# taz.de -- Kampagne gegen Bürgermeister von Bari: Rechte dichten Decaro Mafia… | |
> Meloni-Anhänger wollen Ärger im Wahlkampf provozieren und starten eine | |
> Kampagne gegen Baris Bürgermeister. Ein Bündnis fordert Solidarität mit | |
> Decaro. | |
Bild: Gedenken in Rom an die Menschen, die von der Mafia getötet wurde | |
ROM taz | Es war ein herber Schlag für die [1][örtliche Mafia in Apuliens | |
Hauptstadt Bari], der der dortigen Staatsanwaltschaft Ende Februar gelang. | |
Gleich 130 Personen des mächtigen Clans Parisi, der ein großes Rad im | |
Drogenhandel, bei Schutzgelderpressungen oder illegalen Sportwetten dreht, | |
wurden verhaftet. | |
Einer, der sich besonders freute, war Baris Bürgermeister Antonio Decaro, | |
seit knapp zehn Jahren im Amt an der Spitze einer Koalition seiner gemäßigt | |
linken Partito Democratico (PD) und kleinerer Partner. Er hatte seit je die | |
Mafia vor Ort bekämpft, deshalb steht er seit rund neun Jahren unter | |
Polizeischutz. Doch Decaro sollte das Lachen schnell vergehen. In gut zwei | |
Monaten, am 26. Mai, werden Bürgermeister und Stadtrat in Bari neu gewählt. | |
Er selbst kann nicht mehr antreten, weil Italiens Gesetz für | |
Bürgermeister_innen maximal zwei Amtszeiten vorsieht, doch der Sieg des | |
Mitte-links-Lagers in der Stadt schien ausgemacht. | |
Ein Sieg, den jetzt die Rechte – in der [2][nationalen Regierung unter | |
Giorgia Meloni] am Ruder – ausgerechnet mit den Anti-Mafia-Ermittlungen | |
zunichtemachen will. Ein bisschen Schmutz auf Decaro und seine | |
Stadtregierung wegen angeblicher Mafianähe werfen? Kaum waren die 130 | |
Mafiosi verhaftet, fanden sich sieben Parlamentarier des Rechtsblocks beim | |
Innenminister Matteo Piantedosi ein, ganz offiziell, mit Fototermin, und | |
forderten die vorzeitige Auflösung des Stadtrats von Bari wegen | |
Mafiaverstrickungen. | |
## Irgendwas soll hängen bleiben | |
Das ist zwar doppelt irrwitzig, weil [3][Ende Mai sowieso Neuwahlen] | |
anstehen, aber auch weil die Staatsanwaltschaft sogleich erklärte, die | |
Stadtspitze sei in keiner Weise mit den Clans verbandelt. Mehr noch: Im | |
letzten Wahlkampf vor fünf Jahren hatte ein Boss in einem abgehörten | |
Telefongespräch vor Bürgermeister Decaro und seiner Mannschaft gewarnt, | |
weil bei denen „nichts zu holen“ sei, während bei einem Sieg der Rechten | |
Millionenaufträge in Aussicht stünden. Aber, so die rechte Logik, irgendwas | |
wird schon hängen bleiben an Decaro. | |
Innenminister Piantedosi zeigte sich als williger Vollstrecker. Letzte | |
Woche setzte er eine Kommission ein, die die Auflösung des Stadtrats prüfen | |
soll. Normalerweise verstreichen zwischen Ermittlungen gegen Mafia-Clans | |
und der Einsetzung solcher Kommissionen mehrere Monate. Dieses Mal waren es | |
nur drei Wochen. Es geht ja auch gar nicht um die Auflösung des Stadtrats, | |
der sowieso in gut zwei Monaten neu gewählt wird, sondern darum, einzig | |
durch die Meldung, die Kommune sei mafiaverseucht, Ärger für den Wahlkampf | |
zu produzieren. | |
Doch es scheint es, als ginge Piantedosis Ansinnen nach hinten los. Rund | |
10.000 Menschen aus Bari fanden sich am vergangenen Samstag zu einer | |
kurzfristig anberaumten Demonstration des Mitte-links-Lagers, der | |
Gewerkschaften und Anti-Mafia-Vereinigungen ein, um unter dem Motto „Hände | |
weg von Bari“ ihre Solidarität mit Decaro und ihren Unmut über das | |
schmutzige Vorgehen der Meloni-Rechten zu bekunden. | |
25 Mar 2024 | |
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## AUTOREN | |
Michael Braun | |
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