen, wäre nicht viel gewonnen. In den nächsten Monaten wird klar | |
werden, wie sich das Schiedsgericht zusammensetzt – und aus wem. Wem | |
Gerechtigkeit für die Opfer der Nazis am Herzen liegt, der sollte genau | |
hinschauen, wer da berufen wird. | |
15 Mar 2024 | |
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## AUTOREN | |
Klaus Hillenbrand | |
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